# taz.de -- Jemenitische Rebellen greifen Emirate an: Golfmetropolen im Visier der Huthis
       
       > Jemens Huthis haben erneut Abu Dhabi angegriffen. Diesmal feuerten sie
       > eine Rakete ab, während Israels Präsident Herzog zu Besuch war.
       
 (IMG) Bild: Bomben auf die Huthi-Rebellen im Jemen: ein Vergeltungsschlag der Arabischen Emirate
       
       BERLIN taz | Zum dritten Mal in nur zwei Wochen hat die jemenitische
       Huthi-Miliz eine Rakete auf die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE)
       abgefeuert. Damit wollen die Huthis dem Golfstaat, der im Jemen großen
       Einfluss ausübt, offenbar die eigene Verletzbarkeit vor Augen führen. Die
       Emirate teilten am Montag allerdings mit, die Rakete sei abgefangen worden
       und die Überreste seien außerhalb von besiedelten Gebieten
       heruntergefallen. Als Vergeltung sei eine von den Huthis genutzte
       Raketenabschussbasis in der jemenitischen Region al-Dschauf zerstört
       worden.
       
       [1][Vor zwei Wochen hatten die Huthis mehrere Ziele in den VAE erfolgreich
       angegriffen, darunter eine Außenanlage des Flughafens der Hauptstadt Abu
       Dhabi.] Drei Zivilisten wurden bei den Angriffen getötet. Eine Woche später
       wurden nach emiratischen Angaben zwei auf Abu Dhabi abgefeuerte
       ballistische Raketen abgefangen.
       
       Die VAE sind einer der einflussreichsten Akteure im [2][Jemenkrieg]. Dort
       hatten die Huthis 2014 weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle
       gebracht. Die VAE intervenierten 2015 mit Saudi-Arabien aufseiten der
       jemenitischen Regierung und haben sich seitdem im Südjemen mit dem Aufbau
       loyaler Milizen Einfluss gesichert.
       
       Für die Führung in Abu Dhabi ist Jemen ein zentrales Puzzleteil in ihrer
       seit etwa zehn Jahren verfolgten aktiven Regionalpolitik. Mittlerweile
       kontrollieren die VAE die strategisch wichtige Meerenge Bab al-Mandab, die
       Richtung Mittelmeer führt, sowie den Hafen von Aden und mehrere Inseln,
       darunter Sokotra. Wie an der jemenitischen Küste unterhalten die VAE auf
       Sokotra eine eigene Militärbasis.
       
       Im Jemenkonflikt unterstützten die VAE zudem lokale Kräfte, die formal mit
       der jemenitischen Regierung verbündet sind und mit dieser gemeinsam die
       Huthis zurückdrängen wollen, [3][die wiederum vom Iran unterstützt werden].
       Ein militärischer Sieg der breiten, von den VAE und Saudi-Arabien geführten
       Anti-Huthi-Allianz über die Huthis scheint jedoch seit Jahren
       unrealistisch.
       
       Mit Drohnen- und Raketenangriffen haben die Huthis den Jemenkonflikt immer
       wieder außer Landes getragen. Dass dabei die VAE im Mittelpunkt stehen, ist
       neu. Als Finanzzentren und internationale Drehkreuze sind Abu Dhabi und
       Dubai besonders verletzlich. Auch schaden die Angriffe dem von der
       VAE-Regierung aufgebauten Image des autoritären Golfstaats als progressiver
       und sicherer Staat in der Region sowie als Tourismusziel.
       
       ## Jitzhak Herzog auf der Dubai-Expo
       
       Teil der VAE-Strategie ist seit 2020 auch eine Normalisierung der
       Beziehungen mit Israel, in deren Rahmen die Staaten ihre Wirtschafts- und
       Sicherheitszusammenarbeit ausbauen. Der Angriff vom Montag fand während
       eines historischen Besuchs statt: Erstmals hat mit Jitzhak Herzog ein
       israelischer Präsident die VAE besucht.
       
       Am Sonntag traf er Kronprinz Mohammed bin Sajid. Am Montag besuchte er
       [4][die Weltausstellung Expo 2022, die in Dubai stattfindet]. „Unser Handel
       hat bereits eine Milliarde US-Dollar überstiegen und mehr als
       120Vereinbarungen wurden unterschrieben“, lobte Herzog die Annäherung
       während eines Besuchs der Expo. Zudem hätten 250.000 israelische
       Tourist*innen das Land besucht.
       
       Mit ihrer offensiven Annäherung an Israel bieten die VAE den Huthis eine
       Angriffsfläche, die diese nun nutzen und sich dabei der Sympathie Irans
       sicher sein dürften sowie vieler Menschen in der Region, die sonst nichts
       für die Huthis übrig haben. Huthi-Sprecher Jehia Sarei erklärte am Montag:
       „Die Emirate werden ein Gegner bleiben, solange die Handlungen des
       israelischen Feindes in Abu Dhabi und Dubai andauern.“
       
       31 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Jemenitische-Huthi-Miliz/!5828564
 (DIR) [2] /Hunger-und-Krieg-in-Jemen/!5754439
 (DIR) [3] /Ruestungslieferungen-trotz-UN-Embargo/!5827108
 (DIR) [4] /Expo-in-Dubai/!5804103
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannis Hagmann
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Vereinigte Arabische Emirate
 (DIR) Jemen
 (DIR) Israel
 (DIR) Huthi
 (DIR) Huthi-Rebellen
 (DIR) Jemen Bürgerkrieg
 (DIR) Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
 (DIR) Vereinigte Arabische Emirate
 (DIR) Jemen
 (DIR) Türkei
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Konflikt im Jemen und Saudi-Arabien: Huthi-Rebellen attackieren Öl-Anlage
       
       Der Angriff jemenitischer Huthi-Rebellen hat einen Großbrand im saudischen
       Dschiddah ausgelöst. Saudi-Arabien reagiert mit Luftschlägen am Roten Meer.
       
 (DIR) Iranisches Atomprogramm: USA will Sanktionen abbauen
       
       Washington macht einen Schritt auf Teheran zu. Das von Trump gekündigte
       Atomabkommen mit dem Iran könnte erneuert werden.
       
 (DIR) Israels Präsident in Abu Dhabi und Dubai: Emirate fangen Huthi-Rakete ab
       
       Die Huthis haben erneut die Emirate angegriffen. Israels Präsident, der
       sich aktuell auf Besuch in dem Golfstaat befindet, will die Reise
       fortsetzen.
       
 (DIR) Jemenitische Huthi-Miliz: Drohnenangriffe auf Abu Dhabi
       
       Die jemenitischen Huthis reklamieren mehrere Attacken auf Ziele in den
       Emiraten für sich. Dort gingen am Montag drei Tanklaster in Flammen auf.
       
 (DIR) Abu Dhabis Kronprinz in Türkei: Besuch vom „Schwarzen Prinzen“
       
       Präsident Erdoğan empfängt seinen einstigen Widersacher, den Kronprinzen
       von Abu Dhabi. Beide Autokraten sind aufeinander angewiesen.