# taz.de -- AfD-Parteitag in Essen: Mit Tanz und Kreide gegen die AfD
       
       > Bis zu 100.000 Menschen könnten gegen den AfD-Parteitag Ende Juni
       > protestieren. Der Essener Stadtrat hatte versucht, diesen zu verhindern –
       > ohne Erfolg.
       
 (IMG) Bild: Die Demo-Veranstalter:innen hoffen auf den „größten politischen Protest, den Essen bisher gesehen hat“
       
       BOCHUM taz | In der ganzen Bundesrepublik läuft die Mobilisierung gegen den
       Bundesparteitag, den die vom Oberverwaltungsgericht Münster als
       rechtsextremer Verdachtsfall eingestufte AfD Ende Juni in Essen abhalten
       will. „Wir rechnen mit 70.000 bis 100.000 Menschen, die in Essen gegen die
       AfD demonstrieren werden“, sagt Katharina Schwabedissen, Sprecherin der
       Initiative „Widersetzen“, in der sich rund 170 Einzelpersonen und
       Vertreter:innen verschiedenster Organisationen, Gewerkschaften und
       antifaschistischer Regionalbündnisse zusammengefunden haben.
       
       Auch das Bündnis [1][„Essen stellt sich quer“], das zusammen mit dem Bund
       der Antifaschist:innen und der Initiative „Aufstehen gegen Rassismus“
       die Kampagne [2][„Gemeinsam laut“] trägt, erwartet den „größten politischen
       Protest, den Essen bisher gesehen hat“. Zur Teilnahme daran ruft auch die
       von Essens CDU-Oberbürgermeister Thomas Kufen unterstützte [3][„Allianz für
       Weltoffenheit und Toleranz“] auf.
       
       Dass die AfD die Essener Grugahalle tatsächlich am 29. und am 30. Juni
       nutzen, und sich damit auf die bundesweit wichtigen Landtagswahlen in
       Sachsen, Thüringen und Brandenburg vorbereiten kann, war erst am Freitag
       klar geworden. Die extrem Rechten dürften nicht anders behandelt werden als
       andere Parteien, entschied das [4][Verwaltungsgericht Gelsenkirchen] – und
       kippte damit den Versuch des Essener Stadtrats, den Parteitag doch noch zu
       verhindern. Tatsächlich haben in der Halle bisher nicht nur SPD, CDU und
       FDP getagt – auch die AfD selbst hat dort 2015 bereits einen
       Bundesparteitag abgehalten.
       
       „AfD ist eine reaktionäre Partei“ 
       
       Fraglich ist aber, wie viele ihrer Delegierten den Veranstaltungsort
       tatsächlich erreichen. Denn insbesondere die Initiative „Widersetzen“ hat
       das Ziel, den Bundesparteitag der extrem Rechten ausdrücklich „verhindern“
       zu wollen. Klar sei dabei, dass von den Protestierenden „keine Gewalt und
       keine Eskalation“ ausgehen werde – stattdessen rufe die Initiative zu
       kreativen Aktionen auf: „Die Leute können tanzen, Musik machen, die Straße
       mit Kreide bemalen. Vielleicht kommen auch Clowns“, sagt
       Widersetzen-Sprecherin Schwabedissen. Ziel bleibe allerdings, „so viele
       Menschen zu mobilisieren, dass der AfD-Parteitag verhindert wird“.
       
       Nicht erst seit den vom Thüringer AfD-Chef Björn Höcke skandierten
       SA-Parolen, den im Januar bekannt gewordenen rechten Plänen für
       Massendeportationen von Menschen mit Migrationshintergrund, bei denen auch
       AfD-Politiker involviert waren, und der SS-Verharmlosung durch den
       Europawahl-Spitzenkandidaten Maximilian Krah sei klar: „Die AfD ist eine
       reaktionäre Partei mit einem wachsenden faschistischen Kern“, sagt
       Schwabedissen. Allein schon deren Versuch, ihren Parteitag in einer seit
       Jahrhunderten von Einwander:innen geprägten Region wie dem Ruhrgebiet
       abzuhalten, sei „unerträglich“.
       
       Beginnen werden die Proteste bereits am Vortag des AfD-Parteitags. Am
       Essener Hauptbahnhof wird schon am Freitagabend um 19 Uhr eine Rave-Demo
       mit dem Claim „Bass gegen Hass“ starten, danach kann in antirassistischen
       Clubs getanzt werden. Am Samstag demonstriert „Widersetzen“ ab 6 Uhr
       morgens vor der Grugahalle und „Gemeinsam laut“ auf der dorthin führenden
       zentralen Alfredstraße. Um 10 Uhr folgt eine Großdemo mit dem Motto
       „Gesicht zeigen gegen Hass und Hetze“ am Hauptbahnhof.
       
       Auf dem Messeparkplatz P2 gibt es dann ab 13 Uhr einen „Markt der
       Möglichkeiten“ mit den Themenfeldern „Gesellschaftliche Teilhabe, Arbeit
       und Wirtschaftswelt, Soziale Gerechtigkeit, Journalismus, Kunst und Kultur
       sowie Antisemitismus und Rassismus“.
       
       Ab 17 Uhr folgen Konzerte, etwa mit der Essener Dancehall-Band Banda
       Senderos und dem Hamburger Singer-Songwriter Marlo Grosshardt. Enden wird
       der Widerstand gegen die extrem Rechten erst am Sonntagmorgen: Ab 9 Uhr
       wird eine Mahnwache vor der Grugahalle die Delegierten der AfD noch einmal
       an die Massenproteste erinnern.
       
       17 Jun 2024
       
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 (DIR) Andreas Wyputta
       
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