# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: 42 Tote bei Angriffen auf Gaza-Stadt
       
       > Ungeklärt bleibt weiterhin, wer den Beschuss eines Zeltlagers nahe Rafah
       > verursacht hat. Im Westjordanland wurde ein Israeli ermordet.
       
 (IMG) Bild: Das Flüchtlingslager Al Shati in Gaza-Stadt nach einem Angriff der israelischen Armee am Samstag
       
       ## 42 Tote nach Angriffen auf Gaza-Stadt
       
       Bei israelischen Angriffen auf Gaza-Stadt im Norden des Gazastreifens sind
       nach palästinensischen Angaben mindestens 42 Menschen getötet worden. Ziel
       des Beschusses seien das Viertel Al-Tuffah und das Flüchtlingslager
       Al-Schati gewesen, sagt der Direktor des von der Hamas geführten
       Medienbüros der Regierung, Ismail al-Thauabta, der Nachrichtenagentur
       Reuters. In Al-Tuffah seien 18 Menschen getötet worden, in Al-Schati 24.
       Al-Schati ist eines der acht historischen Flüchtlingslager im Gazastreifen.
       Die israelische Armee teilt in einer kurzen Erklärung mit, es seien im
       Gebiet Gaza-Stadt zwei militärische Einrichtungen der Hamas von Kampfjets
       angegriffen worden. (rtr)
       
       ## Gesundheitsbehörde: 37.551 Tote im Gazastreifen
       
       Im Gazastreifen sind nach Angaben der dortigen, von der Hamas
       kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Kriegsbeginn mindestens 37.551
       Menschen durch israelische Angriffe getötet worden. Nahezu 86.000
       Palästinenserinnen und Palästinenser seien verletzt worden. Allein
       innerhalb der vergangenen 24 Stunden seien 101 Menschen getötet und 169
       verletzt worden. Die Vereinten Nationen haben die Angaben der Behörde
       wiederholt als glaubhaft bezeichnet. Die Opferzahlen dürften allerdings
       noch höher sein, da zahlreiche Menschen vermisst werden und viele Tote noch
       immer unter den Trümmern eingestürzter Gebäude begraben liegen. (rtr)
       
       ## Israeli im Westjordanland erschossen
       
       Ein Israeli ist nach Angaben des israelischen Militärs in der
       palästinensischen Stadt Kalkilia im Nordwesten des Westjordanlands
       erschossen worden. Militäreinheiten seien daraufhin in der Region aktiv
       geworden und hätten eine Untersuchung gestartet, teilte die Armee am
       Samstag mit. Der Hintergrund der Tat war zunächst unklar.
       
       Augenzeugen und palästinensische Medien berichteten, das Opfer sei am
       Morgen angeschossen und sein Auto in Brand gesetzt worden. Autos aus Israel
       sind an ihren gelben Nummernschildern zu erkennen. Palästinensische
       Nummernschilder sind weiß. Die Stadt Kalkilia steht unter der Kontrolle der
       palästinensischen Autonomiebehörde. Israelis ist die Einreise dorthin
       grundsätzlich verboten.
       
       Am Vortag hatten israelische Sicherheitskräfte eigenen sowie
       palästinensischen Angaben zufolge im Westjordanland zwei von Israel
       gesuchte Mitglieder des Palästinensischen Islamischen Dschihads getötet.
       Israelische Einsatzkräfte hätten auf den Wagen der Männer gefeuert. Dabei
       seien zwei weitere Menschen verletzt worden, meldete die palästinensische
       Nachrichtenagentur Wafa. Bereits am Donnerstag war dort ein 15-Jähriger
       nach palästinensischen Angaben bei Zusammenstößen getötet worden.
       
       Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem
       Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 noch einmal deutlich verschärft. Die Zahl
       der bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen
       Anschlägen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland
       getöteten Palästinenser ist zuletzt auf mehr als 530 gestiegen. Auch Gewalt
       israelischer Siedler gegen Palästinenser nahm in dem Zeitraum deutlich zu.
       (dpa)
       
       ## IKRK: „Großkalibrige Geschosse“ schlugen ein
       
       Im Süden des Gazastreifens sind nahe der Stadt Rafah bei einem Angriff in
       der Nähe des Büros des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) nach
       Angaben der Organisation über 20 Menschen getötet worden. „Großkalibrige
       Geschosse“ seien am Freitagnachmittag „in unmittelbarer Nähe des Büros und
       der Wohnhäuser“ der Organisation eingeschlagen, erklärte das IKRK.
       
       Zu dem Beschuss auf das Vertriebenenlager im Küstengebiet Al-Mawasi
       erklärte das IKRK, der Vorfall habe „einen massenhaften Zustrom von Opfern
       auf das nahegelegene Feldkrankenhaus des Roten Kreuzes“ ausgelöst. Dort
       seien 22 Tote und 45 Verletzte registriert worden. Zudem gebe es Berichte
       über weitere Opfer.
       
