# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Schwere Angriffe im Osten abgewehrt
       
       > Die Ukraine hat in der Region Donezk 55 Angriffe zurückgeschlagen. Kyjiws
       > Bürgermeister Vitali Klitschko macht Präsident Selenskyj Vorwürfe.
       
 (IMG) Bild: Soldat der Edelweiß-Brigade in der Region Donezk
       
       ## Schwere russische Angriffe im Osten des Landes abgewehrt
       
       Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge [1][schwere russische Angriffe] in
       der ostukrainischen Region Donezk abgewehrt. In mehreren Ortschaften
       nördlich und westlich des Dorfs Nowobachmutiwka seien „55 Angriffe
       zurückgeschlagen“ worden, teilte die ukrainische Armee am Montag mit.
       Weiter südlich, im Westen der Stadt Donezk, hätten russische Streitkräfte
       „mit Unterstützung der Luftwaffe 15 Mal versucht, die Verteidigungsanlagen
       unserer Truppen zu durchbrechen“, hieß es aus Kyjiw.
       
       Kyjiw zufolge konnten seine Soldaten in mehreren Ortschaften westlich von
       Donezk „den Feind weiter zurückhalten“, darunter auch in der Stadt
       Krasnogoriwka. Die Stadt liegt rund 20 Kilometer von der von Russland
       besetzten Stadt Donezk entfernt und gilt als ukrainisches Bollwerk in der
       Region. Seit der Einnahme der nahegelegenen Orte Marinka und Awdijiwka
       durch russische Soldaten ist Krasnogoriwka jedoch angreifbarer geworden.
       
       Die ukrainische Armee hatte am Sonntag eine „verschlechterte“ Lage an der
       Front eingeräumt. Seit Februar sind russische Truppen in der Ostukraine auf
       dem Vormarsch. Am Wochenende hatten Moskaus Soldaten das Dorf
       Nowobachmutiwka eingenommen. Kyjiw warnt, dass Russland vor dem „Tag des
       Sieges“ am 9. Mai versuchen wird, Erfolge auf dem Schlachtfeld zu erzielen.
       (afp)
       
       ## Ukraine wirft Kurznachrichtendienst Telegram Blockade vor
       
       Die Ukraine wirft dem Kurznachrichtendienst Telegram vor, mehrere
       offizielle Software-Bots des Landes zu blockieren. Darunter sei auch der
       Bot des ukrainischen Militärgeheimdienstes GUR, wie der Geheimdienst selbst
       am Montag auf Telegram mitteilte. „Trotz der Sperrung unseres Bots – Ihre
       persönlichen Daten sind sicher.“ Telegram war für eine Stellungnahme
       zunächst nicht zu erreichen.
       
       Ein Bot ist ein Programm, das im Internet bestimmte Aufgaben übernimmt. Es
       kann unter anderem Konversationen mit Nutzern simulieren oder Inhalte zu
       bestimmten Themen sammeln. Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hat
       sich Telegram zu einem wichtigen Informationskanal für beide Seiten
       entwickelt. Medien, Behörden und Regierungen betreiben eigene Kanäle auf
       der Plattform.
       
       Der Gründer von Telegram ist der russisch-stämmige Milliardär Pawel Durow.
       Dieser hatte Russland allerdings 2014 verlassen, nachdem er sich geweigert
       hatte, auf seinem damaligen, inzwischen verkauften Kurznachrichtendienst
       die Konten russischer Oppositioneller abzuschalten. Telegram ist weltweit
       einer der populärsten Messengerdienste und hatte 2023 nach eigenen Angaben
       mehr als 700 Millionen monatlich aktive Nutzer. Kritiker werfen der
       Plattform vor, die Verbreitung von Verschwörungstheorien, Hass und Hetze zu
       fördern. (rtr)
       
       ## Klitschko macht Selenskyj Vorwürfe
       
       Der Kyjiwer Bürgermeister Vitali Klitschko bemängelt mit Blick auf sein
       Verhältnis zu Präsident Wolodymyr Selenskyj einen mangelnden Zusammenhalt
       der führenden Politiker in der Ukraine. „Leider gibt es in dieser
       Kriegszeit keine Einheit zwischen den politischen Kräften“, sagt Klitschko
       den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auf die Frage, ob sich Klitschko
       inzwischen mit Selenskyj getroffen habe, um die Spannungen zwischen den
       beiden abzubauen, sagte er: Seit Beginn des Krieges habe er das zigmal
       versucht, denn von der Hauptstadt hänge viel ab. „Aber leider hatte ich
       nicht die Gelegenheit, Selenskyj persönlich zu treffen. Wahrscheinlich hat
       er anderes zu tun.“
       
       Bei der Frage, ob er selbst Präsident werden wolle, verweist Klitschko auf
       die Zeit nach dem Krieg. „Heute geht es nicht um Träume, jetzt muss es um
       den Wunsch gehen, den Krieg zu gewinnen, den Krieg zu beenden und wieder
       Frieden zu haben. Danach können wir über politische Ambitionen reden.“ Es
       gebe viel zu viele Politiker, auch in der Zentralregierung, für die auch
       jetzt persönliche Ambitionen wichtiger seien als die Interessen des Landes.
       Der Kyjiwer Bürgermeister warf der Zentralregierung zudem vor, zu wenig
       gegen die Korruption im Land zu tun.
       
