# taz.de -- Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: Katrins statt Toms
       
       > Frauen haben im öffentlich-rechtlichen Geschäft ziemlich Oberwasser. Das
       > zeigt der WDR, aber auch das ZDF. Wird der ÖRR tatsächlich etwas für
       > alle?
       
 (IMG) Bild: Plenum bei der konstituierenden Sitzung des ZDF-Fernsehrats. Foto vom 05.07.2024
       
       Am letzten Freitag hat sich der neue Fernsehrat [1][des ZDF] konstituiert.
       Das sind die Menschen, die unter anderem die Intendant*in wählen, den
       Haushalt auf dem Lerchenberg absegnen müssen und die Programmlichtlinien
       vorgeben.
       
       Ob mit dem neu zusammengewürfelten Gremium jetzt etwas anders wird? Denn in
       ihm sitzen erstmals deutlich mehr Frauen als Männer, und zwar so was von
       deutlich: 45 zu 15.
       
       Überhaupt haben Frauen im öffentlich-rechtlichen Geschäft derzeit
       Oberwasser. Die neue Gremienstruktur passt auch zur ZDF-Anstaltschefetage.
       Dort waren vor ein paar Jahren auch noch ziemlich viele Männer aktiv. Jetzt
       hat Intendant Norbert Himmler eine Stellvertreterin namens Karin Brieden,
       die nebenbei noch Verwaltungsdirektorin ist. Das Programm ist in Händen von
       Programmdirektorin Nadine Bilke, die Chefredaktion macht Bettina Schausten.
       Natürlich gibt es noch den Betriebsdirektor Michael Rombach und den
       obersten Juristen Peter Weber. Doch auf der Top-Etage steht’s jetzt drei zu
       drei.
       
       Bietet wer mehr? Der WDR kann trumpfen. Da heißt die Intendant*in bald
       nicht mehr Tom, sondern Katrin. Jörg Schönenborn kann sich als last man
       standing in the Cheftage an Wieverfastelovend gar nicht so viele Krawatten
       umbinden, dass jede dem „Programmdirektor Information, Fiktion und
       Unterhaltung“ was abschneiden kann. Da wären Technik-Direktorin Dominique
       Hoffmann, die Juristinnen Katrin Neukamm und Caroline Volkmann und bestimmt
       demnächst auch ’ne neue Verwaltungsdirektorin, wenn Katrin Vernau Anfang
       2025 ins Intendant*innenbüro einzieht. Und natürlich Schönenborns
       Co-Programmdirektorin Andrea Schafarczyk, zuständig für NRW, Wissen und
       Kultur. Sie hatte der WDR 2022 beim Hessischen Rundfunk (HR) abgeworben, wo
       sie als Chefredakteurin viele Change-Projekte verantwortete.
       
       ## A propos Change
       
       Apropos HR, der hat neben dem jüngsten Intendanten der ARD (Florian Hager,
       48) auch nur Frauen in der Geschäftsleitung. Und weil Programmdirektorin
       Gabriele Holzner zum Jahresende geht, kommt als Nachfolgerin Julia Krittian
       vom MDR.
       
       Apropos Change, „somit ist dann hoffentlich endlich die anfeindende Frage
       beerdigt, ob denn der Job für eine Frau mit Familie und Kindern vereinbar
       sei. Auch bei den Spitzenpositionen im öffentlichen Rundfunk“, sagt die
       Mitbewohnerin. Schön wär’s, schreibt’s an jede Wand!
       
       Apropos Wand, das hat der RBB in gewisser Weise schon gemacht, weshalb hier
       ein Fehler aus der letzten Kolumne korrigiert werden muss. Die lebende
       Grünpflanzenwand auf der Intendant*innenetage gibt’s nicht mehr. Die
       Pflänzchen wohnen jetzt bei den [2][RBB-Mitarbeiter*innen zu Hause]. „Das
       entspricht dem Konzept öffentlich-rechtlicher Rundfunk für alle“, sagt die
       Mitbewohnerin. Bloß RBB-Intendantin Ulrike Demmer hat interessanterweise
       keins mitgenommen.
       
       12 Jul 2024
       
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 (DIR) Steffen Grimberg
       
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