# taz.de -- Hooligans in Gelsenkirchen: Nur Schlägereien
       
       > Die befürchtete Schlacht der Fans aus England und Serbien bleibt aus.
       > Gewaltvoyeure kommen aber auf ihre Kosten – dank eines Präsidentensohns.
       
 (IMG) Bild: Aufräumarbeiten nach der Schlägerei zwischen englischen und serbischen Fans
       
       BERLIN taz | Mit dem Fußball kommt die Gewalt. Klar, da gibt es die schönen
       Bilder von Dänen mit lustigen Hüten, von tanzenden Albanern und
       Albanerinnen, von orangen Blasmusikern und [1][auch die Schotten sind
       lustige Leute]. Wo bleiben da die Hooligans? Beinahe sehnsüchtig schienen
       Fußballvoyeure auf die ersten Meldungen von Ausschreitungen verfeindeter
       Fangruppierungen zu warten. Am Sonntag hatte dieses Warten dann ein Ende.
       Am Nachmittag vor dem Spiel ihrer Mannschaften waren [2][englische und
       serbische Fans] vor einem Steakhaus in der Innenstadt von Gelsenkirchen
       aneinandergeraten.
       
       Auf Social Media haben schnell Bilder die Runde gemacht, auf denen zu sehen
       ist, wie Männer mit Stühlen aufeinander losgehen. Von vorne, von hinten,
       von oben war die Szene gefilmt worden – es war eine multiperspektivische
       Gewaltschau. Schön war das gewiss nicht anzuschauen. Und schmerzhaft waren
       die Folgen sicher für den englischen Fan, der nach der Schlägerei im
       Krankenhaus behandelt werden musste. Am Ende hat die Polizei einen
       Engländer festgenommen und acht Serben. Ein EM-Stadion dürfen sie nicht
       mehr betreten.
       
       War das jetzt die große Hooliganschlacht, die befürchtet worden war? Die
       Bilder von der englisch-serbischen Auseinandersetzung konnten jedenfalls
       die voyeuristische Lust an blutigen Bildern bei etlichen Beobachtern erst
       mal befriedigen. Und wie ist es weitergegangen? Die Abreise der Fans sei
       friedlich verlaufen, teilte die Polizei mit.
       
       Und doch, wer sein Handy zu früh zur Seite gelegt hat, versäumte die
       Debatte über die Beteiligung von Danilo Vučić an der Auseinandersetzung.
       Danilo Vučić? Ja, der Sohn der serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić
       wollte auch die Fäuste schwingen vor dem Lokal in Gelsenkirchen. Gerade
       noch so wurde er von seinen Begleitern zurückgehalten.
       
       Die kennen das Umfeld, in dem sich der 22-jährige Präsidentenspross
       bisweilen bewegt. Des Öfteren schon wurde er mit Aleksandar Vidojevic in
       Belgrad gesehen. Der soll nicht nur ziemlich mafiös sein, sondern als Chef
       der Fangruppierung „Janitscharen“ ein lupenreiner Hooligan, der sich für
       Partizan Belgrad in Straßenkämpfe begibt. So berichtete es jedenfalls
       [3][das unabhängige Recherchenetzwerk Krik].
       
       Auf die Berichte reagierte Aleksandar Vučić mit einem Instagram-Post, der
       ihn zusammen mit seinem Sohn zeigt: „Mein Sohn Danilo ist ein ehrlicher und
       anständiger junger Mann.“ Auch über den Janitscharen Vidojevic, dem
       Verwicklung in Drogengeschäfte vorgeworfen wird, hat sich der Präsident
       schon geäußert. „Dieser junge Mann wurde noch nie wegen Drogendelikten
       angeklagt, nur wegen Schlägereien, aber auch da wurde er noch nie
       verurteilt“, sagte er in einem TV-Fernsehinterview. Na dann.
       
       17 Jun 2024
       
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 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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