# taz.de -- Fall Osman Kavala: Türkei lädt Botschafter vor
       
       > Zehn Länder haben die Freilassung von Kulturförderer Osman Kavala
       > gefordert – darunter Deutschland. Ankara gibt sich empört.
       
 (IMG) Bild: Die Botschafter der vorgeladenen Länder am türkischen Außenministerium am 19. Oktober
       
       ISTANBUL dpa | Das türkische Außenministerium hat die Botschafter von
       Deutschland und neun weiteren Ländern einbestellt. Hintergrund ist ein
       Aufruf zur Freilassung des Kulturförderers Osman Kavala vom Montag, den
       zehn Botschaften in der Türkei veröffentlicht hatten. Den Diplomaten sei
       deutlich gemacht worden, dass der Aufruf „maßlos“ und „inakzeptabel“ sei,
       berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Dienstag. Aus
       diplomatischen Kreisen hieß es, der Termin sei vom deutschen
       Geschäftsführer in Vertretung des Botschafters wahrgenommen worden.
       
       In der Erklärung hatten die Botschaften geschrieben, die anhaltende
       Inhaftierung Kavalas werfe einen „Schatten auf den Respekt für Demokratie,
       die Rechtsstaatlichkeit und auf die Transparenz des türkischen
       Justizsystems“. Mit Verweis auf [1][Urteile des Europäischen Gerichtshofs
       für Menschenrechte (EGMR)] forderten die Diplomaten die Freilassung
       Kavalas. Der türkische Innenminister Süleyman Soylu kritisierte die
       Erklärung: „Es ist nicht vorbei, bis die türkische Justiz sagt, dass es
       vorbei ist“, so Soylu. Der Westen könne die Türkei nicht einschüchtern oder
       ihr Befehle erteilen.
       
       Kavala war 2017 verhaftet worden. In Istanbul läuft ein Verfahren gegen den
       Kulturförderer und mehr als 50 weitere Angeklagte. Ihnen wird ein
       Umsturzversuch im Zusammenhang mit den [2][Gezi-Protesten 2013]
       vorgeworfen. Kavala wird zudem der „politischen und militärischen Spionage“
       im Zusammenhang mit dem Putschversuch von 2016 beschuldigt.
       
       Der EGMR hat 2019 bereits Kavalas Freilassung gefordert. Die Türkei
       ignoriert das Urteil bislang, obwohl sie als Mitglied des Europarats
       eigentlich zur Umsetzung verpflichtet ist. Der Europarat droht dem Land mit
       der Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens, wenn Kavala nicht bis
       Dezember freigelassen wird.
       
       Bundeskanzlerin Angela [3][Merkel (CDU) hatte bei ihrem Abschiedsbesuch bei
       Präsident Recep Tayyip Erdoğan am Samstag auch die Menschenrechtssituation
       im Land und die Inhaftierung auch von deutschen Staatsbürgern
       angesprochen]. Erdoğan verwies auf die Unabhängigkeit der Justiz.
       
       Der 64 Jahre alte Kavala fördert zahlreiche zivilgesellschaftliche Projekte
       in der Türkei und ist Gründer der Organisation Anadolu Kültür, die unter
       anderem mit dem Goethe-Institut und anderen deutschen Stiftungen
       zusammenarbeitet.
       
       19 Oct 2021
       
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