# taz.de -- Brechmittel-Opfer Laye Condé: Mühsamer Weg zum Gedenkort
       
       > Lange geplant, aber noch immer nicht errichtet: Das Mahnmal, das an den
       > durch die Zwangs-Vergabe von Brechmitteln gestorbenen Laye Condé erinnern
       > soll.
       
 (IMG) Bild: So könnte es werden: Skizze für einen Gedenkort gegen Brechmittel-Folter.
       
       BREMEN taz | Elf Jahre ist es her, dass Laye Condé an zwangsweiser
       Brechmittel-Vergabe in Gewahrsam der Bremer Polizei starb. Fast ebenso
       lange fordert die Initiative in Gedenken an Laye Condé Aufarbeitung und
       einen öffentlichen Gedenkort. An Condés Todestag am gestrigen 7. Januar
       stellte die Initiative auf dem Goetheplatz erste Skizzen für ein Mahnmal
       vor: Vier Stühle sollen in einer Runde stehen, ein Stuhl ist umgekippt.
       Eine Gedenktafel und ein Abspielgerät mit acht Audio-Spuren sollen über die
       Hintergründe informieren.
       
       Am ersten Weihnachtstag 2004 war Condé am Sielwall-Eck von PolizistInnen
       kontrolliert und des Drogenhandels verdächtigt worden. Damals wie heute
       traf der Verdacht vor allem Menschen mit schwarzer Hautfarbe. 2004 wurde
       die Brechmittel-Prozedur noch angewandt: Das nötigenfalls zwangsweise
       Einflößen des Mittels Ipecacuanha, um mutmaßliche Dealer zum Erbrechen
       verschluckter Ware zu bringen. Auch Condé wurden literweise Wasser und
       Brechmittel über einen Schlauch eingespült, die Folter dauerte insgesamt
       fast zwei Stunden. Condé fiel ins Koma und starb am 7. Januar.
       
       Daran, „dass kein Mensch im Zuge staatlicher Maßnahmen gequält oder gar
       getötet werden darf“, will die Gedenk-Initiative öffentlich erinnern. Über
       den möglichen Standort und auch über das Konzept wurde bereits im letzten
       Jahr diskutiert und gestritten. Laut Kulturressort-Sprecherin Alexandra
       Albrecht liegt mittlerweile ein vollständiger Antrag auf Projektmittel vor.
       „Woran es im Moment hängt, ist die Entscheidung des Beirats Mitte“, sagt
       sie. Das Gremium müsse sagen, dass es ein solches Mahnmal will und wo genau
       es dann stehen solle. Erst dann mache es Sinn, dass der Landesbeirat für
       Kunst im öffentlichen Raum sich damit befasse und entscheide, ob er den
       Entwurf ästhetisch gelungen findet. Eine Ausschreibung für das Kunstwerk
       brauche es nicht.
       
       Der Sprecher des Beirats Mitte, Michael Rüppel (Grüne), sagt allerdings:
       „Wir haben uns längst für den Standort Wallanlagen ausgesprochen.“ Das
       Mahnmal sei Konsens, auch wenn einige Beiratsfraktionen sich noch über die
       genaue Umsetzung abstimmen wollen. Man warte umgekehrt, dass der
       Landesbeirat sich melde.
       
       Der wiederum muss sich im Januar zunächst neu konstituieren. Ob Geld für
       das Vorhaben bereitgestellt wird, werde danach die Kulturdeputation
       entscheiden, erklärt Albrecht. Die Gedenk-Initiative allerdings hatte
       bereits erklärt, dass das Vorhaben nicht am Geld scheitern solle: „Für die
       Finanzierung wurden bereits einige tausend Euro von Stiftungen und
       Privatpersonen eingeworben.“ Laut Albrecht allerdings wäre das
       Genehmigungs-Prozedere auch ohne Finanzierungs-Anträge das gleiche.
       
       Hinter dem Vorhaben steht auf Landesebene neben der Linksfraktion nur die
       Fraktion der Grünen. Deren ehemaliger Vorsitzende Matthias Güldner hatte
       sich jahrelang gegen die Brechmittelvergabe engagiert: „Als Zeichen finde
       ich nach wie vor, dass es wichtig für Bremen wäre, eine öffentliche
       Erinnerung und Mahnung entstehen zu lassen“, sagt er. Einen entsprechenden
       Antrag hätte die SPD-Fraktion allerdings abgelehnt.
       
       Deren Sprecher Matthias Koch sagt gegenüber der taz, der Tod Condés sei
       „ein tragischer Fall“ und die Brechmittel-Vergabe „ganz klar ein großer
       Fehler“ gewesen. Für das Vorhaben, „einem jungen Mann, der als mutmaßlicher
       Drogendealer unterwegs war, mit einem Denkmal zu gedenken“, gebe es
       allerdings eher keine Mehrheit in der SPD-Fraktion.
       
       Für den Senat erklärte Regierungssprecher André Städler: „Das war ein
       entsetzlicher Vorfall und das darf und wird nie wieder geschehen.“ Der Fall
       sei juristisch aufgearbeitet und auch die Innenbehörde und die Polizei
       haben die notwendigen Konsequenzen gezogen. „Die Frage, ob ein Denkmal
       errichtet werden soll, wird in den dafür zuständigen Gremien beraten und
       entschieden werden.“
       
       8 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jean-Philipp Baeck
       
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