# taz.de -- Korallenbleiche: Hitzeresiliente Korallen
       
       > Weltweit leiden Korallen unter Hitzestress, doch manche vertragen höhere
       > Temperaturen als andere. Forscher*innen versuchen sie gezielt zu
       > züchten.
       
 (IMG) Bild: Hatten tausende von Jahren Zeit, sich an die Hitze anzupassen: Korallen im Roten Meer, Ägypten
       
       [1][Korallenriffe sind ein Hotspot der Artenvielfalt], sie bieten etwa drei
       Viertel aller bekannten Meereslebewesen eine Heimat. Und sie sind
       existenziell bedroht. [2][Steigende Wassertemperaturen führen dazu, dass
       die Korallen die mit ihnen lebenden Algen abstoßen.] Dadurch bleichen sie
       aus und verlieren ihre wichtigste Nahrungsquelle.
       
       Allerdings, so Joanie Kleypas vom Nationalen Zentrum für
       Atmosphärenforschung in Colorado, seien manche Korallen widerstandsfähiger
       als andere. Die Korallen im Roten Meer beispielsweise können höheren
       Temperaturen standhalten, weil sie Tausende von Jahren Zeit hatten, sich an
       die dortige Hitze anzupassen. Das Problem sei, dass der Mensch die globalen
       Temperaturen schneller ansteigen lässt, als die Korallen durch natürliche
       Auslese ihre Resilienz entwickeln könnten, sagt Kleypas.
       
       ## Stresstest im Meeressimulator
       
       Am Australischen Institut für Meereswissenschaften züchtet ein Forscherteam
       daher gezielt Korallen, die besser mit der Hitze zurechtkommen. Der erste
       Schritt bestehe darin, hitzebeständige Eltern zu finden, sagt Annika Lamb,
       eine der Forschenden. Dazu werden Korallenproben entnommen, in Tanks
       gesetzt und im Meeressimulator des Instituts einem Hitzestress-Test, einem
       sogenannten „Rapid Heat Stress Test“ unterzogen. Anschließend werden die
       Korallen entsprechend ihrer Hitzebeständigkeit klassifiziert.
       
       Von da an sei es ein Geduldsspiel, sagt Lamb. Normalerweise laichen
       Korallenkolonien in nur einer einzigen Nacht im Jahr, ausgelöst durch einen
       exakten Zeitraum, der zwischen Sonnenuntergang und Mondaufgang liegt.
       Dieses Lichtmuster stellen die Forschenden im Meeressimulator nach. Wenn
       der richtige Zeitpunkt gekommen ist, steigen sie hinunter in die
       Korallenräume. Zuvor setzen sie sich rote Stirnlampen auf. Damit wollen sie
       ihren eigenen Einfluss auf die lichtempfindlichen Korallen so gering wie
       möglich halten. Sie warten, bis die Korallen laichen, und sammeln dann die
       Ei- und Spermienpakete ein, die in den Tanks auf der Wasseroberfläche
       schwimmen.
       
       ## Babykorallen werden ausgewildert
       
       Die Forschenden befruchten daraufhin die Eier und kreuzen dafür die
       verschiedenen Gruppen hitzebeständiger Korallen miteinander. So wollen sie
       besonders resistente Nachkommen zu züchten. Im August 2023 hatten sie
       bereits über drei Millionen Eier befruchtet. Diese ziehen die Forschenden
       dann in den Korallenkindergärten des Meeressimulators heran: von
       mikroskopisch kleinen Organismen bis zu Korallen von der Größe eines
       Fingernagels.
       
       Ziel der Unternehmung ist, die Korallen wieder in die freie Natur
       auszuwildern. Dafür wird häufig das Verfahren der sogenannten
       Korallenaussaat genutzt. Dabei werden Babykorallen auf kleine Keramik- und
       Betonsockel gelegt und in Gebiete geworfen, in denen Riffe saniert werden
       müssen. Laut dem Institut ist es „der größte jemals durchgeführte
       Forschungsversuch zur Wiederherstellung von Korallen“. 100.000 Babykorallen
       wurden bislang in das Riff eingebracht. Ob diese Bemühungen Früchte – oder,
       noch wichtiger, Korallen – tragen werden, bleibt abzuwarten.
       
       1 Jun 2024
       
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