# taz.de -- Wahlverlierer in Nordirland: Protestantenpartei stürzt ab
       
       > Die Democratic Unionist Party ist Nordirlands Wahlverliererin. Hauptgrund
       > ist der wegen Sexualdelikten angeklagte Ex-Parteichef Donaldson.
       
 (IMG) Bild: Jeffrey Donaldson, ehemaliger Vorsitzender der Democratic Unionist Party, verlässt am 03. Juli 2024 das Gericht in Newry, Nordirland
       
       DUBLIN taz | Die große Wahlverliererin in Nordirland bei den britischen
       Unterhauswahlen am Donnerstag ist die Democratic Unionist Party (DUP). Sie
       verlor drei ihrer acht Sitze. Überraschend ging auch das Mandat im
       Wahlkreis Nord-Antrim verloren, das seit mehr als einem halben Jahrhundert
       quasi im Besitz der Paisley-Familie war. Zuerst war Ian Paisley, der
       Parteigründer, Abgeordneter für diesen Wahlkreis. Nach seinem Tod übernahm
       sein gleichnamiger Sohn den Posten. An diesem Donnerstag fiel der Sitz an
       den loyalistischen Hardliner Jim Allister.
       
       Für Sinn Féin, den ehemaligen politischen Flügel der inzwischen aufgelösten
       Irisch-Republikanischen Armee, war das Wahlergebnis [1][nach der herben
       Niederlage bei den Europa- und Kommunalwahlen] vorigen Monat in der
       Republik Irland recht erfreulich. Die Partei konnte alle sieben Sitze
       verteidigen, manche mit weit größerem Vorsprung als bei den letzten Wahlen.
       
       Zum ersten Mal in der Geschichte Nordirlands ist Sinn Féin auf allen drei
       Regierungsebenen – im Regionalparlament, in den Bezirksverwaltungen und nun
       auch in Westminster – die stärkste Kraft.
       
       Für die neutrale Alliance Party war das Wahlergebnis gemischt, ihr
       Aufschwung bei den vergangenen Regionalwahlen ist vorerst gestoppt. Die
       Partei verlor ihren Sitz in North Down, gewann aber das Mandat in Lagan
       Valley, das der ehemalige DUP-Chef Jeffrey Donaldson seit 1997 innehatte.
       
       ## Vor Gericht wegen 18 Sexualdelikten
       
       Donaldson ist der Hauptgrund für den Niedergang der DUP und die
       Zersplitterung des unionistischen Lagers, das für den Verbleib Nordirlands
       im Vereinigten Königreich eintritt. [2][Er ist wegen verschiedener
       Sexualstraftaten, die er zwischen 1985 und 2008 begangen haben soll,
       angeklagt]. Am Tag vor den Wahlen stand der 61-Jährige vor Gericht, wo die
       Zahl der Anklagepunkte von 11 auf 18 erhöht wurde.
       
       Es geht in einem Fall um Vergewaltigung, in vier Fällen um grobe Unzucht
       mit einem Kind und in 13 Fällen um sexualisierte Gewalt gegen eine Frau.
       Donaldsons Frau Eleanor ist wegen Beihilfe zur Vergewaltigung, Grausamkeit
       gegenüber einer Person unter 16 Jahren und wegen Beihilfe zu sexueller
       Nötigung angeklagt.
       
       Jeffrey Donaldson war im Juni 2021 zum Chef der DUP gewählt worden. Er
       leitete die Kampagne der Partei gegen die
       Post-Brexit-Handelsvereinbarungen, indem er seine Partei aus der
       nordirischen Exekutive zurückzog, was zu einem [3][zweijährigen politischen
       Stillstand in Nordirland] führte. Anfang dieses Jahres gab er den Boykott
       auf, so dass die politischen Institutionen in Nordirland wieder eingesetzt
       werden konnten.
       
       Der Richter erklärte am Mittwoch, er sei davon überzeugt, dass genügend
       Beweise für eine Anklageerhebung gegen das Ehepaar Donaldson vorliegen und
       vertagte den Fall auf den 10. September.
       
       5 Jul 2024
       
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 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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