       In der Umgebung des IKRK-Büros leben hunderte Vertriebene in Zelten.
       Angriffe in „so gefährlicher Nähe humanitärer Einrichtungen gefährden das
       Leben von Zivilisten und Mitarbeitern des Roten Kreuzes“, schrieb die
       Organisation weiter. Die Standorte seien den Konfliktparteien bekannt und
       zudem „deutlich mit dem Emblem des Roten Kreuzes gekennzeichnet“.
       
       „Dieser schwerwiegende Sicherheitsvorfall ist einer von mehreren in den
       vergangenen Tagen“, hieß es weiter. Bereits zuvor hätten Querschläger
       Standorte des IKRK getroffen.
       
       Das von der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas kontrollierte
       Gesundheitsministerium im Gazastreifen meldete 25 Tote und 50 Verletzte bei
       dem Angriff. Die israelische Armee habe „Zelte von Vertriebenen in der
       Gegend von Al-Mawasi“ angegriffen.
       
       Ein Sprecher der israelischen Armee sagte, es gebe „keine Hinweise darauf,
       dass die Armee einen Angriff in der humanitären Zone in Al-Mawasi
       ausführte“. Der Vorfall werde untersucht.
       
       Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums unter
       Berufung auf den Direktor des Al-Ahli-Krankenhauses wurden weiter nördlich
       in Gaza-Stadt am Freitag zudem 30 Menschen getötet. Angaben des
       palästinensischen Zivilschutzes zufolge starben zudem fünf Menschen bei
       einem Angriff auf eine Garage in Gaza-Stadt.
       
       Dem israelischen Militär zufolge wurden am Freitag zwei Soldaten im
       Gazastreifen getötet. (afp)
       
       ## Guterres: Libanon darf kein zweites Gaza werden
       
       Chaos und Gesetzlosigkeit im umkämpften Gazastreifen verhindern nach den
       Worten von UN-Generalsekretär António Guterres die Verteilung humanitärer
       Hilfe in dem abgeriegelten Küstengebiet. Es herrsche „totale
       Gesetzlosigkeit“, beklagte Guterres am Freitag in New York. Es gebe
       „extreme Schwierigkeiten bei der Verteilung“ von Hilfsgütern in Gaza,
       Lastwagen würden geplündert. Das Problem bestehe nicht nur darin,
       [1][Hilfsgüter nach Gaza zu bringen]. „Es muss ein Mechanismus vorhanden
       sein, der ein Mindestmaß an Recht und Ordnung garantiert, damit die
       Verteilung stattfinden kann“, forderte Guterres. Er drängte daher erneut
       auf eine sofortige Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas.
       
       Zudem warnte er eindringlich vor einer weiteren Eskalation im Konflikt
       zwischen Israel und der proiranischen Hisbollah-Miliz im Libanon. „Eine
       unüberlegte Handlung – eine Fehlkalkulation – könnte eine Katastrophe
       auslösen, die weit über die Grenze hinausgeht und, offen gesagt, die
       Vorstellungskraft übersteigt“, warnte Guterres am Freitag in New York. Die
       Menschen in der Region und in aller Welt könnten es „sich nicht leisten,
       dass der Libanon ein weiteres Gaza wird“, sagte Guterres unter Verweis auf
       den Krieg zwischen Israel und der mit der Hisbollah verbündeten
       islamistischen Hamas im Gazastreifen. (dpa)
       
       ## Gegenseitiger Beschuss an Israels Grenze zu Libanon
       
       An Israels Grenze zum Libanon ist es erneut zu gegenseitigem Beschuss
       gekommen. In Reaktion auf wiederholte Angriffe auf Gebiete im Norden
       Israels flog die israelische Armee nach eigenen Angaben am Freitag
       Luftangriffe gegen Stellungen der proiranischen Schiitenmiliz Hisbollah im
       Süden des Libanons, wie das Militär am Abend mitteilte. Zuvor seien
       Angriffe aus dem Libanon auf Gebiete im Norden Israels erfolgt. Es habe
       keine Berichte über Verletzte gegeben, hieß es. Die Angaben ließen sich
       zunächst unabhängig nicht überprüfen. Seit Beginn des Krieges im
       Gazastreifen kommt [2][es täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen
       der israelischen Armee mit der Hisbollah im Grenzgebiet zwischen Israel und
       dem Libanon]. Tote gab es dabei auf beiden Seiten. (dpa)
       
       ## Explosion in der Nähe eines Schiffes an der Küste Jemens
       
       In der Nähe eines Schiffes östlich der jemenitischen Hafenstadt Aden hat es
       laut britischen Angaben eine Explosion gegeben. Wie die britische
       Seefahrtsbehörde UKMTO am Freitag mitteilte, konnte das Schiff seine Reise
       fortsetzen. Die Besatzung sei in Sicherheit. Nähere Angaben zu dem Schiff
       machte die Behörde nicht.
       
       Im Golf von Aden und im Roten Meer rund um den Jemen ist die Lage seit
       Monaten angespannt. Die jemenitischen Huthi-Rebellen, die Teile der Küste
       des Jemen kontrollieren, [3][greifen seit November Schiffe im Roten Meer
       und im Golf von Aden an], einer wichtigen Handelsroute. Als Reaktion gehen
       die USA und Großbritannien immer wieder gegen Stellungen der Miliz vor.
       
