# taz.de -- 30 Jahre „Friends“: Doch noch Friends werden
       
       > Unsere Autorin hat es immer wieder versucht, doch sie ist nie mit der
       > wohl erfolgreichsten Sitcom warmgeworden. Bis jetzt. Was war passiert?
       
 (IMG) Bild: Was Joey (Matt Leblanc, links) wohl wieder getan hat?
       
       Das erste Mal habe ich es als Teenager versucht. Beim Durchzappen nach der
       Schule blieb ich häufiger [1][bei „Friends“] hängen. Mehr als ein paar
       Minuten hielt es nie aus. Ich konnte schlicht nicht über die Witze der
       sechs Freund_innen lachen. Beim nächsten Versuch Jahre später dachte mir:
       Vielleicht gefällt mir die Sitcom auf Englisch besser? Aber nein.
       
       Immer und immer wieder versuchte ich Fan zu werden von der wohl
       erfolgreichsten Sitcom, auch weil verschiedene Freund_innen Druck machten,
       doch ohne Erfolg. Die Lacher aus dem Hintergrund, das Set, bei dem man
       schon von Weitem sah, dass alles aus Pappe war, und die abstrusen Probleme,
       mit denen sich die sechs Mitzwanziger rumschlagen – ich konnte damit
       einfach nichts anfangen. Bis jetzt. Nun habe ich Rachel, Monica, Phoebe,
       Joey, Chandler und Ross in mein Herz geschlossen. Ein Leben ohne sie? Wie
       trostlos!
       
       Dabei kann ich gar nicht genau sagen, was jetzt anders war. Fest steht,
       dass ich dank [2][„Modern Family“] meine grundsätzliche Abneigung gegen
       Comedy-Serien abgelegt habe. Als ich mit allen elf Staffeln durch war,
       brauchte ich eine neue seichte Unterhaltung. Und ich dachte: Okay, einmal
       probier ich es noch. Und auf einmal kann ich mir kaum etwas Lustigeres
       vorstellen als die Wortwitze der Friends, die zynische Art von Chandler,
       mit dem er das Drama der anderen freundlich auf die Schippe nimmt, und
       sogar die naive Art von Phoebe und Ross bringt mich mittlerweile nicht mehr
       zum Durchdrehen, sondern zum Lachen.
       
       Dabei ist die Serie wirklich nicht gut gealtert. Die sexistischen und
       homofeindlichen Jokes sowie diverse dickenfeindliche Kommentare versuche
       ich mit der Ausrede „Die Serie ist halt 30 Jahre alt“ weitestgehend
       auszublenden. Denn dem Zusammenleben der Clique zuzuschauen hat in diesen
       kalten Berliner Wintertagen etwas verdammt Tröstliches. Ich musste 32 Jahre
       werden, um das zu verstehen.
       
       Manchmal braucht es also fünf Versuche bis man mit einer Serie so richtig
       warm wird. [3][Dass ich irgendwann einmal „Succession“-Fan] werde, kann ich
       mir nach zwei Versuchen trotzdem nicht vorstellen.
       
       12 Jan 2024
       
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