       Darüber hinaus fordert Klitschko mehr internationale Unterstützung bei der
       Luftabwehr. „Wir haben ein Defizit an Luftabwehrsystemen“, sagt Klitschko
       den Zeitungen der Funke Mediengruppe. In der ukrainischen Hauptstadt würden
       feindliche Drohnen in einem engen Radius um die Stadt abgeschossen. Da
       Teile der abgeschossenen Raketen heruntergefallen seien, müsse der Radius
       erweitert werden. „Die Drohnen und Raketen müssen schon auf ihrem Weg in
       die Hauptstadt abgeschossen werden können.“ Deshalb sei mehr Unterstützung
       für die Luftverteidigung nötig. Nach zwei Jahren Krieg seien die Schäden in
       Kyjiw enorm. Durch die Luftangriffe seien mehr als 800 Gebäude beschädigt
       und zerstört worden, darunter fast 440 Wohnhäuser. Mehr als 200 Menschen
       seien bei den Luftangriffen ums Leben gekommen. Es gehe aber nicht nur um
       Kyjiw: Auch die [2][Bürger] in Odessa, in Dnipro oder Charkiw bräuchten
       einen guten Schutz. (rtr)
       
       ## Kyjiw arbeitet an Sicherheitsabkommen mit USA
       
       Mit einem bilateralen Sicherheitsabkommen wollen die Ukraine und die USA
       nach Darstellung Kyjiws noch enger zusammenrücken. „Wir arbeiten bereits an
       einem konkreten Text“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj
       am Sonntag in seiner abendlichen Videoansprache. Es solle das stärkste
       aller Sicherheitsabkommen werden – noch stärker als jene, die das von
       Russland angegriffene Land in den vergangenen Monaten mit verschiedenen
       europäischen Staaten geschlossen hat. Selenskyj machte keine Angaben dazu,
       wann das Abkommen zwischen Kyjiw und Washington unterzeichnet werden soll.
       
       „Wir arbeiten auch an der Festlegung spezifischer Unterstützungsniveaus für
       dieses Jahr und für die nächsten zehn Jahre“, umriss Selenskyj die geplante
       [3][Vereinbarung mit den Vereinigten Staaten]. Dazu gehöre militärische
       Unterstützung, finanzielle Unterstützung, politische Unterstützung sowie
       Unterstützung für die gemeinsame Waffenproduktion. „Das Abkommen sollte
       wirklich beispielhaft sein und die Stärke der amerikanischen Führung
       spiegeln“, so Selenskyj.
       
       Die USA sind schon jetzt der wichtigste Unterstützer der Ukraine in ihrem
       Abwehrkrieg gegen Russland. Erst vor Kurzem hat der US-Senat ein weiteres
       Hilfspaket im Umfang von 57 Milliarden Euro gebilligt, das der in schwere
       Bedrängnis geratenen ukrainischen Armee helfen soll. (dpa)
       
       ## Nordkorea verurteilt Lieferung von US-Langstreckenraketen an Ukraine
       
       Nordkorea verurteilt die Lieferung von Langstreckenraketen durch die USA an
       die Ukraine. „Die USA haben heimlich Langstreckenraketen an die Ukraine
       geliefert und damit Unruhe und Besorgnis in der internationalen
       Gemeinschaft ausgelöst“, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur KCNA den
       Direktor der Abteilung für auswärtige militärische Angelegenheiten des
       nordkoreanischen Verteidigungsministeriums. „Die USA können die heldenhafte
       russische Armee und das Volk niemals mit den neuesten Waffen oder
       militärischer Unterstützung besiegen.“ Die USA hatten die Lieferung der
       Langstreckenraketen in der vergangenen Woche eingeräumt. Die militärischen
       Beziehungen zwischen den Regierungen in Pjöngjang und Moskau werden immer
       enger, was nach Ansicht der USA und ihrer Verbündeten zu einer Eskalation
       der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel führt. (rtr)
       
       ## Russland verhaftet zwei Journalisten
       
       In Russland sind zwei Journalisten unter dem Vorwurf staatsfeindlicher
       Aktivitäten inhaftiert worden. Beiden Russen, die auch für ausländische
       Medien gearbeitet haben, wird Mitarbeit an einem Youtube-Videokanal des
       verstorbenen Oppositionellen Alexei Nawalny zur Last gelegt. Ein Gericht in
       Moskau ordnete nach eigenen Angaben vom Samstag für den Journalisten
       Konstantin Gabow Untersuchungshaft bis zum 27. Juni an. In Murmansk wurde
       der Nachrichtenagentur AP zufolge am Freitag der Journalist Sergei Karelin
       verhaftet, der früher unter anderem für die Agentur gearbeitet hatte.
       Karelin habe auch die israelische Staatsbürgerschaft.
       
