# taz.de -- AS Rom in der Europa League: Turbulente Tage
       
       > Im Halbfinale der Europa League ist AS Rom gegen Bayer Leverkusen zum
       > Siegen verdammt, denn der Fußballklub braucht Geld.
       
 (IMG) Bild: Motivationskünstler und schräger Typ: Coach Jose Mourinho
       
       Rom, die ewige Stadt, in der alles begann – auch wenn es um das aktuelle
       italienische Fußball-Märchen geht. Vor einem Jahr [1][triumphierte die AS
       Roma] in der neuen Conference League, und auch wenn es sich nur um die
       dritte kontinentale Division handelte, war es eine Initialzündung:
       Plötzlich stellt der so lange kriselnde calcio diese Saison fünf
       Europapokal-Halbfinalisten. Der römische Erfolg scheint die Gewohnheit des
       Siegens zurückgebracht zu haben, die italienische Klubs früher immer
       auszeichnete und die dann in zwölf titellosen Jahren verschütt ging. 
       
       Ihre Mentalität soll der Roma, von Verletzungsproblemen und Formkrise
       geplagt, heute auch gegen Bayer Leverkusen im Halbfinalhinspiel der Europa
       League helfen (20.50 Uhr, RTL+). [2][Das Olympiastadion wird voll sein], es
       ist ein seltener Festtag, denn es gibt wenige so abgöttisch verehrte
       Vereine, die gleichzeitig so wenige Erfolge vorzuweisen haben. Die
       Conference League war Roms erster internationaler Titel seit dem Messepokal
       1961; die letzte von drei Meisterschaften liegt 22 Jahre zurück.
       
       „Die Roma diskutiert man nicht, man liebt sie“, heißt es dennoch. Und das
       gilt vor allem für den Mann, den die Fans als ihren Erlöser betrachten,
       José Mourinho. Der Trainer, der mit Inter 2010 auch den letzten
       italienischen Europapokal gewonnen hatte, ist ein Experte für
       K.o.-Schlachten.
       
       Da wird ihm von den Fans auch verziehen, dass er als Tabellensiebter und
       mit nur zwei Punkten aus den letzten vier Spielen auch dieses Jahr wohl
       einen Champions-League-Platz in der Liga verpassen wird. Nur der
       Klubbesitzer macht sich allmählich so seine Gedanken. Zahlen tut der
       Amerikaner Dan Friedkin nämlich auf Topniveau. 204 Millionen Euro, 185
       Millionen und 220 Millionen – jeweils Miese:
       
       ## Harte Sanktionen
       
       Das sind die Bilanzen, seit er den Verein während der Pandemie von seinem
       Landsmann James Pallotta übernahm. Allein Katar-Ableger Paris St. Germain
       hat europaweit im selben Zeitraum noch mehr Verluste angehäuft. Nach den
       Franzosen erhielten die Römer daher vorigen Herbst von der Uefa die
       zweithöchste Strafe wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay, und auch
       mit ihren Schulden stehen die Hauptstädter stellvertretend für die Serie A:
       Auf der Uefa-Sanktionsrangliste folgten Inter Mailand, Juventus Turin und
       der AC Mailand. Aber die kickten diese Saison dafür wenigstens in der
       Champions League.
       
       Bei der Roma dagegen gibt es für die Ausgaben besonders wenig zurück.
       Immerhin spielt die Mannschaft den bekannt pragmatischen Mourinho-Fußball
       mit Leidenschaft, sie gilt ihrem Trainer als treu ergeben. Größter
       Hingucker ist der Argentinier Paulo Dybala, der mal als neuer Messi galt,
       aber bei Juventus die Freude am Spiel verlor, ehe Mourinho den Kicker
       wieder aufpäppelte. Mit 16 Saisontoren ist er nicht nur Roms bester
       Torschütze, sondern auch wegen der sonst eher spärlich gesäten Kreativität
       unerlässlich.
       
       Jetzt soll er wieder voll einsatzfähig sein, nachdem er zuletzt wegen
       Blessuren nur in Notsituationen auf den Platz geworfen wurde wie beim
       drohenden Ausscheiden im Viertelfinale gegen Rotterdam. Begleitet wird
       Dybala im Angriff von Tammy Abraham, ehemals Chelsea, der seine starke
       Debütsaison im zweiten Jahr bislang aber nicht wiederholen konnte.
       
       Dazu zahlt der Klub stattliche Gehälter auch für gestandene Routiniers wie
       Georginio Wijnaldum oder Nemanja Matic – physische Spieler nach dem
       Geschmack Mourinhos, der seine Chefs für das letzte seiner drei
       Vertragsjahre zu weiteren Transfers drängen möchte. „Wir haben nicht genug
       investiert, um in die Champions League zu kommen“, klagte der Portugiese;
       es trotzdem zu schaffen, wäre ein „Wunder“.
       
       Es sind mal wieder [3][turbulente Tage um den Trainerstar], denn dazu
       kommen die Gerüchte über einen Abgang, die sein Umfeld seit jeher notorisch
       gut zu streuen versteht. Paris soll Interesse haben, um endlich Ordnung in
       die Mannschaft und eine Champions League in die Vitrine zu bringen:
       Nirgendwo braucht man einen Siegertypen dringender, nirgendwo macht man
       dafür notfalls auch noch mehr Schulden, und wer Dybala wieder hinbekommt,
       schafft das ja vielleicht auch mit Neymar.
       
       11 May 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.asroma.com/en
 (DIR) [2] https://www.bing.com/videos/search?q=hymne+as+roma&view=detail&mid=00D6EEE9B0788C5E647A00D6EEE9B0788C5E647A&FORM=VIRE
 (DIR) [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9_Mourinho
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Florian Haupt
       
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