# taz.de -- Dart-Tipps aus der Wissenschaft: Game on
       
       > Die Dartspfeile fliegen nie dahin, wo sie sollen? Und stecken vielleicht
       > im Kopf des Mitspielers? Die Uni Osnabrück gibt Tipps, wie man besser
       > wirft.
       
 (IMG) Bild: Den oberen Teil der Scheibe beachte man besser nicht, sagt die Wissenschaft
       
       Auf den ersten Blick sieht es so einfach aus. Aber wer es schon mal
       versucht hat, zu Hause in der WG oder in der Kneipe an einem dieser
       elektronischen Darts-Automaten, der weiß: Darts ist mehr als nur Bier
       trinken, „Sweet Caroline“ grölen und Pfeile irgendwohin werfen. Darts ist
       Präzisionsarbeit und, ja, höhere Mathematik. Man muss genau sein, sehr
       genau, und man muss rechnen können.
       
       Dabei ist Darts zunächst ein niedrigschwelliger Sport, für den es nicht
       mehr braucht als eine offizielle Dartsscheibe, die es überall im Handel
       gibt, ein Set mit drei Pfeilen, ein Stück Kreide oder Tape und ein Maßband.
       Und schon kann es losgehen.
       
       237 Zentimeter Abstand vom vorderen Fuß des Werfers zur 1,72 oder 1,73
       Meter hoch hängenden Scheibe müssen es sein, besagen die Richtlinien. Der
       trendige Kneipensport ist jahreszeitenflexibel, er kann auch draußen
       gespielt werden! Wie gesagt, eine Wand und ein Set, das ist alles, was es
       braucht.
       
       Und dann kommt der Punkt, an dem man feststellen muss, dass es schwieriger
       ist als gedacht. Die Streuung ist zu groß, die Pfeile gehen einfach
       irgendwohin, aber nicht dahin, wo sie sollen. Nicht auf die 60, nicht in
       die rot-grünen Doppelfelder im äußeren Ring, nicht ins Bull’s Eye. Sondern
       manchmal nicht einmal aufs Brett.
       
       Abhilfe leistet dafür jetzt die Wissenschaft. Genauer [1][eine Studie der
       Uni Osnabrück]. Die hat festgestellt, dass man erst einmal auf die untere
       Mitte zielen soll. Die Wahrscheinlichkeit, mehr Punkte zu erzielen, ist
       dann nämlich höher. Es ist simple Mathematik: Weiter oben auf der Scheibe,
       wo das rote Triple-20-Feld mit der höchsten Punktzahl, der 60, lockt, dräut
       nämlich auch das große Feld mit der 1. Und zwischen 1 und 60 Punkten
       entscheiden manchmal nur Millimeter. Je schlechter die Präzision, desto
       mehr sollte man sich der Mitte nähern. Aber wohlgemerkt nicht von oben,
       sondern von unten.
       
       Denn unten auf der Scheibe, in unmittelbarer Nähe der grünen Triple-19, was
       immerhin sehr gute 57 Punkte sind, gibt es das Bull’s Eye samt Ring (50
       beziehungsweise 25 Punkte) und immerhin noch die 16 oder die 17 (die 7 und
       die 3 ignorieren wir mal) in der Nähe – allemal besser als die 1. Die 60
       ist für Profis, für alle anderen empfiehlt sich die untere Mitte.
       
       Die Profis wissen das. Die 60 ist und bleibt natürlich der Königswurf,
       trotzdem weichen selbst Typen wie der dreifache Weltmeister Michael van
       Gerwen oder Wunderkind [2][Luke Littler], amtierender Vizeweltmeister,
       immer gern nach unten aus, auch um dem Auge Abwechslung zu bieten und die
       Konzentration hoch zu halten.
       
       Wie bei allen Sportarten ist aber auch beim Darts noch kein Littler vom
       Himmel gefallen. Es sind Blut, Schweiß und Tränen, die den Weg zum Erfolg
       bereiten. Anders gesagt: stumpfes Üben. Immer wieder oben auf die 60, immer
       wieder unten auf die Triple-19. Stunden-, tage-, wochen-, monate-,
       jahrelang. Da hilft dann auch keine wohlmeinende Wissenschaft.
       
       2 May 2024
       
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 (DIR) [1] https://www.uni-osnabrueck.de/kommunikation/kommunikation-und-marketing-angebot-und-aufgaben/pressestelle/pressemeldung/news/dart-und-wissenschaft-daneben-werfen-und-trotzdem-punkten/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=af663330c188e09827be2fa5de729cb7
 (DIR) [2] /Luke-Humphries-gewinnt-Darts-WM/!5980026
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) René Hamann
       
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