# taz.de -- Debatte um TU-Präsidentin: Rauch soll selbst entscheiden
       
       > Die Präsidentin der TU Berlin likte antisemitische Posts. Nun beantragt
       > sie ein Disziplinarverfahren gegen sich, und soll selbst sagen, ob sie
       > bleibt.
       
 (IMG) Bild: Geraldine Rauch, Präsidentin der Technischen Universität Berlin, bei einer Sitzung des Akademischen Senats am 5. Juni
       
       BERLIN taz | „Ich habe unsere Universität in der vergangenen Woche in eine
       schlimme Situation gebracht“, sagt Geraldine Rauch am Mittwoch in der
       Sitzung des Akademischen Senats der Technischen Uni Berlin (TU). „Dafür
       will ich mich entschuldigen und meine tiefe Reue ausdrücken.“
       
       Rauch, Präsidentin der TU, steht seit etwa einer Woche in der Kritik, weil
       sie mit ihrem privaten Account auf der Plattform X einen Post mit
       antisemitischer Symbolik gelikt hat. Dieser zeigte eine [1][Karikatur von
       Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit einem Hakenkreuz].
       Außerdem soll sie weitere Posts mit Likes versehen haben, die etwa Israel
       einen Völkermord in Gaza vorwerfen.
       
       Die Präsidentin hatte die Sitzung zum Akademischen Senat nicht selbst
       eröffnet – obwohl das eigentlich ihre Aufgabe ist. Doch da sie selbst
       Gegenstand sei, habe sie diese Aufgabe abgegeben, erklärte Annette Hiller,
       die statt der Präsidentin die Sitzung leitet. Das Gremium befasst sich am
       Mittwoch mit der Causa – und hätte [2][auch eine Abwahl Rauchs beantragen
       können].
       
       Doch am Ende überlässt der akademische Senat die Entscheidung der
       Präsidentin: Innerhalb von 24 Stunden solle sie sich dazu erklären, ob sie
       an der Uni bleiben wolle, heißt es am Ende der Sitzung am Mittwochabend.
       Man habe dazu im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung ein Meinungsbild
       erhoben und das Ergebnis der Präsidentin mitgeteilt.
       
       Einen Rücktritt Rauchs fordert etwa die CDU in Berlin vehement ein. Auch
       der Zentralrat der Juden, der Antisemitismusbeauftragte der
       Bundesregierung, Felix Klein, sowie Bundesjustizminister Marco Buschmann
       (FDP) haben sich gegen sie ausgesprochen. Das Kanzleramt prüft derweil, ob
       Rauch im Zukunftsrat von Kanzler Olaf Scholz (SPD) bleiben kann.
       
       ## Vertrauen wieder herstellen
       
       Rund 100 Student*innen haben sich vor Beginn der Sitzung versammelt.
       „Geraldine bleibt“ steht auf ihren Plakaten, mit Reden und lauten Rufen
       machen sie ihre Unterstützung für die Präsidentin deutlich. Ihrem Fehler
       wolle sie sich stellen, sagte diese in ihrer Erklärung.
       
       Sie habe deshalb ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst beantragt.
       „Juristisch wird es also Klarheit geben.“ Schwerer wiege, Vertrauen
       wiederherzustellen. Dazu kündigt sie an, mit fünf konkreten Maßnahmen die
       Arbeit gegen Antisemitismus an der TU zu stärken. Die Geschehnisse selbst
       wolle sie gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden und der Jüdischen
       Studierendenunion aufarbeiten.
       
       An der Universität solle konsequent gegen antisemitische Aktionen
       vorgegangen werden. [3][Demonstrationen auf dem Uni-Gelände seien erlaubt],
       so Rauch. Käme es aber zu antisemitischen Protesten, werde sie umgehend
       reagieren. Sie werde außerdem die Beratung gegen Antisemitismus
       vorantreiben und für Aufklärung und Weiterbildung in der Lehre und unter
       den Lehrenden sorgen. Schließlich kündigt Rauch eine Sprechstunde für
       jüdische Student*innen an.
       
       ## Hohe Hürden
       
       Ihr sei klar, dass sie mit ihrem Verhalten viele verletzt habe, sagt Rauch.
       „Ich möchte aufrichtig für meinen Fehler um Entschuldigung bitten.“ Die
       Hamas habe mit ihrem Angriff unermessliches Leid ausgelöst. Sie wünsche
       sich Frieden. „In den vergangenen Tagen habe ich mich oft gefragt: Warum
       nur habe ich nicht gründlicher hingesehen, warum habe ich meinen inneren
       Schmerz darüber nicht im Privaten gelassen?“ Nach ihrer Erklärung erhält
       Rauch aus den Zuschauerreihen Applaus, der Akademische Senat tagt danach
       hinter verschlossenen Türen.
       
       Um eine Uni-Präsidentin abzuwählen, gibt es hohe Hürden. Am Montag könnte
       das Kuratorium der TU sich in einer eigens zu Rauch einberufenen Sitzung
       für eine Abwahl aussprechen. Doch auch dieser Antrag würde dann wieder beim
       Akademischen Senat landen. Falls der sich doch mit Zweidrittelmehrheit für
       eine Abwahl ausspräche, müssten das anschließend auch zwei Drittel des
       erweiterten Akademischen Senats tun.
       
       5 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Antisemitismus-Vorwurf/!6010459
 (DIR) [2] /Debatte-um-TU-Praesidentin/!6011817
 (DIR) [3] /Propalaestina-Proteste-an-deutschen-Unis/!6012172
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uta Schleiermacher
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Antisemitismus
 (DIR) Technische Universität Berlin
 (DIR) Präsidentin
 (DIR) Social Media
 (DIR) Antisemitismus-Vorwurf
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) Technische Universität Berlin
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Antisemitismus
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) TU-Präsidentin Geraldine Rauch bleibt: „Ich trete nicht zurück“
       
       Im Gremium der TU sprach sich eine knappe Mehrheit für einen Rücktritt der
       TU-Präsidentin aus. Rauch erklärte, sie wolle an ihren Fehlern arbeiten.
       
 (DIR) Flaggenmarsch in Jerusalem: Eis, Bier und National-Slogans
       
       In Israel ist der Flaggenmarsch eine jährliche Provokation in den
       arabischen Vierteln von Jerusalem. Auch der Minister Itamar Ben-Gvir läuft
       mit.
       
 (DIR) TU-Berlin-Präsidentin Geraldine Rauch: Wie man sich entschuldigt
       
       Die Präsidentin der TU steht wegen Posts zum Nahostkonflikt in der Kritik.
       Von ihrem Umgang mit Vorwürfen könnte so mancher lernen.
       
 (DIR) Debatte um TU-Präsidentin: Kein weißer Rauch in Sicht
       
       Die Gremien der Technischen Universität Berlin sollen die Zukunft von
       Präsidentin Rauch klären. Studierende erklären sich für sie.
       
 (DIR) Kritik an TU-Präsidentin Geraldine Rauch: Maßlose Debatte
       
       Wegen ein paar Social-Media-Likes ist die Präsidentin der Berliner TU in
       Kritik geraten. Dahinter stecken vor allem rückwärtsgewandte Akteure.
       
 (DIR) Affäre Geraldine Rauch: Als TU-Präsidentin ungeeignet
       
       Ob sie den Post zu oberflächlich gelesen hat oder die Meinung dort teilt,
       ist letztlich egal. Das eine wie das andere disqualifiziert TU-Chefin
       Rauch.