# taz.de -- Wahl in Indien: Indiens Demokratie ist lebendig
       
       > Für Narendra Modi endet die Wahl nicht wie erwartet. Indien hat die
       > Chance, säkularer, inklusiver zu werden.
       
 (IMG) Bild: Modis Anhängerinnen tanzen vor dem Parteibüro in Guwahati
       
       Schon kurz nachdem die Auszählung der Wählerstimmen in Indien am Dienstag
       begann, wurde klar: Indiens fast schon totgesagte Opposition ist doch noch
       sehr lebendig. Der Marsch von Oppositionsführer [1][Rahul Gandhi] quer
       durch Indien war nicht umsonst. Er könnte sich und seine Kongresspartei
       damit rehabilitiert haben.
       
       Premierminister Narendra Modi von der hindunationalistischen Volkspartei
       BJP hat zwar die angestrebte Zweidrittelmehrheit verfehlt, doch seiner
       Regierung bleiben fünf weitere Jahre, das Land zu gestalten. Allerdings mit
       einer wieder gestärkten Opposition und Koalitionspartnern, die sicherlich
       mehr Mitsprache einfordern werden. Damit wird die BJP den politischen Kurs
       nicht mehr so sehr dominieren können.
       
       Bei der [2][Mammutwahl] wurden 642 Millionen Stimmen abgegeben. Der
       Einsatz von Wahlhelfer:innen – diesmal 15 Millionen – wird alle fünf
       Jahre größer und logistisch komplizierter. Aber all dies zeigt, dass
       Indiens Demokratie trotz verstärker Repressionen und juristischer
       Einschränkungen doch noch lebendig ist. Der Opposition gelang es, die
       Wähler:innen trotz geringerer Ressourcen und anderer Hürden zu
       mobilisieren.
       
       Indiens Wahl folgt damit nicht dem Kurs wie zuletzt in Indiens
       Nachbarländern, wo die Opposition an der Wahlurne stark isoliert wurde.
       Auch hat sich die Kongresspartei mit ihrem verbesserten Ergebnis nun die
       Position der Oppositionsführer:in im Unterhaus gesichert. 2019 wurde
       ihr diese Rolle nicht zugestanden, da sie nur 52 von 543 Sitzen gewann.
       Eine historische dritte Amtszeit, wie sie Modi jetzt bevorsteht, gelang
       bisher nur dem Kongresspolitiker Jawaharlal Nehru.
       
       ## Bevölkerungsreichstes Land der Welt und Global Player
       
       Modis Sieg fiel jedoch vor allem im hindisprachigen Norden deutlich hinter
       die Erwartungen zurück. Zwar punktete seine Partei in den
       Himalaja-Bundesstaaten hoch, doch im bevölkerungsreichsten Bundesstaat
       Uttar Pradesh musste sie überraschenderweise Federn lassen. Dass diese
       Wahlen auch außerhalb Indiens wichtig sind, müsste sich herumgesprochen
       haben. Das bevölkerungsreichste Land der Welt ist längst ein Global Player
       und in geopolitisch angespannten Zeiten gefragt.
       
       Es wird spannend zu beobachten, welche Richtung Indien in den nächsten fünf
       bis zehn Jahren einschlagen und wie Modi seine bisher völlig ungeklärte
       Nachfolge regeln wird. Damit Indien gerade für den Westen weiter als
       Bollwerk gegen China gesehen wird, braucht es ein [3][säkulares, inklusives
       Indien] und auch immer wieder konstruktive Kritik demokratischer Staaten.
       
       5 Jun 2024
       
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 (DIR) Natalie Mayroth
       
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