# taz.de -- Afrikanischer Waldelefant: Art akut vom Aussterben bedroht
       
       > Laut Expert:innen der Naturschutzorganisation IUCN ist die Zahl der
       > Elefantenart in den vergangenen 30 Jahren um 86 Prozent zurückgegangen.
       > Hauptgrund: die Wilderei.
       
 (IMG) Bild: Vom Aussterben bedroht: Der afrikanische Waldelefant
       
       GLAND dpa | Wilderei und Lebensraumverlust haben eine Elefantenart in
       Afrika an den Rand des Aussterbens gebracht. Die Weltnaturschutzunion
       (IUCN) setzte den afrikanischen Waldelefanten auf der neuen [1][Roten
       Liste] der bedrohten Arten in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“, die
       höchste von drei Gefährdungsstufen. Der etwas häufigere Savannenelefant sei
       in der zweithöchsten Kategorie und stark gefährdet. Bislang wurden die
       Arten zusammen betrachtet und waren in der dritten Kategorie als
       „gefährdet“ gelistet.
       
       Insgesamt sei die Zahl der afrikanischen Waldelefanten in 31 Jahren um 86
       Prozent geschrumpft, die der Savannenelefanten in 50 Jahren um 60 Prozent,
       berichtete die IUCN am Donnerstag. Seit 2008 habe die [2][Wilderei]
       besonders stark zugenommen. 2016 schätzte die Organisation die Zahl der
       Exemplare beider Arten auf rund 415.000.
       
       „Afrikanische Elefanten spielen eine Schlüsselrolle im Ökosystem“, sagte
       IUCN-Generaldirektor Bruno Oberle. „Wir müssen dringend die Wilderei
       beenden und sicherstellen, dass genügend geeigneter Lebensraum geschützt
       wird.“ Es gebe Beispiele erfolgreicher Schutzmaßnahmen, die ausgeweitet
       werden müssten. Die IUCN nennt etwa Gabon und Kongo, wo die Populationen
       von Waldelefanten stabilisiert werden konnten. Im Naturschutzgebiet
       Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area am Sambesi-Fluss zwischen
       Angola, Botsuana, Namibia, Sambia und Simbabwe wachse die Zahl der
       Savannenelefanten.
       
       Darauf verweist auch Sam Ferreira, Experte für große Säugetiere bei der
       südafrikanischen Wildparkbehörde Sanparks. Deshalb bestehe im südlichen
       Afrika nicht in erster Linie Sorge, dass die Elefanten aussterben. Vielmehr
       richteten sie auch Schaden an. Elefanten würden Ackerland zerstören oder in
       Dörfer wandern und eine Bedrohung für die Bewohner darstellen. Es sei ein
       Balanceakt, die Gefahr durch Elefanten zu minimieren und gleichzeitig die
       Vorteile, die ihr Schutz bringe – etwa durch den Tourismus – zu maximieren,
       sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
       
       Die Umweltstiftung WWF Deutschland verweist auf die wichtige Rolle der
       Elefanten auch beim Klimaschutz. „Gerade Waldelefanten spielen als Gärtner
       des Waldes eine zentrale Rolle für den Erhalt der Regenwälder des
       Kongobeckens, und damit für den Klimaschutz“, sagte Arnulf Köhncke, Leiter
       der Abteilung Artenschutz. „Ohne die Waldelefanten verändert sich die
       Zusammensetzung des Waldes so, dass dieser deutlich weniger Kohlenstoff
       speichern kann.“
       
       Der [3][Handel mit Elfenbein boomt], wie neue Zahlen der Organisation
       Traffic im Auftrag des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (Cites)
       zeigen. 2019 sei die Beschlagnahmung von 42,5 Tonnen gemeldet worden, 30
       Prozent mehr als im Jahr davor, berichtete Traffic. Allerdings hätten
       Länder, die über fünf Jahre 35 Prozent der Beschlagnahmungen ausmachten,
       bis Juli 2020 weder für 2018 noch 2019 Daten geliefert. Insofern sind
       Vergleiche von Jahr zu Jahr schwierig.
       
       „Der Elfenbeinhandel ist fest in der Hand global organisierter krimineller
       Netzwerke“, sagte Daniela Freyer, Tierschutzorganisation Pro Wildlife.
       „Noch immer kommt die große Mehrheit der Täter ohne Strafverfolgung davon.“
       Nach Schätzungen fielen jedes Jahr bis zu 30.000 Elefanten Wilderern zum
       Opfer. „Nur etwa zehn Prozent des geschmuggelten Elfenbeins wird überhaupt
       entdeckt“, sagte Freyer.
       
       ## Infektionen mit Cyanobakterien
       
       Die Coronakrise hat verheerende Auswirkungen auf Tier- und Naturschutz. In
       mehr als der Hälfte der Schutzgebiete in Afrika hätten die Einsätze gegen
       Wilderer reduziert oder eingestellt werden müssen, hatte die IUCN vor
       Kurzem berichtet. Gründe sind unter anderem, dass Ländern das Geld durch
       den Wirtschaftseinbruch und das Ausbleiben der Touristen fehlt.
       
       Im südlichen Afrika lauert neben der Wilderei und dem Verlust von Habitat
       eine weitere Bedrohung für Elefanten. Im weltberühmten Naturparadies
       Okawango-Delta in Botsuana starben 2020 mehr als 300 Elefanten, vermutlich
       durch Infektionen mit Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt. Auch in
       diesem Jahr wurden dort schon 39 Kadaver gefunden. Auch im Nachbarland
       Simbabwe starben im vergangenen Jahr mehr als 30 Elefanten an Infektionen.
       
       Die IUCN ergänzt die seit 1964 geführte Rote Liste jedes Jahr mehrmals.
       Darauf stehen inzwischen mehr als 134.000 Tier- und Pflanzenarten, von
       denen fast 37.500 vom Aussterben bedroht sind.
       
       25 Mar 2021
       
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