# taz.de -- Fachkräfte für die Ukraine: Wiederaufbau als Waffe
       
       > Für den Wiederaufbau der Ukraine werden jede Menge Fachkräfte gesucht.
       > Doch die Kriegslage hindert viele Menschen daran, zurückzukehren.
       
 (IMG) Bild: Zerstörtes Land: Der Wiederaufbau der Ukraine wird Milliarden kosten
       
       BERLIN taz | Luftverteidigung, Luftverteidigung, Luftverteidigung – alle
       Initiativen für den [1][Wiederaufbau der Ukraine] überschatten die
       Forderung nach mehr Waffensystemen. Der ukrainische Botschafter Olexij
       Makejew in Deutschland brachte es an diesem Freitag auf den Punkt: „Je
       besser wir vor russischen Raketen geschützt werden, desto früher wird die
       Ukraine wieder aufgebaut.“
       
       Und er fordert ganz konkret: Sieben neue Patriot-Luftabwehrsysteme brauche
       die Ukraine. Deutschland hat ein drittes Gerät dieser Art bereits zugesagt.
       Am Freitag wollen [2][die Verbündeten in einer Videoschalte des sogenannten
       Ramstein-Formats] über weitere Zusagen sprechen, um die Lücke zu stopfen.
       
       Makejew geht es aber nicht nur um militärische Hilfen. „Der Wiederaufbau
       ist unsere psychologische Waffe“, sagte der ukrainische Botschafter.
       Deutschland will auch hier eine entscheidende Rolle spielen.
       Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) kündigte am Freitag in
       Berlin eine Skill Alliance for Ukraine an – eine Fachkräfte-Allianz. Es
       fehle an Handwerker:innen, an Architekt:innen, an Psycholog:innen.
       Insbesondere im Energie- und Gesundheitssektor würden viele qualifizierte
       Kräfte gebraucht.
       
       Eindrücklich schildert Schulze die Unterstützung für eine Berufsschule in
       Dnipro. Bei [3][einem russischen Raketenangriff] sei die Schule stark
       beschädigt worden. Dank der Ausbildungshilfe konnten die Schüler:innen
       selbst wieder das Gebäude reparieren. Russland könne Stromleitungen
       zerstören – aber nicht das Wissen, wie diese wieder aufgebaut werden,
       lautet Schulzes Credo.
       
       ## Auf die „Trümmerfrauen“ kommt es an
       
       Die Bundesentwicklungsministerin will vor allem Frauen unterstützen. Und
       sie scheut nicht den Vergleich mit den „Trümmerfrauen“, die nach dem
       Zweiten Weltkrieg Deutschland wieder aufbauten. Während die Männer an der
       Front sind, bleiben die Frauen zurück. Die Zahl der Kriegsversehrten steigt
       zudem – auch deshalb hängt viel am Einsatz der Frauen für die Zukunft des
       Landes.
       
       Laut Makejew haben mehr als 50 Prozent der Ukrainer:innen, die im Ausland
       vor den Kriegswirren Zuflucht suchten, einen Hochschulabschluss. Der
       „Brain-Drain“ – also der Weggang von hochqualifizierten Menschen – mache
       ihm Sorgen. Aber: Sicherheit sei die Motivation, zurückzukehren. Er
       forderte deutsche Unternehmen auf, in die Ukraine zu investieren. Neben
       Verteidigungssystemen seien Häuser und Jobs der Antrieb.
       
       Einer Erhebung des [4][ukrainischen Centre for Economic Strategy] zufolge
       wollen derzeit nur rund 60 Prozent der Geflüchteten wieder zurückkehren.
       Vor rund zwei Jahren waren es noch etwa 80 Prozent. Auch
       Entschädigungszahlungen für zerstörte Häuser oder Darlehen für den
       Wiedereinstieg könnten derzeit nur wenig helfen. Über allem schwebt die
       Angst vor russischen Bomben und Raketen.
       
       ## Fachkräftemangel auch in Deutschland
       
       Mitte Juni soll die Fachkräfte-Allianz an den Start gehen. Dann laden
       Bundeskanzler Olaf Scholz und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj
       in Berlin zur dritten Wiederaufbaukonferenz ein. Im Fokus steht vor allem
       die Zivilgesellschaft. Privatwirtschaft, Politik und internationale
       Verbündete wollen sicherstellen, dass Geld zur Verfügung gestellt wird.
       Ukrainischen Schätzungen zufolge werden rund 450 Milliarden Euro gebraucht,
       um das Land im Krieg wieder aufzubauen. Eine Aufgabe, die Jahrzehnte dauern
       wird.
       
       Schulze und Makejew werden nicht müde, zu erklären, dass die Ukraine auf
       dem Weg zum EU-Beitritt auch für Deutschland ein lukrativer Arbeits- und
       Wirtschaftsmarkt werden wird. Aber es bleibt das Spannungsfeld, dass auch
       in Deutschland Fachkräfte händeringend gesucht werden – und gut
       ausgebildete Ukrainer:innen hierzulande Jobs finden, wenn die
       Sprachbarriere abgebaut ist. Der Anspruch der Initiative: Am Ende sollen
       die Menschen selbst entscheiden können, wo sie arbeiten wollen.
       
       26 Apr 2024
       
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