# taz.de -- Coup der AfD in Thüringen: Der Sieger heißt Höcke
       
       > Thüringen hat nun einen FDP-Ministerpräsidenten von Gnaden der AfD. Ist
       > das die „bürgerliche Mitte“? Haha. Gewonnen hat vor allem ein Faschist.
       
 (IMG) Bild: Björn Höcke träumt
       
       ERFURT taz | Vielleicht hat die Thüringer AfD-Fraktion am Ende nur die
       Gunst der Stunde genutzt. Und die Erzählung, mit der ihr Parlamentarischer
       Geschäftsführer [1][Stefan Möller] nun hausieren geht, entspricht nicht der
       Wahrheit. Wie so viele Erzählungen dieser Partei wenig mit der Wahrheit
       gemein haben.
       
       Möllers Erzählung geht so: Die AfD habe, strategisch geschickt, zuerst mit
       ihrem eigenen Kandidaten [2][Thomas Kemmerich], den neuen Thüringer
       Ministerpräsidenten von der FDP, zur Kandidatur gelockt. Um dann – trotz
       eigenem Kandidaten – geschlossen für Kemmerich gestimmt. Damit habe sie ihr
       Ziel erreicht, den Linken [3][Bodo Ramelow] als Ministerpräsidenten zu
       verhindern. Ein ausgefuchster Plan also.
       
       So oder so: Der Thüringer AfD ist ein Coup geglückt. Der Sieger vom
       Mittwoch heißt Björn Höcke. Aus gleich mehreren Gründen.
       
       Erstens hat – das ist offensichtlich – Thüringen nun einen
       Ministerpräsidenten von Gnaden der AfD. FDP und CDU haben gemeinsame Sache
       mit der radikal rechten Partei gemacht – dass sie damit rechnen mussten,
       hat Kemmerich inzwischen eingeräumt.
       
       ## Die Brandmauer hat tiefe Risse
       
       Gemeinsame Sache ausgerechnet mit dem Landesverband, der innerhalb der
       rechten Partei ganz rechtsaußen steht. Höcke, ihren Chef, darf man mit
       richterlichem Segen einen [4][Faschisten] nennen, der Verfassungsschutz
       prüft derzeit eine Beobachtung.
       
       Damit hat die Brandmauer, die FDP und insbesondere die CDU ziehen wollten
       und die zum Schutz der Demokratie dringend nötig ist, tiefe Risse bekommen.
       Das sei ein erster Schritt gegen die Ausgrenzung der AfD, frohlockte denn
       auch Alexander Gauland.
       
       Höcke hat CDU und FPD in einen Raum gelockt und draußen an die Tür das
       Schild „bürgerliche Mitte“ genagelt. Das stimmt zwar ganz und gar nicht,
       wird der AfD aber in ihrer Selbstverharmlosungsstrategie, die so wichtig
       für das weitere Vordringen ins bürgerliche Lager ist, weiter nutzen.
       
       Gauland dürfte sich aber auch aus einem weiteren Grund freuen. Seinem Ziel,
       die CDU – deren Mitglied er jahrzehntelang war – in die Spaltung und damit
       einen Teil weiter in Richtung AfD zu treiben, ist er mit Höckes Coup ein
       großes Stück näher gekommen.
       
       ## Stärkung des Flügels
       
       Die CDU-Bundesspitze hat sich deutlich von ihrem Thüringer Landesverband
       distanziert und droht mit Konsequenzen, in Erfurt steht Fraktions- und
       Landeschef [5][Mike Mohring] intern auf der Abschussliste. Die, die
       Zusammenarbeit mit der AfD ohnehin nicht ausschließen wollen, lauern schon
       lange.
       
       Höcke darf aber auch parteiintern einen Sieg verbuchen. So ein Coup ist in
       der Partei noch niemanden geglückt. Es hagelte Glückwünsche auch von denen,
       die Höcke eigentlich kritisch gegenüberstehen. Das stärkt ihn und seinen
       „Flügel“ weiter, Kritik wird noch weiter verstummen. Die AfD ist immer
       fester in Flügelhand.
       
       6 Feb 2020
       
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