# taz.de -- Auswege für die Ukraine: Der Preis der Integrität
       
       > Die Bereitschaft zu Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine ist
       > nicht sehr hoch. Aber die territoriale Integrität kostet.
       
 (IMG) Bild: Ukainische Soldaten, nachdem sie den zweitgrößten russischen Raketen- und Drohnenangriff abgewehrt haben
       
       Nach den jüngsten Luftangriffen auf ukrainische Städte wie Kyjiw, Odessa,
       Charkiw, Saporischschja, [1][den bisher heftigsten seit Kriegsbeginn], und
       den Gegenschlägen auf die russischen Ortschaften Belgorod, Schurawlewka,
       Solnzewka, Nechotejewka, mit Dutzenden von Toten auf beiden Seiten stellt
       sich die Frage, ob wir ein Weiter-so wollen.
       
       Wer wie ich Dutzende Male gespürt hat, wie die Wände nach Explosionen
       russischer Drohnen und Raketen erzittern und einem fast das Herz
       stillsteht, der schämt sich dafür, dass er Russland mal geliebt und aus
       dieser Liebe heraus Russisch studiert hat.
       
       Nach solchen Nächten kann man sich kaum einer klammheimlichen Freude
       erwehren, wenn man von Luftangriffen auf russische Ortschaften hört. Gut,
       dass die endlich auch mal am eigenen Leib spüren, was es heißt, nachts
       [2][vor Drohnen und Raketen zu zittern], denkt man in diesen Situationen.
       Ich kann UkrainerInnen gut verstehen, die sagen: Wir lassen uns nicht
       unterkriegen, wir kämpfen so lange, bis wir die von der UNO anerkannten
       Grenzen wiederhaben.
       
       Man sollte jedoch mal seine Emotionen zu Ende denken, sich auch fragen,
       welchen Preis, bezahlt in Menschenleben, die Durchsetzung der territorialen
       Gerechtigkeit hat. Ein ukrainischer Versuch, die Krim zurückzuerobern, wird
       sehr wahrscheinlich auch zur See stattfinden. Die Basis dieser
       Rückeroberung werden also die Häfen im Gebiet Odessa sein. Was dann mit
       Odessa passieren wird, sollte man sich besser nicht vorzustellen versuchen.
       
       In der Ukraine sieht man, dass die [3][militärische Unterstützung durch den
       Westen abnehmen wird]. Die Antwort der Führung ist eine verstärkte eigene
       Rüstungsproduktion und eine verstärkte Mobilisierung von Wehrpflichtigen.
       Ex-Premierministerin Julija Tymoschenko fordert Präsident Selenskyj deshalb
       dazu auf, einen Plan B vorzulegen. Dieser Forderung kann man sich nur
       anschließen. Es muss mehr verhandelt werden: in humanitären Fragen und
       zunächst nur auf unteren Ebenen.
       
       Apropos Verhandlungen: Am 3. Januar kamen 230 ukrainische Kriegsgefangene
       frei. Das war die größte Freilassung von Kriegsgefangenen seit Februar
       2022. Verhandlungen funktionieren – manchmal.
       
       5 Jan 2024
       
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