# taz.de -- Akelius schüttet Dividende aus: 6 Milliarden für die Bahamas
       
       > Die Wohnungsfirma Akelius schüttet nach dem Verkauf von 14.000 Wohnungen
       > in Berlin eine Rekord-Dividende aus. Das Geld fließt in dubiose
       > Stiftungen.
       
 (IMG) Bild: Stören beim Champagner-Trinken: Mieter, die sich mit Eigentumsverhältnissen beschäftigen
       
       BERLIN taz | Es ist eine Nachricht, die angesichts steigender
       Lebenshaltungskosten und einem kaputten Mietenmarkt in Berlin besonders
       wehtut: Der Wohnungskonzern Akelius, der reichlich an der Aufwertung von
       Berliner Immobilien verdient hat, zahlt am Freitag bei seiner
       Jahreshauptversammlung in Stockholm [1][6 Milliarden Euro Dividende] aus.
       
       Die 14.000 Berliner Wohnungen von Akelius hat der Konzern wie sein
       Gesamtportfolio in Deutschland, Dänemark und Schweden im September 2021 für
       9,1 Milliarden Euro verkauft. Nun werden die Gewinne aus dem Megadeal
       ausgeschüttet – zugunsten mehrerer vermeintlich gemeinnütziger Stiftungen
       auf den Bahamas, welche fast alle Akelius-Anteile halten und über die der
       schwedische Milliardär Roger Akelius offenbar sein Vermögen verwaltet.
       
       Verkürzt kann man sagen: Der Löwenanteil der Spekulationsgewinne auf dem
       Rücken von Berliner Mieter*innen landet über ein Firmengeflecht offenbar
       weitgehend unbesteuert in den Taschen des Milliardärs Roger Akelius. Der
       hatte bei [2][verdächtigen Umstrukturierungen] vor einem Jahr noch kurz
       vorm gewinnbringenden Verkauf der Bestände in der taz davon gesprochen,
       „langfristiger Bestandhalter“ zu sein.
       
       Das alles geht aus einer [3][umfangreichen Recherche der Mieterinitiative
       „Akelius Mieter*innenvernetzung“] hervor, über die zuerst [4][der Spiegel
       berichtet hat]. Sowohl die umfangreiche Recherche als auch der Bericht
       legen nahe, dass die Akelius-Stiftung mit den meisten Anteilen nur
       scheinbar gemeinnützig sei und nur gut ein Prozent ihrer Einnahmen
       gemeinnützigen Zwecken zuführe. Wo die 6 Milliarden Euro versteuert werden,
       will Akelius nicht beantworten, dementiert aber jegliche
       Steuerhinterziehung.
       
       ## Share Deals und Aufwertungsstrategie
       
       Für Steuervermeidungsstrategien ist Akelius schon länger bekannt: In Berlin
       und Deutschland stand die Wohnungsfirma auch in der Kritik, weil sie
       mittels eigenem Firmengeflecht Share Deals genutzt haben soll – einen
       Steuertrick, mit dem die Grunderwerbsteuer ausgehebelt werden kann. Die
       SPD-Politikerin Cansel Kiziltepe hatte die Firma deswegen [5][2020
       angezeigt].
       
       Mittlerweile ist Kiziltepe Staatssekretärin im Bauministerium von
       Bundesministerin Klara Geywitz (SPD). Zu den aktuellen Enthüllungen
       [6][schrieb sie]: „Steuertrick-König Roger Akelius lässt 6 Milliarden Euro
       Dividende auszahlen und auf den Bahamas verschwinden. Selten werden
       Spekulationsgewinne mit so einer Dreistigkeit am Fiskus vorbeinavigiert.
       Briefkasten-Stiftungen in Steueroasen gehören unter Generalverdacht!“
       
       Die Mieter*innen-Vernetzung forderte eine Prüfung durch die Finanzbehörden
       sowie die Umsetzung des Volksbegehrens Deutsche Wohnen und Co. Enteignen:
       „Akelius zeigt mit der geplanten 6 Mrd. Dividendenausschüttung
       unmissverständlich: private, profitorientierte Immobilienkonzerne müssen
       enteigent werden!“
       
       Akelius ist für seine aggressive Aufwertungsstrategie berüchtigt. Der
       Konzern hat seit 2006 systematisch Immobilien gekauft, aufwendig
       modernisiert und deutlich teurer wieder vermietet. Das Geschäftsmodell von
       Akelius ist laut [7][eigenen Angaben]: „Cherry picking“ (sinngemäß Rosinen
       rauspicken) in der Innenstadt, gefolgt von Aufwertung des Wohnstandards,
       Steigerungen der Einnahmen und Werte sowie schließlich dem Abverkauf „im
       richtigen Moment“ oder langfristige Eigentümerschaft. Die ehemalige
       UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf Wohnen, Lailani Farha, hat
       Akelius 2020 durch ihr Geschäftsmodell die Verletzung von Menschenrechten
       vorgeworfen.
       
       Gekauft hatte die Bestände von Akelius das schwedische Unternehmen
       Heimstaden, das mit 20.000 Wohnungen nun Berlins zweitgrößter privater
       Vermieter ist – nach Vonovia, die 2021 Deutsche Wohnen kaufte und dabei
       ebenfalls [8][die Grunderwerbssteuer umging].
       
       4 Milliarden Euro des ausgeschütteten Betrags will Akelius laut eigener
       Ankündigung wieder reinvestieren. Der Bestand soll wieder auf 50.000
       Wohnungen ausgebaut werden. Neue Mieter*innen können sich auf die
       übliche Aufwertungsstrategie einstellen.
       
       8 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://mb.cision.com/Main/3302/3522220/1546629.pdf
 (DIR) [2] /Akelius-auf-dem-Immobilienmarkt-Berlin/!5747051
 (DIR) [3] https://www.akelius-vernetzung.de/2022/04/07/bluewashing-und-steuervermeidung-funktion-und-darstellung-der-akelius-foundation-im-akelius-konzern/
 (DIR) [4] https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/akelius-wie-immobilien-milliarden-aus-dem-verkauf-an-heimstaden-auf-den-bahamas-landen-a-dd524b97-519c-4213-9dfe-2f616b87352e
 (DIR) [5] /Share-Deals-bei-Immobilienfirma/!5712416
 (DIR) [6] https://twitter.com/search?q=akelius&src=typed_query
 (DIR) [7] http://mb.cision.com/Main/3302/2484026/813082.pdf
 (DIR) [8] https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2021/10/vonovia-dw-deutsche-wohnen-steuer-grunderwerbssteuer-share-deal.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gareth Joswig
       
       ## TAGS
       
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