       Gabow hatte früher auch freiberuflich gelegentlich für Reuters gearbeitet,
       wie die Nachrichtenagentur mitteilte. Reuters erklärte, Journalisten
       müssten im öffentlichen Interesse frei berichten können, ohne drangsaliert
       zu werden oder Nachteile zu erleiden. AP erklärte, man sei sehr besorgt
       über Karelins Verhaftung und versuche, nähere Informationen zu erhalten.
       Nawalny, einst der prominenteste Oppositionelle in Russland, starb Mitte
       Februar in sibirischer Lagerhaft. Die von ihm gegründete und von seinen
       Anhängern fortgeführte Anti-Korruptions-Stiftung wird von russischen
       Behörden als „extremistisch“ und als „ausländischer Agent“ eingestuft.
       Beiden Journalisten drohen bis zu sechs Jahre Haft.
       
       Am Freitag war bereits der Forbes-Journalist Sergei Mingasow nach Angaben
       des Magazins verhaftet worden, weil er Falschinformationen über die
       russische Armee verbreitet haben soll. Der staatlichen russischen
       Nachrichtenagentur RIA zufolge wurde Mingasow am Samstag unter Hausarrest
       gestellt. Seit dem von Präsident Wladimir Putin befohlenen Großangriff
       Russlands auf die Ukraine vor mehr als zwei Jahren gehen die Behörden
       zunehmend gegen die freie Medienberichterstattung vor. Viele russische
       Journalisten haben das Land verlassen. (rtr)
       
       ## Armeechef: Ukrainische Truppen zu taktischen Rückzügen gezwungen
       
       Die ukrainische Armee hat sich im Abwehrkampf gegen die russischen
       Angriffstruppen aus taktischen Gründen aus drei Dörfern im umkämpften Osten
       des Landes zurückziehen müssen. Dies teilte der ukrainische
       Generalstabschef Olexander Syrskyj am Sonntag über den Nachrichtenkanal
       Telegram mit. Die russischen Truppen starteten anhaltende Angriffe „entlang
       der gesamten Frontlinie“ von mehr als 1.000 Kilometern. Offene
       Feldschlachten tobten etwa in Donezk westlich der Kleinstadt Awdijiwka, die
       die russischen Streitkräfte nach verlustreichen monatelangen Gefechten im
       Februar eingenommen hatten.
       
       Zuvor warnte Syrskyj, dass die strategische Lage auf dem Schlachtfeld sich
       für die ukrainischen Truppen zunehmend verschlechtere. Die Armee wartet auf
       dringend benötigte Waffen aus einem großen US-Hilfspaket, das erst kürzlich
       vom Kongress in Washington nach einer monatelangen Hängepartie gebilligt
       worden ist. Am schwierigsten sei die Situation in Richtung Pokrowsk und
       Kurachowe, wo noch immer heftige Scharmützel im Gange seien, schrieb der
       Generalstabschef unter Verweis auf die zwei von der Ukraine gehaltenen
       Städte in der Region Donezk.
       
       „Der Feind hat bis zu vier Brigaden in diesen Richtungen attackiert,
       versucht eine Offensive westlich von Awdijiwka und Marinka zu entwickeln
       und sich nach Pokrowsk und Kurachowe vorzuarbeiten“, erklärte Syrskyj.
       Ukrainische Verteidigungseinheiten seien auf neue Stellungen westlich der
       Ortschaften Berdytschi, Semeniwka und Nowomychajliwka ausgewichen, um Leben
       und Gesundheit ihrer Soldaten zu schützen.
       
       Zwei dieser Dörfer liegen weniger als 50 Kilometer östlich von Pokrowsk,
       der dritte Ort befindet sich mehr als 30 Kilometer von Kurachowe entfernt.
       
       Die in Washington ansässige Denkfabrik Institute for the Study of War
       erklärte, russische Truppen würden in den kommenden Wochen wahrscheinlich
       „bedeutende Gewinne“ erzielen, während die Ukraine auf dringend benötigte
       Waffen aus einem großen US-Hilfspaket warte. Invasionstruppen hätten
       Möglichkeiten, um bei Awdijiwka vorzustoßen und das nahe gelegene Tschassiw
       Jar zu bedrohen. Dessen Einnahme gäbe den Russen die Kontrolle über eine
       Anhöhe, von der aus sie andere Schlüsselstädte angreifen könnten, die das
       Rückgrat der Verteidigung der Ostukraine bilden. Das ISW schätzte aber,
       dass diese russischen Vorstöße wahrscheinlich nicht dazu führen werden,
       dass die Verteidigungslinien der Ukraine zusammenbrechen.
       
       Am Sonntag meldete das russische Verteidigungsministerium zudem die
       Einnahme eines Dorfes rund 15 Kilometer nördlich von Awdijiwka, nachdem das
       ISW dies vor einigen Tagen prognostiziert hatte. Zu diesem Zeitpunkt
       beschrieb die US-Denkfabrik die Geländegewinne Russlands als „relativ
       rasch, aber noch relativ marginal“. So seien die Angriffstruppen in der
       vergangenen Woche nicht mehr als fünf Kilometer vorangekommen. (ap)
       
       29 Apr 2024
       
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