# taz.de -- EM 2024: Der taz-Trikottest: Von Hähnen und Löwen
       
       > Unsere Autorin sucht nach den schönsten EM-Trikots. Sie findet:
       > Büßerhemden, Tim-und-Struppi-Hemden und Badezimmerkacheln.
       
 (IMG) Bild: Der Testsieger: Das belgische Auswärtstrikot steht auch Mittelfeldspieler Aster Vranckx ganz gut
       
       Nichts gegen Rosa bei Männern. Ein braungebrannter junger Schlaks in
       ausgewaschenen Jeans und rosa T-Shirt sieht immer verdammt sexy aus. Aber
       dunkles Pink? Das dann auch noch in zackigen Abstufungen ins Lilablaue
       übergeht! Wirklich? Muss das sein?
       
       Adidas sagt: Ja. Es handle sich [1][beim kürzlich vorgestellten,
       lila-pinken deutschen Auswärtstrikot] um ein „lebhaftes Farbschema,
       inspiriert von der digitalen Welt des Metaversums“. Na gut, wenn sie dort
       die Europameisterschaft gewinnen wollen, die Deutschen, dann her mit dem
       Ding. Ich sage allerdings: Es ist ein verdammtes Büßerhemd, mit seinem
       Lila-Ton inspiriert vom Trikot der römisch-katholischen Kirche für die –
       Achtung! – Fastenzeit. Und das, wo doch alle hoffen, die sei mit Julian
       Nagelsmann endlich vorbei.
       
       Doch damit Schluss mit den unattraktiven Leiberln. Ich soll hier
       schließlich die besten Trikots der EM 2024 vorstellen – und nicht das
       schlechteste. Und kommt zum Ende der Fastenzeit Ostern, kommt die
       Auferstehung, kommt das deutsche Heimtrikot. Das ist gelungen.
       
       Der Körper erstrahlt traditionell in frischem Weiß während die
       Nationalfarben Schwarz, Rot, Gelb für Gold über den Schultern allmählich
       verblassen. Ein cooles Understatement, das wunderbar mit den vier Sternen –
       für vier gewonnene Weltmeisterschaften – über dem Wappen des Deutschen
       Fußballbundes kontrastiert. Die Sterne machen schon was her, das muss man
       zugeben.
       
       Keine Sterne, dafür ein kleines güldenes Krönchen über dem Verbandslogo hat
       das belgische Heimtrikot. Haben ja auch ein Königreich, die Belgier. Und
       die gleichen Farben wie wir. Sie haben ein edles Rot für das Trikot
       gewählt, das dann ganz raffiniert mit schwarzen und goldenen Elementen an
       den Schultern und Flanken akzentuiert wird.
       
       Gülden, das konnte sich Adidas natürlich nicht verkneifen, prangt auch das
       Firmenlogo auf dem Rot. Womit das größte Problem der EM-Trikots benannt
       wäre: Bis auf wenige Ausnahme stammen sie alle von Adidas oder Nike – und
       das sieht man.
       
       Wobei diese Kritik beim belgischen Auswärtstrikot nicht verfängt. Das
       Design ist wirklich ein erstaunlicher Wurf. Ein hellblaues Hemd mit weißem
       Kragen und weißen Streifen an den Seiten wird mit einer braunen Hose
       kombiniert. Genauso gekleidet kennt man Tintin aus der [2][berühmten
       Comicserie, die bei uns „Tim und Struppi“ heißt].
       
       Dies ist definitiv das schönste Trikot der EM 2024. Nicht nur wegen der
       genialen Idee, wie man international als unverkennbar belgisch
       identifiziert wird, ohne jede Nationalfarbe, auch sonst schaut die
       Farbkombination aus Hellblau, Weiß und Braun unschlagbar gut aus. Zumal der
       Schnitt klassisch ist, mehr Polohemd als Trikot.
       
       Gegen die Adidas- und Nike-Hegemonie ist einst die Firma Lotto sehr
       erfolgreich angetreten: 1996 mit dem rot-weiß karierten Trikot der Kroaten,
       das damals wirklich revolutionär war. Das Muster ist den Kroaten geblieben,
       nur leider haben sie das italienische Label Lotto gegen Nike getauscht und
       jetzt sind aus den schicken Karos riesige langweilige Badezimmerkacheln
       geworden. Zero Points für die Kroaten.
       
       Frankreich wiederum geht noch subtiler mit den Nationalfarben um als die
       Deutschen. Blau-Weiß-Rot ist nur der Kragen des Heimtrikots. Das ist
       vielleicht nur konsequent, prangen doch über dem Logo der Fédération
       Française de Football mit dem tollen gallischen Hahn lediglich zwei Sterne.
       Das Trikot überzeugt übrigens in beiden Versionen.
       
       Das Auswärtstrikot kommt ganz gentlemanlike in blauen und roten
       Nadelstreifen auf weißem Grund daher; der gallische Hahn, der schon auf dem
       blauen Heimtrikot ein echter Hingucker ist, schaut hier noch um einiges
       kecker und angriffslustiger in die Welt. In so einem Trikot wird man
       einfach Tore schießen.
       
       Gelungen ist auch das dunkelblaue Heimtrikot der Schotten, in das das
       Muster eines Kilts eingewebt ist, akzentuiert durch ein wirklich schönes
       leuchtendes Gelb im Verbandslogo und an den Flanken. Das einfarbig
       hellblaue Auswärtstrikot mit violetten Elementen ist vielleicht nicht der
       Knüller, aber auf jeden Fall mutig.
       
       Gleiches gilt für das durchgehend pistaziengrüne Auswärtstrikot der
       Spanier. Das rote Heimtrikot fällt hingegen unter den Begriff
       Traditionspflege. Aber [3][bei den Spaniern] kann ich die Vorsicht
       verstehen. Sie sind mir 2016 mit einem absolut schrecklichen Trikot in
       Erinnerung geblieben.
       
       Ein Haufen unsinniger Dreiecke in unterschiedlichen Gelb- und Rottönen auf
       dem weißen Trikot ließ bei manchen die Frage aufkommen, ob die Spieler
       vielleicht etwas Falsches gegessen hatten, das ihnen wieder hochkam.
       
       Ja, bei Trikots kann schon einiges schiefgehen. Das aber ist ja nicht mein
       Thema. Also zurück zu den gelungenen Exemplaren. Wie den Trikots der
       englischen Mannschaft.
       
       Der Körper des Auswärtstrikots hat eine eingewebte Struktur und überrascht
       mit einem interessanten, dunklen Pflaumenblau, dazu kommt ein kräftiges
       Hellblau an der Seite, die mit bunten Farben verziert ist. Das Nike- und
       das Verbandslogo setzen goldene Akzente.
       
       Noch schöner finde ich das Heimtrikot, denn auf der Grundfarbe Weiß kommt
       das in Blau gehaltene Logo der Football Association besonders gut zur
       Geltung. Es ist eines der schönsten überhaupt, weil es so wunderlich ist,
       mit den drei Löwen, die den Betrachter anblicken. Sie strecken ihm nämlich
       nicht nur wie Albert Einstein die Zunge raus, sondern scheinen als
       schreitende Löwen auch noch mit den zehn roten Tudor-Rosen im Wappen zu
       jonglieren.
       
       So sehen wahre Ballkünstler aus! Jedenfalls so lange, bis wir die der EM
       2024 kennenlernen.
       
       14 Jun 2024
       
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