       Zuletzt zerstörten die USA am Donnerstag laut eigenen Angaben vier
       unbemannte Boote und zwei Drohnen der Huthi-Miliz. Am Mittwoch griff die
       US-Armee demnach ebenfalls Stellungen der pro-iranischen Kämpfer an.
       
       Die Huthi-Miliz hatte bei einem ihrer Angriffe in der vergangenen Woche den
       Frachter „MV Tutor“ attackiert. Ein philippinischer Matrose wurde dabei
       getötet. Das Schiff sank später. Ein anderes Frachtschiff wurde nach einem
       Angriff von der Besatzung verlassen.
       
       Die schiitische Huthi-Miliz befindet sich seit Jahren im Bürgerkrieg mit
       der international anerkannten Regierung des Jemen, seit 2014 kontrolliert
       die mit dem Iran verbündete Miliz die jemenitische Hauptstadt Sanaa. 2015
       begann ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis, zugunsten der
       Regierungstruppen einzugreifen.
       
       Der Konflikt im Jemen, dem ärmsten Land der arabischen Halbinsel, und seine
       Folgen zählen nach UN-Angaben zu den schlimmsten humanitären Katastrophen
       weltweit. Mehr als zwei Drittel der Menschen sind auf Hilfe angewiesen.
       
       Seit Beginn des Jemen-Konflikts haben die Huthis hunderte Zivilisten
       entführt, willkürlich festgehalten und gefoltert, darunter UN- und
       NGO-Mitarbeiter. (afp)
       
       ## Kuba schließt sich Südafrikas Klage an
       
       Kuba schließt sich nach eigenen Angaben der Klage Südafrikas im
       Zusammenhang mit Israels Vorgehen im Gazastreifen vor dem Internationalen
       Gerichtshof (IGH) an. Der Inselstaat werde als Drittstaat seine
       Interpretation der Normen der UN-Völkermordkonvention vorlegen, die Israel
       durch seine Handlungen im Gazastreifen „eklatant verletzt“ habe, erklärte
       das kubanische Außenministerium am Freitag.
       
       Das Vorgehen erfolge im Einklang mit dem „entschlossenen und anhaltenden
       Engagement“ der Regierung in Kuba, die „legitimen internationalen
       Bemühungen zur Beendigung des Völkermords am palästinensischen Volk zu
       unterstützen und so viel wie möglich dazu beizutragen“, erklärte das
       Außenministerium des kommunistisch regierten Lands weiter.
       
       Anfang Juni hatten sich bereits Chile und Spanien der südafrikanischen
       Klage gegen Israel angeschlossen.
       
       Der IGH in Den Haag prüft derzeit eine im Dezember eingereichte Klage, in
       der Südafrika Israel „Völkermord“ im Gazastreifen vorwirft. Der IGH wies
       Israel daraufhin im Januar an, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um
       bei seinem Vorgehen gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen
       Handlungen im Zusammenhang mit einem möglichen „Völkermord“ zu verhindern.
       
       Im Mai ordnete das Gericht zudem einen Stopp der israelischen
       Militäroffensive in Rafah im Süden des Gazastreifens an. (afp)
       
       ## Katar bemüht sich weiter um Friedensgespräche
       
       Die Regierung von Katar setzt nach eigenen Angaben ihre
       [4][Vermittlungsversuch zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas]
       fort. Sie versuche, den „Graben“ zu überbrücken, um zu einer Waffenruhe
       zwischen den Konfliktparteien und einer Freilassung der israelischen
       Geiseln im Gazastreifen zu kommen, erklärte der katarische Regierungschef,
       Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani, bei einer Pressekonferenz in Madrid.
       Dort hatte er den spanischen Außenminister José Manuel Albares getroffen.
       
       Die Vermittlungsversuch seien „ohne Unterbrechung“ in den vergangenen Tagen
       fortgesetzt worden, sagte Al-Thani. Es habe mehrere Treffen mit der Führung
       der Hamas gegeben.
       
       Hamas-Chef Ismail Hanija bestätigte am Freitag zwar, dass seine
       Palästinenserorganisation bereit sei, Vorschläge zu prüfen. Er forderte
       aber erneut einen „dauerhaften Waffenstillstand“ vor einem Austausch von
       Geiseln gegen palästinensische Gefangene. „Die Priorität“ sei ein „Ende des
       kriminellen Krieges gegen das (palästinensische) Volk“.
       
       Grundlage der derzeit laufenden Gespräche und Vermittlungsbemühungen ist
       ein Plan, den US-Präsident Joe Biden Ende Mai öffentlich gemacht hatte.
       Al-Thani räumte aber ein, dass es noch keinen Durchbruch gebe. Albares
       warnte vor einer regionalen Eskalation, auch mit Blick auf den Libanon.
       (afp)
       
       22 Jun 2024
       
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