# taz.de -- Angriff auf Kinder aus Ghana: „Abscheuliche Tat“
       
       > In Grevesmühlen sind zwei ghanaische Mädchen von Jugendlichen angegriffen
       > worden. Die Polizei geht von einem rassistischen Motiv aus.
       
 (IMG) Bild: Fordert rasche Konsequenzen: Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig
       
       HAMBURG taz | Zwei acht und zehn Jahre alte ghanaische Mädchen sind am
       Freitagabend im mecklenburgischen Grevesmühlen angegriffen worden. Sie
       waren auf dem Nachhauseweg vom Sport, als sie aus einer Gruppe von rund 20
       Jugendlichen heraus attackiert wurden. Die Täter sollen der Achtjährigen
       ins Gesicht getreten haben, bestätigte die Polizei am Sonntag der taz.
       Diese geht von einem [1][rassistisch motivierten Angriff] aus.
       
       Der Vater, der die Jugendlichen zur Rede stellte, sei ebenfalls attackiert
       worden. Er und seine leicht verletzte achtjährige Tochter mussten im
       Krankenhaus behandelt werden. Die Ermittlungen wegen gefährlicher
       Körperverletzung, Volksverhetzung und Beleidigung laufen und die Polizei
       sucht Zeug*innen.
       
       In Grevesmühlen leben gut 10.000 Menschen. Am Wochenende war Stadtfest, das
       Grölen rassistischer Parolen zu dem Lied „L’Amour toujours“ offenbar
       inklusive, jedenfalls hat die Polizei entsprechende Anzeigen aufgenommen.
       Ob ein Zusammenhang zum Angriff besteht, werde geprüft. Jedenfalls war viel
       los und vom Stadtkern, wo gefeiert wurde, bis zum Ploggenseering, wo die
       Mädchen mit ihrer Familie laut NDR seit 2016 leben und nun angegriffen
       worden sind, sind es nur zehn Minuten zu Fuß.
       
       Die Polizei beschreibt die Bewohner*innenschaft in den vier- und
       fünfgeschossigen Wohnblöcken am Ploggenseering als heterogen, Menschen
       unterschiedlicher Nationalitäten wohnten hier. [2][Einen Übergriff wie
       diesen] habe es so noch nicht gegeben.
       
       ## Gesunkene Hemmschwelle
       
       Die Reaktionen fielen entsprechend aus. Am Samstag schrieb
       Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) auf der Plattform X, ihre
       Gedanken und ihr Mitgefühl seien bei den betroffenen Kindern und ihrer
       Familie. „Diese abscheuliche Tat muss rasch Konsequenzen haben. Rassismus
       und Gewalt sind widerlich. Das gilt erst recht, wenn Kinder angegriffen
       werden.“
       
       Der parteilose Bürgermeister von Grevesmühlen, Lars Prahler, besuchte die
       Familie am Wochenende. „Diese rassistisch motivierte Tat macht mich
       fassungslos. Das zeugt von bodenlosem Hass und enthemmter Unmenschlichkeit
       und lässt sich nicht entschuldigen. Auch nicht dadurch, dass es Jugendliche
       sind“, sagte Prahler dem NDR.
       
       Daniel Trepsdorf vom Demokratiezentrum Westmecklenburg, einer Organisation,
       die sich für den Kampf gegen Rechts einsetzt, teilte am Sonntag mit, er
       sehe „Kontinuitätslinien“. Und: „Wir erleben auch bei unseren Beratungen in
       Schulen aus dem Landkreis Nordwestmecklenburg, wie stark in den letzten
       Jahren die Hemmschwelle gesunken ist, sich rassistisch, demütigend und mit
       Gewaltfantasien gegenüber Menschen mit Migrationsbiografie zu äußern.“
       
       Die Polizei hat viele Hinweise, aber keine konkreten Beschreibungen. Die
       Integrationsbeauftragte Jana Michael appellierte an die Jugendlichen:
       „Jeder Zeuge, der schweigt, macht sich mitschuldig und verhindert die
       Aufklärung dieser widerlichen Gewalt an Kindern.“
       
       Update: Am 17. Juni hat die Polizei Rostock ihre Angaben zu dem mutmaßlich
       rassistischen Angriff teilweise revidiert. Nach der Auswertung von
       Hinweisen Anwohnender stelle sich der Sachverhalt inzwischen anders dar, so
       die Polizei. Demnach soll das achtjährige Mädchen keine, wie zuvor
       angegebene, körperliche Verletzungen erlitten haben, die auf die zuvor
       geschilderte Tathandlung hindeutete. Weitere Angaben zum Tathergang und die
       Verletzungen des Vaters der Kinder wurden nicht revidiert.
       
       16 Jun 2024
       
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