# taz.de -- Diskussion über US-Grenze: Eine Ökomauer zu Mexiko
       
       > 3.200 Kilometer Solarfarmen und Windparks sollen die Region zum Blühen
       > bringen. Die Initiatoren sagen, dass an dem Projekt alle gewinnen können.
       
 (IMG) Bild: Will unbedingt eine Mauer. Unklar aber, was Tump von einer Öko-Mauer hält
       
       Die Mauer entlang der Grenze zwischen Mexiko und den USA ist eines der
       umstrittensten Themen in den USA. Während Präsident Donald Trump unbedingt
       sein Wahlversprechen einlösen will, „diese Mauer zu bauen“, [1][verweigern
       die Demokraten im Kongress die Finanzierung des Projekts.]
       
       Jetzt schlägt ein Konsortium aus Forschern eine Öko-Lösung für diese
       endlose Debatte vor: Einen Korridor von Solar- und Windparks entlang der
       3.200 Kilometer langen Grenze, der Energie, Wasser, Ausbildung und
       Wirtschaftswachstum bringen und gleichzeitig die Grenze sichern soll.
       
       Ein Konzept für diesen „Future Energy, Water, Industry and Education Park“
       (FEWIEP) haben die Forscher im April an ausgewählte Abgeordnete in
       Washington übergeben. Eine offizielle Reaktion der US-Regierung gibt es
       bislang nicht.
       
       Kern der Idee: eine „sichere, großräumige Zone für wirtschaftliche
       Entwicklung an strategischen Orten entlang der Grenze“. Ein Gürtel von
       Solaranlagen, der nur fünf Meter breit sein müsste, entlang der gesamten
       Grenze würde etwa 15,8 Gigawattstunden Strom täglich erzeugen – etwa so
       viel wie ein Atomkraftwerk.
       
       ## 31 Forscher tragen das Konzept mit
       
       Die Kosten von 4,5 Milliarden Dollar ließen sich binnen zehn Jahren durch
       den Verkauf des Stroms wieder hereinholen, kalkulieren die Forscher. Und:
       „Die Energieinfrastruktur ließe sich als integraler Teil in die
       Grenzsicherungsanlagen einbauen“, heißt es in dem Konzept, das der taz
       vorliegt. Ein smartes Stromnetz, das diese Energie aufnehmen kann, werde in
       Kalifornien wegen des hohen Anteils von erneuerbarem Strom ohnehin dringend
       benötigt und könnte den Strom je nach Nachfrage zwischen Ost und West
       verteilen.
       
       Zusätzlich sollen Windparks die Energie für die Entsalzung von Meerwasser
       aus dem Pazifik und dem Golf von Mexiko garantieren und Pumpen betreiben,
       um das Wasser entlang des Grenzkorridors für die Landwirtschaft zu
       verteilen. „Kalifornien, Texas, Arizona und New Mexiko leiden unter einer
       ernsthaften Dürre“, schreiben die Forscher.
       
       Das Grundwasser werde übernutzt, Wassersparen sei nur ein Teil der Antwort.
       „Ohne eine langfristige und nachhaltige Wasserversorgung wird den Gemeinden
       an der Grenze das Wasser ausgehen und eine Massenwanderung in Gebiete mit
       sicherer Versorgung auslösen“, warnen die 31 Forscher, die das Konzept
       mittragen.
       
       ## Ein Schub für die US-Solarindustrie
       
       Eine offizielle Reaktion der US-Regierung auf den Vorschlag gibt es bislang
       nicht. Aus dem Energieministerium heißt es nur, man unterstütze alle Arten
       von grenzüberschreitenden Kooperationen bei der Entwicklung von
       Energie-Infrastruktur, bei Öl und Gas, aber auch bei Wind und Solarenergie.
       
       „Die Regierung will die Grenze sichern, die Demokraten wollen Investitionen
       in die Infratruktur“, sagt Luciano Castillo, Professor für erneuerbare
       Energien und Stromsysteme der Purdue-Universität und einer der Initiatoren,
       zur taz. „Unser Vorschlag liefert beides.“ Denn das Gebiet müsse besonders
       gesichert sein, wenn Energieanlagen, Pipelines und Starkstromkabel verlegt
       würden.
       
       Die Kosten würden allein für die Entsalzungsanlagen etwa 12 Milliarden
       Dollars betragen, aber sich durch Steuern und Abgabe innerhalb von zehn
       Jahren refinanzieren, meint Castillo. Außerdem gäbe die Nachfrage der
       US-Solarindustrie einen Schub, gegenüber der chinesischen Konkurrenz
       aufzuholen.
       
       ## Aus Grenzen Wachstumsregionen machen
       
       Für Castillo ist vor allem der Aspekt der Entwicklung wichtig: „Das ist
       eine Gegend mit einem der höchsten Potenziale für Solarenergie und Wind.
       Gleichzeitig herrscht dort große Wasserknappheit. Wir können die Wüste grün
       machen und aus einer Grenze, die trennt, eine gemeinsame Perspektive für
       die Region machen.“
       
       Für die Autoren der Studie ist klar, dass mit einer solchen Lösung alle
       Beteiligten gewinnen könnten. „Wenn es funktioniert, kann es zum Vorbild
       werden, wie man aus Grenzen Wachstumsregionen macht, die Menschen anziehen,
       statt Probleme zu bereiten“, sagt Castillo. Für ihn gibt es auch schon den
       nächsten Kandidaten für eine Ökogrenze, die zu nachhaltiger Entwicklung
       einlädt: [2][die Armutsgrenze zwischen Mexiko und Guatemala].
       
       19 May 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Pötter
       
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