# taz.de -- Landtagswahl in Thüringen: Linkspartei und AfD liegen vorn
       
       > Laut „Thüringentrend“ ist die Linke erstmals stärkste Kraft, knapp vor
       > der AfD. Die Landesparteichefin ist optimistisch für Rot-Rot-Grün.
       
 (IMG) Bild: Im Erfurter Plenarsaal haben derzeit wohl besonders die Linkspartei- und AfD-Mitglieder gute Laune
       
       BERLIN/DRESDEN taz | Die Thüringer Linkspartei liegt drei Monate vor der
       Landtagswahl in Thüringen erstmals vorn. Knapp gefolgt von der AfD. Das
       zeigt der am Dienstagabend veröffentlichte „Thüringentrend“, der deutlich
       von bisherigen Umfragen aus dem Frühjahr abweicht.
       
       Während die Linkspartei gemäß der Umfrage von Infratest dimap auf 25
       Prozent käme und die AfD auf 24 Prozent, würde die CDU momentan nur noch 21
       Prozent erreichen. Andere Umfragen seit Jahresbeginn sahen die AfD bei
       nicht mehr als 20, die Union hingegen bei 27 Prozent.
       
       Die Linke stellt mit [1][Bodo Ramelow in Thüringen] ihren bundesweit
       einzigen Ministerpräsidenten – und setzt alles daran, ihn zu halten. Der
       aktuelle „Thüringentrend“ sei zunächst mal ein „total positives Signal“,
       meint daher die Thüringer Landesvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow. „Wir
       wollen stärkste Kraft werden und sehen nun erstmals, dass es möglich ist“,
       sagte sie der taz. Das sei definitiv auch dem Ramelow-Effekt geschuldet.
       
       Ramelow führt seit 2014 eine Koalition zusammen mit SPD und Grünen, die mit
       nur einer Stimme Mehrheit regiert. Die rot-rot-grüne Koalition hätte laut
       aktueller Umfrage keine Mehrheit. Sie sei aber ziemlich optimistisch, dass
       Rot-Rot-Grün zu schaffen sei, meint Hennig-Wellsow.
       
       ## Historisch niedrigster Umfragewert für die CDU
       
       Ob das klappt, hängt auch vom Abschneiden der Regierungspartner ab. Der
       Aufwärtstrend der Grünen macht sich zwar auch in Thüringen bemerkbar. Die
       Öko-Partei hat die Chance, ihr Ergebnis von 2014 zu verdoppeln. Derzeit
       käme sie auf 11 Prozent.
       
       Die SPD hingegen, bislang stets bei mindestens 10 Prozent Zustimmung, fällt
       auf 8 Prozent. Die FDP würde die 5-Prozent-Hürde knapp überspringen. Zieht
       sie in den Landtag ein, würde es für Rot-Rot-Grün kaum reichen. Aber auch
       andere Koalitionen, etwa ein Bündnis zwischen CDU und Grünen, wären nicht
       mehrheitsfähig.
       
       Den historisch niedrigsten Umfragewert der Thüringer CDU erklärt
       Generalsekretär Raymond Walk mit der „Überlagerung von den Bundesthemen
       Flüchtlingspolitik und Klimapolitik“. Bei der Landtagswahl im Oktober
       würden auch die landespolitischen Themen wieder ins Zentrum rücken.
       
       Walk schöpft zugleich Hoffnung aus gestiegenen Zustimmungswerten für den
       CDU-Spitzenkandidaten Mike Mohring. Zugleich relativierte er die
       Infratest-dimap-Umfrage. Eine Civey-Umfrage sähe die Union bei 26 Prozent
       und AfD und Linke bei niedrigeren Werten.
       
       ## „Eine Option bleibt eine Option“
       
       Dirk Adams, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag, betonte ebenfalls
       den vorläufigen Charakter solcher Umfragen. Gleichwohl bestätige die
       aktuelle aber den grünen Kurs vor allem in der Umwelt- und Klimapolitik.
       „Es geht weiterhin um Zusammenhalt in der Gesellschaft und das Verhindern
       des Rechtsrucks.“
       
       Thüringens SPD-Vorsitzender und Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee
       nimmt die Umfrage wegen des daraus ablesbaren bundesweiten Trends ernst.
       Auch wenn das aufgebaute Misstrauen von Wählerkreisen gegen etablierte
       Parteien durch gute rationale Politik kaum beeinflussbar sei, werde die SPD
       nicht zu einer Einthemenpartei der einfachsten Antworten mutieren, sondern
       beharrlich das Gespräch mit Bürgern suchen. Die Rolle seiner Partei sieht
       Tiefensee als „stabilisierende Kraft der Balance und des Ausgleichs
       zwischen den Extremen“, sagte er der taz.
       
       Die [2][AfD Thüringen, die mit ihrem Frontmann Björn Höcke als besonders
       radikal gilt], war für einen Kommentar nicht zu erreichen. Linken Chefin
       Hennig-Wellsow möchte nicht ausschließen, dass die CDU trotz heftiger
       gegensätzlicher Beteuerungen am Ende doch mit der AfD koaliert. „Eine
       Option bleibt eine Option.“
       
       Gerade in der zweiten Reihe gäbe es in beiden Parteien emotionale Nähe und
       auf kommunaler Ebene auch Zusammenarbeit, so Hennig-Wellsow. Die Thüringer
       hätten im Oktober eine echte Wahl, appellierte sie: „Eine linke Regierung
       mit Ramelow oder eine rechte mit Höcke oder Mohring.“
       
       31 Jul 2019
       
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