# taz.de -- Deutsche Wohnen erhöht Dividende: Milliardengewinn trotz Mietendeckel
       
       > Die Deutsche Wohnen präsentiert steigende Gewinne trotz Coronakrise und
       > Mietendeckel. Es passt ins Bild, dass währenddessen eine Kneipe geräumt
       > wird.
       
 (IMG) Bild: Konstruktiver Änderungsvorschlag angesichts der Kapitalisierung des Wohnungsmarktes
       
       Das vergangene Jahr war ein Krisenjahr: Nicht nur sind in den vergangenen
       12 Monaten über 3.000 Berliner:innen nach Covid-19 gestorben, auch
       haben sich mit der Pandemie viele soziale Fragen verschärft. Die
       Wohnungsnot ist anhaltend groß. Hinzu kommen neue existenzielle Bedrohungen
       für viele Selbstständige, Gastronom:innen sowie Kunst- und
       Kulturschaffende. Insbesondere Gewerbemieter:innen stehen vielfach
       vor dem Aus. Oder wie Berlins größtes privates Wohnungsunternehmen, der
       DAX-Konzern Deutsche Wohnen, sagt: Es war ein „erfolgreiches Geschäftsjahr
       2020 mit solidem Ausblick“.
       
       Fast zeitgleich mit der Zwangsräumung der seit über zehn Jahren als linker
       Freiraum [1][gewachsenen Kiezkneipe Meuterei] präsentierte das
       Immobilienunternehmen per bequemer Videokonferenz seine Geschäftszahlen für
       2020. Zusammenfassen lässt sich die Bilanz so: Ja, Mietendeckel spüren wir
       schon, mussten auch unsere Mieten um 4,1 Prozent auf durchschnittlich 6,70
       Euro senken, aber hey, auf dem Wohnungsmarkt ist noch viel Rendite zu
       holen. Vielleicht machen wir jetzt sogar ein bisschen Neubau, denn da
       greift der Mietenstopp ja bekanntlich nicht. Und gnade Euch Gott, wenn der
       [2][Mietendeckel vorm Verfassungsgericht kippt], dann machen wir einfach
       weiter wie bisher. Ciao, Eure Deutsche Wohnen.
       
       Greenwashing darf natürlich auch nicht fehlen: Aufwertung von Immobilien
       nennt man nämlich mittlerweile sozialverträgliche Klimasanierung: Und so
       will die Deutsche Wohnen nach den großen Imageschäden durch jahrelangen
       [3][Sanierungsstau und Misswirtschaft], flankiert von Mietenprotesten und
       einer [4][gut aufgestellten Enteignungskampagne,] auch mal ein bisschen ins
       Klima investieren. Falls es den Mieter:innen an Kleingeld für die
       Modernisierungsumlagen fehlt, [5][soll gefälligst der Staat einspringen].
       Schließlich wollen wir doch alle das Klima retten, nech?
       
       Die Zahlen sind auch toll: In den Bilanzen ist nichts zu sehen von den auch
       von der Deutschen Wohnen [6][heraufbeschworenen Horrorszenarien], die mit
       dem gefühlt steinzeitkommunistischen Mietendeckel eintreten würden. Die
       Vertragsmieten erreichen mit 837 Millionen Euro das Niveau des Vorjahres,
       der Bestand hat sich außerdem um 1,9 Milliarden Euro Spekulationsbonus im
       Wert gesteigert. Und so stieg der Gewinn weiter von 2,1 Milliarden Euro in
       2019 auf 2,2 Milliarden Euro 2020.
       
       ## 177 Euro direkt an die Aktionär:innen
       
       Oder wie es im PR-Sprech aus der [7][Pressemitteilung] heißt: „Wir
       verfolgen eine langfristig ausgerichtete Strategie und richten unser
       Portfolio weiterhin konsequent auf das Wachstum in Deutschlands Top-Städten
       aus.“ Übersetzt bedeutet das nichts anderes als: „Wir schlagen weiter
       Profite aus der Ware Wohnraum, und zwar überall dort, wo sie besonders
       knapp ist.“
       
       Und weil alles – trotz erstmalig sogar spürbarer staatlicher Eingriffe – so
       super läuft, schlägt der Konzern vor, die Dividende erneut zu steigern: von
       90 Cent auf 1,03 Euro pro Aktie. Rechnet man die Ausschüttungen von 2019
       auf einzelne Mietverträge um, bedeutet dies, dass jede Mietpartei der
       Deutsche Wohnen monatlich [8][177 Euro direkt an die Aktionär:innen]
       gezahlt hat, auch diese Summe dürfte sich für 2020 steigern.
       
       Die kapitalistische Verwertungslogik und ihre Wachstumsideologie sieht vor,
       dass die Deutsche Wohnen weiter wachsen muss. Für Michael Zahn, den CEO der
       Deutschen Wohnen, fehlt es vielen Mieter:innen halt einfach an
       [9][„individueller Leistungsfähigkeit“]. Wohin diese Marktlogik, gepaart
       mit fehlendem Schutz für Gewerbemieter, führt, sah man am Donnerstag früh
       in der Reichenberger Straße. Dort wurden als rot-rot-grüne Amtshilfe für
       eine zwielichtige GmbH über 1.000 Polizist:innen aufgeboten, um
       notfalls den Weg für den Gerichtsvollzieher freizuknüppeln – nur für den
       Fall, dass jemand keine Lust hat, beim Monopoly mitzuspielen.
       
       25 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Linke-Kneipe-in-Kreuzberg/!5761358
 (DIR) [2] /Rechtsstreit-um-Mietendeckel/!5747900
 (DIR) [3] /Heizungsausfall-bei-der-Deutsche-Wohnen/!5751698
 (DIR) [4] https://www.dwenteignen.de/unterschreiben/
 (DIR) [5] https://www.morgenpost.de/berlin/article229310532/Der-Staat-soll-die-Sanierungsumlage-uebernehmen.html
 (DIR) [6] /Vermieter-Demo-gegen-Mietendeckel/!5648285
 (DIR) [7] https://www.deutsche-wohnen.com/ueber-uns/presse-news/pressemitteilungen/deutsche-wohnen-will-bis-2040-klimaneutral-sein/
 (DIR) [8] /Immobilienwirtschaft-in-der-Pandemie/!5750997
 (DIR) [9] https://www.berliner-zeitung.de/stil-individualitaet/deutsche-wohnen-ceo-michael-zahn-ueber-wohnraum-in-berlin-debatten-beitrag-li.38773
       
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 (DIR) Gareth Joswig
       
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