# taz.de -- Antisemitismusvorwurf gegen Polizei: „Ziemlich offensichtlicher Jude“
       
       > Ein Polizist drängt bei einer pro-palästinensischen Kundgebung einen
       > jüdischen Gegendemonstranten ab. Das stößt auf Empörung.
       
 (IMG) Bild: Die Konfrontation zwischen einem Londoner Polizisten und Gideon Falter
       
       LONDON taz | „Am letzten Wochenende, wie an den meisten Samstagen, besuchte
       ich meine Synagoge und ging danach spazieren“, beginnt [1][Gideon Falter],
       Geschäftsführer der britischen [2][Campaign Against Antisemitism (CAA)]
       seine Erzählung von dem, was ihm am letzten jüdischen Schabbat in London
       zugestoßen ist, als er mit fünf anderen eine Kippa tragend durch die
       Innenstadt ging.
       
       Als er in die Nähe einer propalästinensischen Samstagsdemonstration
       gekommen sei, habe er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter gespürt. Es
       war die eines Polizeibeamten. Der habe ihm mit der Begründung „Sie sind
       ziemlich offensichtlich Jude“ gesagt, man würde ihn wegbegleiten, da dies
       ein propalästinensischer Marsch sei. Die Szene ist [3][in einem Video]
       nachzuverfolgen, welches CAA in sozialen Medien veröffentlicht hat.
       
       Die CAA berichtet seit [4][den ersten propalästinensischen Protesten nach
       dem 7. Oktober 2023] von diesen und macht Woche für Woche Slogans, Banner
       und Meinungsäußerungen sichtbar, die klar antisemitischen Hass und
       Vorurteile gegen jüdische Menschen unter einigen Teilnehmer:innen
       darlegen. Genauso alt ist die Debatte, inwiefern diese Meinungen die
       Mehrheit auf den Demos darstellt.
       
       Die Anwesenheit von sich offen als Jüdinnen und Juden identifizierenden
       Personen wird nicht als Provokation gesehen, wie die häufige und offene
       Beteiligung von Personen aus dem hartlinken antizionistischen jüdischen
       Rand beweist.
       
       Londons Polizei glaubt zumindest bisher immer, dass sie die Demonstrationen
       zu gewähren habe. Personen, die Gegenmeinungen zeigten – etwa Plakate,
       welche die Freilassung der israelischen Geiseln forderten oder die Hamas
       eine terroristische Organisation nannten – wurden gelegentlich von der
       Polizei zur angeblichen Deeskalation weggeführt.
       
       ## „Ich trug eine Kippa“
       
       Falter glaubt, dass die Polizei diesmal seine Anwesenheit als Jude allein
       als Gefährdung eines friedlichen Ablaufs der Demo betrachtete. „Ich war so
       wie alle Londoner:innen, bis auf die Tatsache, dass ich eine Kippa trug.“
       Während er zurechtgewiesen wurde, seien Menschen an ihm vorbeigegangen, die
       ihn als Abschaum verachteten. „Niemand wies diese Leute zurecht“ beschwert
       er sich.
       
       Falter fordert den Rücktritt des Londoner Polizeichefs Mark Rowley.
       Unterstützt wird er vom rechten Flügel der regierenden Konservativen.
       Rowley entschuldigte sich am Samstag. „Rasse“ oder Religion dürfe nicht als
       Provokation angesehen werden, heißt es aus dem Innenministerium.
       
       Offiziell macht die Regierung Londons Bürgermeister Sadiq Khan (Labour)
       verantwortlich. Am 2. Mai ist Bürgermeisterwahl.
       
       21 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/GideonFalter
 (DIR) [2] https://antisemitism.org/
 (DIR) [3] https://www.youtube.com/watch?v=mZBHgRRi8CM
 (DIR) [4] /Juedische-Gemeinden-in-Grossbritannien/!5965150
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
       
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