# taz.de -- Wahlkampf in Großbritannien: „Kneipenschwätzer“ mit „Putin-Virus“
       
       > Der britische Rechtspopulist Farage macht den Westen für Putins Einmarsch
       > in der Ukraine verantwortlich. Die Empörung darüber facht ihn weiter an.
       
 (IMG) Bild: Nigel Farage verteidigt seine Ukraine-Äußerungen und bekennt sich zugleich zur Nato: Wahlkampfauftritt in Kent am Montag 24. Juni
       
       BERLIN taz | Rechtspopulist Nigel Farage ist der Shootingstar des
       britischen Wahlkampfs. Seine Partei [1][Reform UK] zieht in manchen
       Umfragen schon an den regierenden Konservativen vorbei. Nun entdeckt er die
       Außenpolitik.
       
       „2014 stand ich im Europaparlament auf und ich sagte, ich zitiere: ‚Es wird
       Krieg in der Ukraine geben‘“, erläuterte Farage am Freitag [2][in einem
       BBC-Fernsehinterview] im Zusammenhang mit Russlands Präsidenten Putin.
       „Warum sagte ich das? Mir war klar, dass die endlose Osterweiterung der
       Nato und der Europäischen Union diesem Mann (er zeigt auf ein Bild von
       Putin) einen Grund gab, seinem Volk zu sagen, ‚Die kommen uns wieder zu
       nahe‘ und in den Krieg zu ziehen.“ Ja, der Westen habe Russlands Einmarsch
       in der Ukraine 2022 provoziert, bestätigte er auf Nachfrage.
       
       „Was er sagte, war völlig falsch und spielt Putin in die Hände“, empörte
       sich Premierminister Rishi Sunak. Labour-Oppositionsführer Keir Starmer
       nannte Farages Worte „eine Schande“. Eine seltene Einmütigkeit der beiden
       Spitzenpolitiker – und eine Steilvorlage für Farage.
       
       In der Samstagsausgabe des konservativen Hausblatts Daily Telegraph
       [3][schrieb Farage] unter dem Titel „Die Irrtümer des Westens in der
       Ukraine waren eine Katastrophe und ich werde mich nicht dafür
       entschuldigen, die Wahrheit zu sagen“, er habe als einziger immer recht
       behalten, denn „der Westen hat Putin in die Hände gespielt“ und Russland
       zum Krieg provoziert.
       
       Damit provozierte Farage noch schärfere Widerrede. „Ekelhafter Quatsch“,
       [4][twitterte Expremier Boris Johnson]. Exverteidigungsminister Ben Wallace
       nannte Farage einen „Kneipenschwätzer“. Sogar das Verteidigungsministerium
       [5][veröffentlichte ein Kurzvideo] mit „Fakten über die Nato“. Und aus dem
       Präsidialamt in Kyjiw [6][vermeldete ein BBC-Journalist] den Kommentar:
       „Leider infiziert der Virus des Putinismus Menschen, und er kann schlimmere
       Folgen haben als Covid.“
       
       Die Sonntags-Boulevardzeitung Mail on Sunday schlagzeilte daraufhin
       [7][„Selenskyj: Farage mit Putin-Virus infiziert“], woraufhin Farage
       [8][rechtliche Schritte ankündigte].
       
       Am Montag legte Farage mit einer [9][außenpolitischen Grundsatzrede] nach.
       Auf einer südostenglischen Wiese schäumte der Reformführer, er werde keine
       Belehrungen von Parteien annehmen, die für die Kriege in Irak und Libyen
       verantwortlich seien. Er erklärte sich zum Champion der Nato und des
       Bündnisses mit den USA – Farage ist mit Donald Trump befreundet – und
       sagte, weder das 2-Prozent-Ziel der Nato für Verteidigungsausgaben als
       Anteil des Bruttoinlandsprodukts seien ausreichend noch das
       2,5-Prozent-Ziel Rishi Sunaks: 3 Prozent müssten es schon sein.
       
       Immerhin trifft Farage einen Nerv: Im britischen Wahlkampf werde zu wenig
       über Außenpolitik gesprochen, monierte er. Dafür hat er nun gesorgt. Und
       man spricht über ihn. Logisch, wie er der BBC erklärte: „Ich bin der
       einzige in der britischen Politik, der vorhersagte, was passieren würde.“
       
       24 Jun 2024
       
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 (DIR) [4] https://x.com/BorisJohnson/status/1804939339710988730
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 (DIR) [8] https://x.com/Nigel_Farage/status/1804918762283425805
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