# taz.de -- Nach Tod von Präsident Raisi: Trauerfeierlichkeiten beginnen
       
       > Nach dem Tod des iranischen Präsidenten Raisi sind Trauerfeierlichkeiten
       > angesetzt. Die Ermittlungen zu dem Hubschrauberunglück halten an.
       
 (IMG) Bild: Iranische Botschaft in Bagdad: Auch im Irak wird um Raisi getrauert
       
       TÄBRIS/TEHERAN/BERLIN dpa | Im Iran sind nach dem Tod von Präsident Ebrahim
       Raisi und Außenminister Hussein Amirabdollahian Trauerfeierlichkeiten
       angesetzt. Am Dienstagmorgen soll es zunächst eine Zeremonie im Nordwesten
       des Landes in der Provinzhauptstadt Tabris geben. Anschließend ist
       iranischen Medien zufolge eine Feierlichkeit in der Pilgerstadt Ghom
       geplant. Das Datum für die Beerdigung der beiden Staatsmänner ist bislang
       nicht bekannt. Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei ordnete eine
       fünftägige Staatstrauer an.
       
       [1][Raisi und Amirabdollahian waren am Sonntag bei einem
       Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen.] Gesicherte Informationen zur
       Ursache des Absturzes, bei dem auch alle sieben weiteren Insassen des
       Helikopters starben, gibt es bislang nicht. Der Armeechef des Landes,
       General Mohammed Bagheri, ordnete eine gründliche Untersuchung an und
       stellte laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Isna im
       Verteidigungsministerium ein technisch hochversiertes Team zusammen.
       
       Seit dem Absturz wird im Iran darüber spekuliert, ob schlechtes Wetter, ein
       technischer Defekt oder gar ein Sabotageakt des Erzfeindes Israel für den
       Vorfall verantwortlich gewesen sein könnte. Zum fraglichen Zeitpunkt
       herrschte dichter Nebel, der Präsidenten-Helikopter vom Typ Bell 212 war
       über 40 Jahre alt. Zwei weitere Hubschrauber der iranischen Delegation, die
       sich auf dem Rückweg von einem Termin in Aserbaidschan befand, erreichten
       sicher ihr Ziel.
       
       Irans Luftwaffe gilt als stark veraltet, ihre Modernisierung kommt
       angesichts scharfer internationaler Sanktionen kaum voran, neues Gerät und
       Ersatzteile sind schwer zu beschaffen. Viele der Flugzeuge und Helikopter
       stammen noch aus der Zeit vor der islamischen Revolution von 1979, als das
       Land enge Beziehungen zu den USA unterhielt.
       
       ## Neuwahlen sollen Ende Juni stattfinden
       
       [2][Die Amtsgeschäfte im Iran übernahm unterdessen Raisis erster Vize
       Mohammed Mochber]. Neuwahlen sollen bereits am 28. Juni stattfinden, wie
       Isna unter Berufung auf einen Sprecher der Wahlbehörde berichtete. Das
       hieße, vom 28. Mai an wäre eine Registrierung der Kandidaten möglich.
       Anders als in vielen Ländern ist der Präsident im Iran nicht das
       Staatsoberhaupt, sondern bloß Regierungschef. Die eigentliche Macht
       konzentriert sich auf den Religionsführer, der in allen strategischen
       Belangen das letzte Wort hat. Seit 1989 ist das Ajatollah Ali Chamenei.
       
       Die Verbündeten Teherans – unter ihnen Russland und China – kondolierten
       nach dem Tod der Politiker, aus westlichen Ländern kamen eher verhaltene
       Reaktionen. Die US-Regierung bekundete zwar ihr Beileid, begleitete dies
       aber mit einem Hinweis auf die Menschenrechtslage im Iran. „Während der
       Iran einen neuen Präsidenten wählt, bekräftigen wir unsere Unterstützung
       für das iranische Volk und seinen Kampf für Menschenrechte und
       Grundfreiheiten“, teilte US-Außenminister Antony Blinken am Montag in einer
       schriftlichen Stellungnahme mit.
       
       Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby,
       sagte, Raisi sei für grausame Menschenrechtsverletzungen in seinem Land
       verantwortlich gewesen, ebenso für die Unterstützung von Terrornetzwerken
       in der gesamten Region. „Keine Frage – das war ein Mann, der eine Menge
       Blut an seinen Händen hatte.“ Die US-Regierung bedaure aber generell den
       Verlust von Menschenleben und habe daher offiziell ihr Beileid
       ausgesprochen. Dies sei übliche Praxis. Von der Bundesregierung kam
       zunächst keine Reaktion.
       
       ## Schadenfreude über Tod des Präsidenten
       
       Raisi wurde 1960 in Maschhad geboren und war über drei Jahrzehnte in der
       zentralen Justizbehörde des Landes tätig. 2019 wurde er zum Justizchef
       ernannt. In seiner früheren Funktion als Staatsanwalt soll er 1988 für
       zahlreiche Verhaftungen und Hinrichtungen politischer Dissidenten
       verantwortlich gewesen sein, weshalb [3][ihn seine Gegner „Schlächter von
       Teheran“ nannten.]
       
       Experten hatten Raisi zwischenzeitlich auch als möglichen Nachfolger für
       den nunmehr 85 Jahre alten Religionsführer Chamenei gehandelt. Auch wenn
       sich insbesondere die Kritik der jungen Generation inzwischen immer mehr
       gegen das gesamte System der Islamischen Republik richtet, stand Raisi als
       Gesicht der Regierung innenpolitisch besonders unter Druck. Unter ihm wurde
       zuletzt auch der umstrittene Kurs bei der Verfolgung des Kopftuchzwangs
       vorangetrieben, der Teile der Bevölkerung noch mehr gegen den staatlichen
       Machtapparat aufbrachte. In sozialen Medien reagierten zahlreiche
       Iranerinnen und Iraner mit Schadenfreude auf die Nachricht vom Tod des
       Präsidenten.
       
       21 May 2024
       
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