# taz.de -- Kampagne „Transformation Haus & Feld“: Ein Haus für alle und das Klima
       
       > Das Tempelhofer Flughafengebäude muss zu einem „sozial-ökologischen
       > Transformationszentrum“ werden, fordert ein Bündnis. Bebauung soll tabu
       > bleiben.
       
 (IMG) Bild: Hier könnten in Zukunft die besten Ideen entstehen
       
       BERLIN taz | Vor 13 Jahren wurde der City-Airport stillgelegt, vor 11
       Jahren das Gelände als Park geöffnet. Während aber das Tempelhofer Feld
       eine Erfolgsgeschichte ist, bleibt das riesige Flughafengebäude zwischen
       Tempelhofer Damm und Columbiadamm ein unfertiger Koloss mit disparater
       Nutzung: Zwar [1][arbeitet die Tempelhof Projekt GmbH an einem Konzept],
       die rund 300.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche für private und
       öffentliche Zwecke zu erschließen, eine runde Sache ist das aber noch nicht
       – auch weil erst ein kleiner Teil des nötigen Geldes bewilligt wurde.
       
       Sollte man dann das Ganze nicht gleich revolutionieren und etwas völlig
       Neues daraus machen? Diese Frage hat ein Bündnis aus vielen Initiativen und
       Privatpersonen mit einem klaren „Ja“ beantwortet: Am Donnerstag startete
       sie eine Kampagne unter dem Motto „Transformation Haus & Feld“. Was ihnen
       vorschwebt, ist ein „Transformationszentrum für alle“ im Flughafengebäude
       und auf dem Feld, um dort „die sozial-ökologische Transformation in der
       Region Berlin-Brandenburg praktisch und konkret voranzutreiben“.
       
       Als Antriebsfeder dienen dabei der Klimawandel und seine Herausforderungen
       an die Stadtgesellschaft. Im ehemaligen Airport THF sollen ein „Labor für
       klimaneutrale Mobilität“ entstehen, eine „Werkstatt für solidarische,
       regionale Kreislaufwirtschaft“, eine Begegnungsstätte der Zivilgesellschaft
       und der Kieze“. Erneuerbare Energien sollen hier ebenso weiterentwickelt
       werden wie „regenerative Baumethoden“.
       
       „Die Lösungen sind längst da, wir brauchen einen Ort, wo sie ihren Weg von
       der Nische in den Mainstream finden“, sagt Mit-Initiatorin Cléo Mieulet.
       Sie kommt wie etliche andere in der Kampagne aus der Klimaaktivismus-Gruppe
       „Extinction Rebellion“ und sagt, der ihnen von der Pandemie auferlegte
       Stillstand habe Zeit zum Nachdenken und Entwickeln neuer Ideen gegeben.
       Daraus wurde die Idee des Transformationszentrums geboren.
       
       Ganze 24 Initiativen, Vereine und Kollektive unterstützen die Kampagne
       bereits, darunter Klimaneustart Berlin, 100 % Tempelhofer Feld und THF
       Vision, Circular Berlin und der Prinzessinnengarten, die Omas Gegen Rechts
       ebenso wie die Queers For Future. Sie alle vereint, dass sie Feld und
       Gebäude dauerhaft dem Gemeinwohl widmen wollen, sie fordern eine „Public
       Common Partnership“.
       
       Und sie wehren sich gegen die Verwertung der Fläche: „Es kann nicht sein,
       dass schon wieder über eine Bebauung diskutiert wird“, findet Mieulet.
       [2][Die FDP will ein entsprechendes Volksbegehren], hat die
       Unterschriftensammlung aber wegen Corona ausgesetzt. Das Konzept der
       Haus&Feld-Kampagne basiert explizit auf den Vorgaben des 2014 per
       Volksentscheid beschlossenen „Tempelhofer-Feld-Gesetzes“. Jede
       Privatisierung oder profitorientierte Nutzung des Geländes soll tabu sein.
       
       „Transformation Haus & Feld“ fordert vom Senat, er solle „die selbst
       ausgerufene Klimanotlage ernst nehmen“, den Weg für das
       Transformationszentrum frei machen und dessen Einrichtung „tatkräftig
       unterstützen“. Als erstes müssten volle Transparenz über die Gebäudepläne
       und den Denkmalpflegeplan hergestellt sowie alle Sanierungs- und
       Nutzungskonzepte veröffentlicht werden. Bislang sei vieles undurchsichtig,
       kreative Nutzungsideen aus der Zivilgesellschaft erstickten oft in
       Bürokratie, kritisiert Mit-Initiatorin Heike Aghte von der Initiative THF
       Vision.
       
       Zumindest bei einer der aktuell regierenden Parteien konnte die Kapagne mit
       ihrem Konzept bereits landen: „Ich habe mich mit Vertreter*innen der
       Initiative mehrfach getroffen, finde das Projekt spannend und unterstütze
       es“, sagt Michael Efler, klimapolitischer Sprecher der Linksfraktion im
       Abgeordnetenhaus.
       
       Er habe einen entprechenden Änderungsantrag für das Wahlprogramm seiner
       Partei formuliert, so Efler zur taz, und dieser sei auch vom Landesvorstand
       in modifizierter Form übernommen worden. Damit habe für den Antrag auf dem
       Parteitag am Wochenende „sehr gute Chancen“.
       
       Auch von den Grünen erhoffen sich die InitiatorInnen grundsätzlich
       Unterstützung. Sollten sich diese und die nächste Landesregierung dennoch
       nicht für ihr Anliegen erwärmen, seien aber auch andere Wege denkbar, hieß
       es am Donnerstag: Beispielsweise könne man über ein neues Volksbegehren
       nachdenken.
       
       22 Apr 2021
       
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