# taz.de -- Die Dackel-Anomalie: Quälend kurze Beine
       
       > Mit einem Verbot von Qualzuchten will Minister Cem Özdemir Tierleid
       > verhindern. Das Gesetz ist schwammig und streng bei Hunden – und zu
       > locker bei Nutztieren.
       
 (IMG) Bild: Ein emotionales Thema für alle Dackelfreunde
       
       Die armen Dackel. Wenn sich an dem [1][Gesetzesentwurf] von
       Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) zu sogenannten
       Qualzuchten nichts ändert, droht ihnen das Verbot. Und das, obwohl das
       Agrarministerium eigentlich keine spezifische Rasse verbieten möchte. Es
       will nur jene Tiere von der Zucht ausschließen, die quälende Merkmale
       vererben könnten. Erst mal eine gute Idee. Leider schießt die Umsetzung am
       Ziel vorbei.
       
       Schwammige Formulierungen könnten dazu führen, dass nicht etwa der kranke
       Rücken eines Dackels das Ausschlusskriterium für seine Zucht wird, sondern
       allein seine Winzigkeit.
       
       Wenn „Anomalien des Skelettsystems“ dazu führen sollen, dass ein Tier von
       der Zucht ausgeschlossen wird, braucht es ein „Normal“, von dem die Tiere
       abweichen. Beim Hund ist das evolutionär bedingt der Wolf. Die Befürchtung
       vieler Hundehalter: der Dackel hat so wenig mit dem Wolf zu tun, dass die
       gesamte Rasse als Anomalie betrachtet wird.
       
       Der [2][beste Freund des Menschen] ist ein emotionales Thema für seine
       Freunde. Bevor jedoch alle Rassen verboten werden, wird das
       Agrarministerium den Gesetzesentwurf hoffentlich überarbeiten. Denn nicht
       nur die Regelungen zu Qualzuchten sind zu ungenau, auch das liebe Vieh wird
       nicht ausreichend geschützt.
       
       ## Gute Absichten, aber keine guten Umsetzungen
       
       Im durchschnittlichen Rinderbetrieb dürften die Kühe weiterhin in
       Anbindehaltung leben, Schweinen dürfte weiterhin der Schwanz abgeschnitten
       werden und Langstrecken-Tiertransporte dürften weiterhin legal bleiben.
       
       Nur weil diese Tiere lieber gegessen werden, während Hunde eher
       gestreichelt werden, verdienen sie trotzdem einen hinreichenden Schutz für
       ein angemessenes Leben. Immerhin leben in Deutschland über 200 Millionen
       Nutztiere. Dagegen gibt es „nur“ knapp über 34 Millionen Haustiere.
       
       Der Gesetzesentwurf soll [3][Qualen reduzieren]. Aber in der Umsetzung
       würde das Gesetz Verwirrung stiften und vermeidbares Leid legitimieren. Das
       Agrarministerium würde gut daran tun, sich die Kritik der Tierschützer zu
       Herzen zu nehmen und den Entwurf zu überarbeiten. Dann könnten die guten
       Absichten auch durch gute Umsetzung erreicht werden.
       
       4 Apr 2024
       
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