# taz.de -- Streit unter Wirtschaftsweisen: Wasserstoff auf Mühlen der Kritik
       
       > Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm steht wegen ihres Mandats bei Siemens
       > Energy in der Kritik. Es ist nicht die einzige Doppelfunktion.
       
 (IMG) Bild: Am Mittwoch stellte Veronika Grimm das Frühjahrsgutachten 2024 der Wirtschaftsweisen in Berlin vor
       
       BERLIN taz | Veronika Grimm sieht in ihrer Doppelfunktion offenbar keinen
       Interessenkonflikt. „Mein Minderheitenvotum basiert auf zahlreichen
       Studien“, versuchte die Wirtschaftsweise am Mittwochnachmittag Zweifel an
       ihrer wissenschaftlichen Objektivität und Integrität wegzuwischen.
       Ausgelöst wurden die jüngsten Zweifel [1][wegen eines abweichenden Votums
       Grimms im neuen Frühjahresgutachten der Wirtschaftsweisen].
       
       Im Kapitel um nachhaltigen Güterverkehr schlägt die Mehrheit des Gremiums
       vor, vor allem auf batteriebetriebene Lkw zu setzen. Grimm jedoch plädiert
       dafür, auch Wasserstoff nicht außer acht zu lassen. Eine Konzentration auf
       die Batteriemobilität würde dazu führen, „dass Deutschland im Bereich der
       Entwicklung von Brennstoffzellen für Mobilitätsanwendungen technologisch,
       möglicherweise unwiederbringlich, hinter die internationalen Wettbewerber
       zurückgeworfen würde“, begründet sie das Sondervotum.
       
       Dass Grimm ein Minderheitenvotum geschrieben hat, ist eigentlich nichts
       Ungewöhnlich. Wären da nicht Posten, die Grimm neben ihrer Tätigkeit als
       Regierungsberaterin ausübt. Dabei ist sie nicht nur Aufsichtsrätin [2][im
       Energietechnikkonzern Siemens Energy]. Die Energieexpertin, die an der
       Technischen Uni in Nürnberg lehrt, ist auch Vorständin beim Zentrum
       Wasserstoff Bayern (H2.B).
       
       Der Freistaat gründete das H2.B 2019 in Nürnberg, „um die starke Position
       der bayerischen Wirtschaft und Wissenschaft in dem wichtigen Zukunftsfeld
       Wasserstoff zu festigen und auszubauen“, so das Zentrum auf seiner
       Homepage. Dafür reiste eine bayerische Delegation auch [3][in die
       Vereinigten Arabischen Emirate (VAE)]. „Die VAE werden künftig eine
       wichtige Rolle spielen als Lieferant von blauem und grünem Wasserstoff und
       Ammoniak nach Deutschland. Demgegenüber exportieren bayerische Unternehmen
       wie Siemens Energy die erforderliche Technologie zur Energieerzeugung und
       Umwandlung in Wasserstoff in die Emirate“, verlautbarte damals das H2.B.
       Dies eröffne neue Märkte.
       
       Beim Trip dabei war auch Professorin Grimm. Das war im Oktober 2021. Also
       lange bevor die Wirtschaftsweise diesen Februar ihr Aufsichtsratsmandat bei
       Siemens Energy annahm. Um solche Interessenkonflikte künftig zu vermeiden,
       möchte die Mehrheit der Wirtschaftsweisen neue Compliance-Regeln einführen.
       
       15 May 2024
       
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