# taz.de -- Umfrage unter gewaltbetroffenen Müttern: Drohungen auch nach der Trennung
       
       > Für Mütter, die von häuslicher Gewalt betroffen waren, geht die Schikane
       > nach der Trennung weiter. Das zeigt eine neue Studie von Terre des
       > Femmes.
       
 (IMG) Bild: Nach Trennungen kommt es oft zu Gewalt gegen Frauen
       
       BERLIN taz | „Was mir vorgeworfen wurde: Borderline, Hysterie, Geldgier“,
       schreibt eine von häuslicher Gewalt betroffene Frau. „Mir wurde gesagt, ich
       solle nicht von Gewalt des Kindsvaters reden“. Die Frau hatte sich von
       ihrem Partner getrennt und beschreibt, welche Reaktionen ihr danach von
       Institutionen und Behörden entgegen gebracht wurden.
       
       Der Bericht ist einer von 848 Frauen, welche die Organisation Terre des
       Femmes online zu Gewalt nach Trennungen und in Umgangs- und
       [1][Sorgerechtsangelegenheiten] befragte. Die Ergebnisse der Umfrage wurden
       am Dienstag in Berlin vorgestellt. Der Kontakt zu den Frauen wurde über
       [2][Frauenhäuser], Beratungsstellen und ähnlichen Netzwerken hergestellt.
       Terre des Femmes räumte ein, dass deshalb vor allem Erfahrungen von Frauen
       Eingang in die Umfrage gefunden haben, die Zugang zu Hilfsangeboten haben
       und kaum vor sprachlichen oder kulturellen Barrieren standen. Die Umfrage
       sei bundesweit die erste zu den Erfahrungen gewaltbetroffener Mütter unter
       dem derzeit geltenden Umgangs- und Sorgerecht.
       
       Fast 70 Prozent der Teilnehmerinnen gaben dabei an, dass der Vater des
       gemeinsamen Kindes ihnen drohte, das Sorgerecht gerichtlich zu entziehen.
       In 44 Prozent der Fälle kam es tatsächlich dazu, dass der Expartner dies
       versuchte. Aber auch die in Umgangs- und Sorgerechtsstreits involvierten
       Institutionen wie das Familiengericht oder das Jugendamt erschwerten die
       Situation der befragten Mütter. Mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen gab
       an, dass ihnen Vorwürfe der Erziehungsunfähigkeit oder einer zu engen
       Mutter-Kind-Bindung gemacht worden seien. Eine Teilnehmerin schrieb: Man
       werfe ihr vor, sie sei nicht in der Lage, „den Kontakt zwischen meinem Kind
       und dem biologischen Vater zuzulassen – dem Mann, der mich vergewaltigt
       hat.“
       
       ## Die Ampel plant Reform des Familienrechts
       
       Im Januar hatte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) [3][Eckpunkte
       für seine geplante Reform des Abstammungs- und Kindschaftsrechts]
       vorgestellt. Die Umfrage habe damit jedoch nicht konkret zu tun, sagte
       Johanna Wiest von Terre des Femmes – sie beziehe sich auf das aktuell
       geltende Recht. Buschmanns Eckpunkte sehen unter anderem vor, dass
       unverheiratete Väter, die den gleichen Wohnsitz wie die Mütter haben, durch
       eine einseitige Erklärung das gemeinsame Sorgerecht erhalten können. Mütter
       könnten hiergegen Widerspruch einlegen. Bei häuslicher Gewalt soll ein
       gemeinsames Sorgerecht allerdings ausgeschlossen werden. Bis zur
       Sommerpause soll der Gesetzentwurf fertiggestellt und veröffentlicht
       werden, sagte ein Ministeriumssprecher am Dienstag.
       
       Terre des Femmes fordert von der Bundesregierung, dass der Gewaltschutz
       betroffener Mütter künftig priorisiert werden müsse. Eine klare Definition
       des Kindeswohlbegriffs fehle generell und werde in Umgangs- und
       Sorgerechtsverhandlungen bislang im Gegenteil sehr willkürlich verwendet,
       sagte Johanna Wiest. Außerdem sollen Mitarbeiter:innen von Behörden
       und Gerichten zu Schulungen und Weiterbildungen zu häuslicher Gewalt
       verpflichtet werden.
       
       7 May 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Sorgerecht/!t5024794
 (DIR) [2] /13000-Plaetze-fehlen-in-Frauenhaeusern/!6003598
 (DIR) [3] /Justizminister-reformiert-Familienrecht/!5982567
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Emma Tries
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Umfrage
 (DIR) Sorgerecht
 (DIR) Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
 (DIR) Feminismus
 (DIR) Gleichberechtigung
 (DIR) häusliche Gewalt
 (DIR) Patchworkfamilie
 (DIR) Eltern
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Häusliche Gewalt: Erste Hilfe bei Männergewalt
       
       Immer mehr Frauen in Deutschland sind von häuslicher Gewalt betroffen.
       Miriam Peters tourt mit einem Lieferwagen übers Land, um Betroffenen zu
       helfen.
       
 (DIR) Karlsruher Urteil zur Vaterschaft: Aus zwei mach drei
       
       Das Bundesverfassungsgericht hält fest, dass mehr als nur zwei Eltern laut
       Gesetz möglich sind. Justizminister Buschmann geht das alles zu schnell.
       
 (DIR) Schutz vor Gewalt nach einer Trennung: Wenn der Vater die Mutter bekämpft
       
       Vor Gericht wiegt nach einer Trennung das Recht des Vaters auf das Kind oft
       schwerer als der Gewaltschutz. Die Väterlobby hat großen Einfluss.