# taz.de -- Kommunalwahlen in Thüringen: Braun mit schwarzen Punkten
       
       > Bei den Wahlen in Thüringen holt die AfD flächendeckend gute Ergebnisse,
       > doch die Erfolgsgeschichte ist es nicht. Denn auch die CDU genießt
       > Vertrauen.
       
 (IMG) Bild: Umgestaltetes Wahlplakat in Weimar: im Parteienvergleich liegt das Gesamtergebnis der AfD hinter der CDU
       
       Die [1][Kommunalwahlen in Thüringen] haben mehr als ein Ergebnis
       hervorgebracht. Die CDU ging erneut als Siegerin aus den meisten Personal-
       und Parlamentswahlen hervor. Die AfD konnte zwar bisher nirgends Rathäuser
       oder Landratsämter gewinnen, aber neun ihrer Kandidaten kommen in die
       Stichwahl. Im Altenburger Land bekam der AfD-Kandidat Heiko Philipp mit 33
       Prozent sogar die meisten Stimmen von allen Parteien.
       
       Im Parteienvergleich liegt das Gesamtergebnis der AfD bei den
       Oberbürgermeister:innen und Landrät:innen trotzdem hinter der CDU
       und den „sonstigen“ Kandidat:innen auf Platz drei. Anders sieht es bei
       den Stadträten und Kreistagen aus. Bei einem Auszählungsstand von 90
       Prozent kam die AfD thüringenweit auf mehr als 26 Prozent und liegt damit
       auf Platz zwei, knapp hinter der CDU mit 27,5 Prozent.
       
       Laut dem Politikwissenschaftler André Brodocz von der Uni Erfurt kann die
       AfD nach diesem Ergebnis zwar sagen, die Bevölkerung vertraue ihr in jedem
       Winkel Thüringens, aber sie vertrete diesen Anspruch nicht allein. In den
       großen Städten Erfurt, Jena, Weimar und Gera schnitt sie zudem deutlich
       schwächer ab als in den ländlichen Kreisen.
       
       Mit Blick auf die Stichwahl sagt Brodocz der taz: „Ich rechne nicht damit,
       dass die AfD irgendeine Landratswahl gewinnt.“ Dafür hätten die Kandidaten
       zu wenig Stimmen bekommen. Zudem falle auf, dass die AfD-Spitze „auf Anhieb
       keine große Erfolgsstory aus diesem Wahlergebnis machen konnte“.
       
       ## No trend today
       
       Die CDU konnte hingegen gleich mehrere Posten im ersten Wahlgang besetzen.
       „Wir stellen weiterhin die Oberbürgermeister in Suhl, Weimar und
       Altenburg“, freut sich der CDU-Landesvorsitzende Mario Voigt. Auch die SPD
       bekam thüringenweit bessere Ergebnisse als in den Umfragen für die
       Landtagswahl, die am 1. September ansteht. „Wir sind auf Kurs“,
       kommentierte Thüringens SPD-Chef Georg Maier.
       
       Der Co-Vorsitzende der Linken in Thüringen, Christian Schaft, erkennt in
       den Ergebnissen keinen Trend für die Landtagswahl. „Zum einen treten viel
       Bürgerbündnisse und Parteien an, die bei der Wahl im September keine Rolle
       spielen. Zum anderen sind die Ergebnisse oft an Personen gebunden.“
       
       Tatsächlich ging die CDU schon aus den letzten Kommunalwahlen als stärkste
       Partei hervor – und trotzdem gewann Die Linke mit 31 Prozent [2][die
       Landtagswahl]. Derzeit kommt Die Linke in Umfragen auf 16 Prozent. In den
       Kreistagen und Stadträten kam die Partei auf 8,5 Prozent.
       
       Der Grüne Landessprecher Max Reschke sagt, er wolle aus den Wahlergebnissen
       keine Schlüsse für die Landtagswahl ziehen. In den Stadtrats- und
       Kreistagswahlen haben die Grünen mehr als 3 Prozentpunkte der Stimmen
       verloren. Das sei „schon ernüchternd“, sagt Reschke. Aber seine Partei sei
       weiterhin motiviert. „In Thüringen ist Grün keine Schönwetterpolitik.“
       
       ## Echte Arbeit lohnt sich nicht
       
       Positiv sei allerdings, dass die grüne Kandidatin Kathleen Lützkendorf mit
       15,4 Prozent in die Stichwahl in Jena gekommen sei. Dort tritt sie in 14
       Tagen gegen den Amtsinhaber Thomas Nitzsche (FDP) an. „Der hat im ersten
       Wahlgang 25 Prozent bekommen, das ist nicht uneinholbar.“
       
       Reschke hält es aber für problematisch, dass die AfD flächendeckend hohe
       Ergebnisse in den kommunalen Parlamenten erzielen konnte. „Die AfD hat in
       den letzten Jahren gezeigt, dass sie nicht zur kommunalen Entwicklung
       beiträgt.“
       
       Stärker als die tatsächliche Arbeit beeinflusse die Wähler:innen eben
       die öffentliche Debatte, glaubt Schaft. „Darum hilft es nicht, wenn
       konservative Parteien bei AfD-Themen aufspringen und nach unten treten, zum
       Beispiel bei Abschiebungen, Arbeitspflicht oder auch beim Bürgergeld“,
       kritisiert er.
       
       Für das Bündnis Sahra Wagenknecht war es die erste Wahl. Ihr
       Co-Vorsitzender Steffen Schütz zeigt sich am Montag positiv gestimmt. „Für
       uns als junge Partei war der Wahlkampf eine besondere Herausforderung“,
       sagt er. Sie hätten alle Ziele erreicht. Nur das AfD-Ergebnis: „Das kann
       keinen Demokraten glücklich machen.“
       
       27 May 2024
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) David Muschenich
       
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