# taz.de -- Fusionsangebot in der Autobranche: Fiat Chrysler wirbt um Renault
       
       > Der italo-amerikanischeKonzern will mit dem Renault fusionieren. Den
       > Nachholbedarf bei Zukunftstechnologien soll Nissan richten.
       
 (IMG) Bild: Gehört dieser Renault bald auch zu Fiat Chrysler?
       
       BERLIN taz | Es war nur eine Frage der Zeit, wann Fiat Chrysler Automobiles
       (FCA) eine weitere Fusion mit einem Autokonzern ankündigen würde. Am Montag
       war es dann so weit. Der US-italienische Autokonzern schlug vor, die
       Aktionäre beider Firmen könnten an dem Gemeinschaftsunternehmen jeweils 50
       Prozent der Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen halten.
       
       Der [1][Renault]-Verwaltungsrat signalisierte Interesse an diesem Angebot:
       Er habe nach sorgfältiger Prüfung des freundlichen FCA-Vorschlags
       entschieden, „die Gelegenheit eines solchen Zusammenschlusses mit Interesse
       in Augenschein zu nehmen“, teilte der französische Autobauer mit. Sollte es
       zu einem solchen Zusammenschluss kommen, würde nach Volkswagen und Toyota
       der drittgrößte Autokonzern der Welt entstehen.
       
       Gerüchte über eine anstehende Fusion zwischen Fiat Chrysler und Renault
       kursieren seit einer Weile. Die Zeit drängt, denn Gesetzgeber vieler Länder
       erlassen immer strengere Auflagen für den Schadstoffausstoß.
       
       Renault ist aus diesem Grund bereits eine Kooperation mit den beiden
       japanischen Herstellern [2][Nissan] und Mitsubishi eingegangen. Bei der
       Entwicklung von Hybridmotoren sind die japanischen Autobauer führend.
       Renault ist an Nissan mit 43 Prozent beteiligt, die Japaner umgekehrt an
       Renault mit 15 Prozent. Hinzu kommt: Während die Franzosen auf dem so
       wichtigen US-Markt seit 1987 gar nicht mehr mit eigenen Marken vertreten
       sind, verdient Renault über die Nissan-Beteiligung in den USA dennoch
       kräftig mit. Nissan erlöst rund 40 Prozent seines Gewinns in Nordamerika.
       
       ## Nissan-Chef hält eine Fusion für unnötig
       
       Von dieser Kooperation der Franzosen mit Nissan will offensichtlich auch
       Fiat profitieren. Unter dem vor einem Jahr überraschend verstorbenen Chef
       Sergio Marchionne haben Fiat und Chrysler auf immer größere und
       spritfressendere SUVs und Pick-ups gesetzt – und damit vor allem die
       US-Kundschaft bedient. Dort sind Klein- und Mittelklassewagen inzwischen
       rar. Das ging jedoch zulasten der Entwicklung von Zukunftstechnologien wie
       E-Mobilität und autonomem Fahren. Nissan hat sich bislang aber nicht
       konkret zu den Fusionsplänen von Renault und Fiat Chrysler geäußert.
       Hiroto Saikawa, Vorstandschef von Nissan Motor, sagte im Fernsehsender Fuji
       lediglich: „Ich bin immer offen, konstruktive Ansichten zur Stärkung der
       Allianz auszutauschen.“ Saikawa hatte aber unlängst deutlich gemacht, dass
       man eine Fusion mit Renault für unnötig halte.
       
       Die Partnerschaft mit den Japanern leidet zudem unter Vorwürfen gegen den
       einstigen Chef von Renault und Verwaltungsratschef von Nissan, Carlos
       Ghosn. Er hatte die Allianz vorangetrieben, wird seit einigen Monaten
       jedoch unter anderem beschuldigt, Finanzberichte gefälscht zu haben, und
       steht in Japan unter Hausarrest. Er hat die Vorwürfe bislang bestritten.
       
       Was die Aktienkurse beider Autobauer am Montag dennoch beflügelte, ist die
       Aussicht auf deutliche Kostensenkungen. Fiat Chrysler zufolge könnten durch
       eine gemeinsame Entwicklung, Einkaufs- und andere Aktivitäten jährlich 5
       Milliarden Euro eingespart werden. Es sollen aber keine Werke geschlossen
       werden, betonte die Firmenleitung. Über den Abbau von Arbeitsplätzen machte
       Fiat keine Angaben.
       
       Auf Zustimmung stößt die Fusion auch bei der französischen Regierung. „Wir
       brauchen heute (Industrie-)Giganten, die sich in Europa bilden“, sagte
       Regierungssprecherin Sibeth Ndiaye dem Sender RMC. Der französische Staat
       hält bei Renault 15 Prozent der Anteile, hat sich eigenen Angaben zufolge
       aber nicht an den Fusionsgesprächen beteiligt.
       
       27 May 2019
       
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