# taz.de -- Stimmung vor der Männer-EM: Ritualisierte Turnierempörung
       
       > Der Bierpreis für Fans, Staus im Regierungsviertel, und dann noch Jens
       > Spahn – es gibt viele gute Gründe, schlecht gelaunt ins Turnier zu gehen.
       > Geht da noch was?
       
 (IMG) Bild: Wer sich beim Rudelschauen einen schönen Rausch ansaufen möchte, muss tief in die Tasche greifen
       
       Noch schnell eine Bank überfallen und dann zum Fanfest. Schon ein paar Tage
       vor dem ersten Anpfiff hatte sich herumgesprochen, dass eine Halbe Bier auf
       den „Euro 2024 Festivals“ in den Gastgeberstädten satte 7 Euro kostet. Wer
       sich beim Rudelschauen einen schönen Rausch ansaufen möchte, muss also tief
       in die Tasche greifen. Bald findet sich ein Politiker, der eine
       Bierpreisbremse fordert und laut Skandal ruft, so wie das in München
       alljährlich der Fall ist, wenn der Preis für eine Mass Bier [1][auf dem
       Oktoberfest] bekanntgegeben wird.
       
       [2][Zwischen 12,60 Euro und 14,90 Euro] hat im vergangenen Jahr der Humpen
       dort gekostet. Ob deshalb weniger gesoffen wurde? Wohl kaum. [3][Auf
       Mallorca im viel besungenen „Bierkönig“] kostet ein Liter Pils 16,50 Euro.
       Geschichten darüber, dass sich die Kunden angesichts dessen im Bierkonsum
       zurückhalten würden, sind keine bekannt. Aufgeregt wird sich dennoch so
       manch Sauftourist haben darüber. Schlimm! Und Prost!
       
       Das Meckern gehört einfach dazu. So will es die Tradition auch bei den
       großen Fußball-Events. Bevor ein Turnier so richtig in Fahrt kommt, laufen
       die Schlechte-Laune-Katalysatoren auf Hochtouren. Jens Spahn, [4][der ewige
       Ehrgeizling von der CDU], hat sich auch schon genervt gezeigt von dieser
       EM. [5][Die Fanmeile in Berlin vor dem Brandenburger Tor] ist ja nicht weit
       weg vom Regierungsviertel. Wegen der Straßensperrungen, die dafür notwendig
       sind, braucht Spahn nun ein paar Minuten mehr, um mit dem Auto zu seinem
       Arbeitsplatz zu kommen. „Die Leute sind genervt“, hat er gesagt. Und damit
       weiß man zumindest endlich, wer eigentlich gemeint ist, wenn ein Politiker
       von „den Leuten“ oder „den Menschen“ spricht. Er selbst ist gemeint.
       
       Die Fanmeile hätte man doch auch woanders in der Stadt aufbauen können,
       meinte Spahn. Gute Idee! Dann wären andere Leute anderswo genervt. Solche
       Problemlöser braucht das Land. Da könnte man sich ja glatt fragen, warum
       diese EM überhaupt in Deutschland stattfinden muss? Soll man doch Leute im
       Ausland damit belästigen. Nein, das will einer wie Spahn dann auch nicht.
       Seine Partei hat im Januar sogar einen Antrag auf Beschlussfassung mit dem
       Betreff „Fußball-EM 2024 – Volle Unterstützung für ein neues Sommermärchen“
       in den Bundestag eingebracht.
       
       „Der Bundestag wolle beschließen“, steht über solchen Anträgen. Und in
       diesem speziellen geht der Text so weiter: „Der Deutsche Bundestag fordert
       die Bundesregierung im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel auf, auf den
       Deutschen Fußballbund dahingehend einzuwirken, dass die Nationalmannschaft
       wieder stärker die Nähe zu den Fans in Deutschland sucht, um dem
       Ansehensverlust entgegenzuwirken, der durch die Leistungen der deutschen
       Nationalmannschaft eingetreten ist und der der Entwicklung einer positiven
       Grundstimmung vor der Euro 2024 entgegensteht.“ Aufregen könnte man sich
       glatt über einen solchen Unsinn. Ganz so, wie es sich zu Beginn einer EM
       gehört.
       
       14 Jun 2024
       
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