# taz.de -- Bauhaus stellt Programm zum 100. vor: Viel Kunst und wenig Politik
       
       > Der Bauhaus Verbund stellt sein Programm zu „100 Jahre Bauhaus“ vor. Zur
       > politischen Haltung unter rechtsradikalem Druck schweigt er.
       
 (IMG) Bild: Mehr Bauhaus als in Tel Aviv findet man kaum
       
       „So viel Bauhaus auf einem Fleck, und alles brauchbare Leute“, freute sich
       einst Oskar Schlemmer, Leiter der Werkstatt für Wandbildmalerei am Bauhaus,
       damals noch in Weimar. Das Zitat, das den Jubiläumskalender zu „100 Jahren
       Bauhaus“ schmückt, scheint heute zutreffender denn je, jedenfalls was den
       ersten Teil des Satzes angeht. Was den zweiten Teil betrifft, darf man
       berechtigte Zweifel haben. Denn bekanntlich ist der Start in das große
       Bauhaus-Jahr 2019 schon einmal grandios missglückt.
       
       Brauchbare Leute, nimmt man an, würden Feine Sahne Fischfilet [1][keine
       Absage erteilen] aufgrund einer von rechtsradikaler Seite angedrohten
       Mobilisierung gegen ihr Konzert am Bauhaus Dessau. Brauchbare Leute würden
       vor allem nicht so tun, als ob sie die Absage in alleiniger Verantwortung
       zu erteilen und auch so zu verteidigen hätten. Genau das aber war die Linie
       von Claudia Perren, der Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau. Als ob sie
       einen Stiftungsrat mit Vertretern der Stadt, des Landes und des Bundes, vor
       allem aber mit dem sachsen-anhaltischen Kulturminister von der CDU, Rainer
       Robra (der auch ZDF-Fernsehrat ist), gar nicht kennen würde.
       
       Nun ja. Auch was die weitere Frage betraf, wo Feine Sahne Fischfilet nun
       auftreten werden, war die Pressekonferenz reine Zeitverschwendung. Das
       Theater Dessau [2][stehe zur Verfügung], sagte dessen Direktor Johannes
       Weigand nach einer ersten Absage, es gebe aber noch gar keine Anfrage
       vonseiten der Band oder ihres Veranstalters (ursprünglich des ZDF).
       Hinsichtlich der Auftrittsangebote an die Band aus anderen Orten wie Berlin
       kam von Thomas Flierl die schöne Bemerkung, das laufe doch auf ein „Mein
       Bauhaus ist besser als dein Bauhaus“ hinaus. Aber da hatte der derzeitige
       Berliner Kultursenator Klaus Lederer das Gebäude schon verlassen.
       
       ## Allein, es fehlt die Würdigung der Bauhaus-Idee
       
       Zum Glück ist der hippe Reiseführer „Lonely Planet Best in Travel 2019“
       schon gedruckt. Die Entscheidung, Deutschland hinter Sri Lanka zu den zehn
       besten Reiseländern des kommenden Jahres zu listen, kann nicht mehr
       revidiert werden. Grundlage der positiven Wertung waren das
       Bauhaus-Jubiläumsjahr und sein Programm.
       
       Das hat es mit seinen rund 600 Punkten allerdings wirklich in sich und
       kann, wie Friederike Tappe Hornbostel von der Kulturstiftung der Länder
       ironisch anmerkte, leicht mit der Überwältigungsstrategie des Luther-Jahres
       konkurrieren. Die Kulturstiftung gehört zu dem 2016 gegründeten Bauhaus
       Verbund, der mit seiner Geschäftsstelle das Mammutunternehmen organisiert,
       auch finanziell. Am Anfang steht, wie nicht anders zu erwarten, das
       Eröffnungsfestival, das vom 16. bis 24. Januar in der Akademie der Künste
       in Berlin stattfindet und das Bauhaus als einen Ort der Partys, des
       Theaters und Tanzes in Erinnerung ruft.
       
       Nicht nur „Lonely Planet“-Reisende dürfte die Grand Tour der Moderne
       interessieren, die von Hamburgs Backsteinmoderne über insgesamt 100 Orte
       bis ins weiße Jerusalem der Stuttgarter Weissenhofsiedlung führt. Auf
       dieser Tour kann man wirkliche Entdeckungen machen wie etwa Loheland bei
       Fulda, eine 1919 gegründete Frauenkommune, deren Konzept Ausdruckstanz,
       Heilgymnastik, Landbau, Handwerk und Kunst verband. Die Internationalität
       der Bauhaus-Idee erforscht die Reihe „bauhaus imaginista“, die ihre
       Wissensgewinne aus Workshops, Symposien und Ausstellungen in China, Japan
       Russland im März im Berliner Haus der Kulturen der Welt ausbreitet.
       
       Einen wesentlichen Programmpunkt allerdings vermisst man schmerzlich: die
       Würdigung der Bauhaus-Idee durch Bauinvestitionen. Nicht in Museen, wie es
       in Weimar oder Berlin ja geschieht, sondern in [3][bezahlbaren Wohnraum] in
       den Städten.
       
       25 Oct 2018
       
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