# taz.de -- Forschungen an fossilen Eiern: Dinos mit Körperwärme-Regulation
       
       > Waren Dinosaurier gleichwarm wie Vögel, wechselwarm wie Reptilien oder
       > irgendwas dazwischen? Eine neue internationale Studie gibt Hinweise auf
       > diese Frage.
       
 (IMG) Bild: Wie warm waren sie?
       
       MAINZ dpa | Einige Dinosaurier konnten ihre Körpertemperatur möglicherweise
       aktiv mit Hilfe ihres Stoffwechsels regulieren. Das haben Wissenschaftler
       mit der Untersuchung fossiler Dino-Eier bestätigt, die etwa 70 bis 80
       Millionen Jahre alt sind. Einige der Tiere aus der Kreidezeit waren demnach
       in der Lage, ihre Körpertemperatur von innen heraus deutlich über die
       Umgebungstemperatur anzuheben. Die internationale Studie, an der auch die
       Johannes Gutenberg-Universität Mainz beteiligt war, ist [1][im Journal
       Nature Communications veröffentlicht].
       
       Die Wissenschaftler hatten Eierschalen von Titanosauriern aus Argentinien
       und von Oviraptorosauriern aus der Mongolei analysiert. Dafür nutzten sie
       eine Art chemisches Thermometer. Die Titanosaurier gehören zu den
       Sauropoden – das sind große pflanzenfressende Dinos mit einem langen Hals
       und kurzem Kopf. Oviraptorosaurier waren kleiner. Sie liefen auf zwei
       Beinen und sind vermutlich nahe mit den Vorfahren heutiger Vögel verwandt.
       
       Die meisten heute lebenden Tiere wie Reptilien, Amphibien und Fische sind
       wechselwarm. Ihre Körpertemperatur hängt von der Umgebungstemperatur ab,
       sie schwankt deshalb stark. Fachleute nennen das auch ektotherm. Viele
       dieser Tiere wärmen sich morgens in der Sonne auf, um ihre körperliche
       Aktivität zu erhöhen. Andere Tiere sind gleichwarm oder endotherm. Sie
       regulieren ihre Körpertemperatur von innen über ihren Stoffwechsel. Der
       Mensch und andere Säugetiere gehören dazu oder auch die Vögel.
       
       Zu welcher Gruppe die Dinosaurier gehörten, ist bisher unklar. Einige
       Experten denken, dass sie irgendwo zwischen beiden Gruppen liegen könnten –
       eine Theorie, die von der Untersuchung der Forscher um Robert Eagle von der
       University of California in Los Angeles gestützt wird. „Die von uns
       gemessenen Temperaturen lassen vermuten, dass zumindest einige Dinosaurier
       nicht vollständig endotherm waren wie die modernen Vögel“, wird Eagle in
       einer Mitteilung seiner Universität zur Studie zitiert. „Sie waren
       vermutlich ein Mittelding, irgendwo zwischen modernen Alligatoren und
       Krokodilen und den modernen Vögeln. Zumindest für die Oviraptorosauria
       liegt das nahe.“
       
       „Bei den großen Sauropoden lag die Temperatur bei etwa 38 Grad“, sagte
       Mitautor Thomas Tütken vom Institut für Geowissenschaften der Universität
       Mainz. Vertreter der kleineren Oviraptorosaurier kamen Tütken zufolge auf
       eine deutlich niedrigere Körpertemperatur von circa 32 Grad. Das ist
       allerdings rund sechs Grad wärmer als die damalige Durchschnittstemperatur
       im Sommer. Die Forscher vermuten deshalb, dass die Tiere ihre
       Körpertemperatur von innen heraus regulieren konnten.
       
       ## Die Eischalen bestätigen, was schon Zähne verrieten
       
       Die Macher der Studie sehen mit ihren Ergebnissen Forschungen von 2011
       bestätigt. Damals wurden Zähne untersucht, jetzt war es das
       Kalziumkarbonat-Mineral Kalzit in den Eierschalen. Dabei maßen die
       Wissenschaftler die Häufigkeit, mit der die beiden seltenen schweren
       Isotope Kohlenstoff-13 und Sauerstoff-18 im Kalzit auftreten. „Die sind
       sozusagen unser Quecksilber im Thermometer“, sagte Tütken.
       
       Je nach Körperwärme variiere die Menge der untersuchten Verbindungen, da
       sich die Eier innerhalb kurzer Zeit in den Dinosaurier-Weibchen gebildet
       hätten. Zum Vergleich wurden die Eischalen von modernen Vögeln, den
       Nachfahren der Dinosaurier, herangezogen. Sie stammen von den Theropoden
       ab, zu denen auch der untersuchte Oviraptor gehört. Wie sich die aktive
       Wärmeregulation mittels Stoffwechsel bei den Wirbeltieren im Laufe der
       Evolution entwickelte, sei derzeit allerdings noch unklar, sagte Tütken.
       
       Bereits 1992 hatten Forscher anhand von Dino-Knochen nachgewiesen, dass
       zumindest einige der Tiere wohl gleichwarm waren. Sie untersuchten das
       Mengenverhältnis von zwei Sauerstoff-Isotopen in den Knochen. Bei fünf
       Dino-Arten habe es dem von Warmblüter-Knochen geglichen, berichtete ein
       Team um den Paläontologen Reese Barrick von der University of Southern
       California.
       
       14 Oct 2015
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.nature.com/ncomms/2015/151013/ncomms9296/full/ncomms9296.html
       
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