# taz.de -- Rücktritt von Sheikh Hasina: Hoffen auf eine echte Alternative
       
       > Bangladeschs Premierministerin ist hastig aus dem Land geflohen und hat
       > ein Machtvakuum hinterlassen. Schafft die Protestbewegung, es zu füllen?
       
 (IMG) Bild: Nachdem Scheich Hasina abgedankt hat, wird ihre Residenz erobert
       
       Am Ende ging alles ziemlich schnell. Die geschasste Premierministerin
       Bangladeschs, Sheikh Hasina, wollte eigentlich noch eine Abschiedsbotschaft
       aufnehmen, bevor sie sich ins Ausland absetzte, doch ihr fehlte die Zeit.
       [1][Am frühen Nachmittag startete ihr Flieger nach Indien] – schon wenig
       später hieß es, ihre offizielle Residenz sei von Protestierenden umzingelt.
       
       Vor noch wenigen Wochen wären solche Meldungen undenkbar gewesen. Sheikh
       Hasina und ihre Partei, die Awami-Liga, sind seit fast 16 Jahren an der
       Macht und haben in dieser Zeit die Opposition größtenteils ausgeschaltet
       und fast alle Bereiche der Gesellschaft durchdrungen. Eine Forderung nach
       ihrem Rücktritt klang lächerlich.
       
       Diese Arroganz spürte man nicht zuletzt von Hasinas Regierung, die breite
       Proteste gegen sie selbst begünstigende Quoten bei Regierungsjobs durch die
       Polizei niederschlagen ließ. Hunderte starben dabei, Tausende wurden
       verletzt und es gab Massenverhaftungen. Aus den Protesten wurde so eine
       [2][allgemeine Bewegung gegen die seit Jahren immer autokratischer werdende
       Regierung]. Dabei schafften es die Protestierenden, eine Vereinnahmung
       durch die Oppositionsparteien zu vermeiden. Zuletzt stellten sie nur eine
       Forderung: Hasinas Rücktritt.
       
       Diese ist erfüllt und nun ist vieles offen. Am Montag gab der Militärchef
       bekannt, dass es eine Interimsregierung unter Beteiligung von
       gesellschaftlichen Akteuren und Parteien – außer der Awami-Liga – geben
       werde. Auch Gespräche mit Studierenden seien geplant. Nur was steht am Ende
       des Interims?
       
       Es ist unwahrscheinlich, dass das Militär selbst die Regierung übernehmen
       will: Dieses versucht in der Regel den Anschein direkter politischer
       Einflussnahme zu vermeiden. Es dürfte sogar das Vertrauen in der
       Bevölkerung haben, für eine vorläufige neutrale Ordnung zu sorgen.
       
       Die Macht könnte zurück an die verzwergte Oppositionspartei BNP schwingen –
       doch zum Ende ihrer letzten Regierungsphase 2006 war diese ähnlich korrupt
       und autokratisch wie jetzt die Awami-Liga. Für viele Bangladeschis sind
       inzwischen beide Parteien untragbar geworden, und so wird die entscheidende
       Frage sein, wer sich in den nächsten Wochen am schnellsten organisieren
       kann.
       
       [3][Die Studierenden], von denen die Proteste ausgingen, dürften noch kein
       politisches Gesamtprogramm vorbereitet haben und zu unstrukturiert sein, um
       so schnell eine glaubwürdige politische Alternative anbieten zu können.
       Oder doch? In wenigen Wochen kann vieles denkbar sein, das heute noch
       unmöglich erscheint.
       
       5 Aug 2024
       
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