# taz.de -- Konsequenzen aus den Bauernprotesten: Tierwohl statt Dieselsubvention
       
       > Die Bauern sollten lieber eine Tierschutzabgabe auf Fleisch fordern, als
       > die Diesel-Subvention. Die Abgabe würde Höfen eine Zukunftsperspektive
       > geben.
       
 (IMG) Bild: Diese Kühe würden sich über eine Tierwohl-Initiative freuen
       
       Der Bauernverband sollte dringend den Fokus seiner Proteste ändern. Bisher
       will er vor allem den Rabatt auf Agrardiesel bei der Energiesteuer
       erhalten. Dabei gibt es [1][wirklich größere Probleme] in der deutschen
       Landwirtschaft.
       
       Wenn der Bund die Agrardieselsubvention streicht, gehen jedem Hof
       rechnerisch gesehen nur 1.700 Euro pro Jahr verloren. [2][Das wird keinen
       Betrieb in die Pleite treiben]. Rund 100.000 Höfe – 40 Prozent – erhalten
       übrigens keinen Cent dieser Subvention, verlieren jetzt also gar nichts.
       
       Aber der umsatzstärkste Teil der Landwirtschaft, die Tierhaltung, hat
       massive Akzeptanzprobleme. Der Fleischkonsum geht zurück. Das liegt auch
       daran, dass immer mehr Menschen es inakzeptabel finden, wie die meisten
       Tiere in Deutschland gehalten werden. Dass Schweinen die Ringelschwänze
       abgeschnitten werden, damit sie sich in der Monotonie und Enge ihrer Ställe
       nicht gegenseitig in den Schwanz beißen, ist nur einer von vielen
       Kritikpunkten. Die Landwirte wissen das und deshalb fürchten sie um ihre
       Zukunft.
       
       Das muss sich ändern. Aber eine tierfreundlichere Haltung kostet mehr.
       Deshalb haben mehrere Expertenkommissionen schon vor Jahren empfohlen, auf
       Fleisch eine Tierschutzsteuer oder -abgabe zu erheben. Zum Beispiel 40 Cent
       pro Kilogramm Schweinefleisch. Das Geld würde dann an Bauern gezahlt, die
       ihre Tiere besser halten. So könnten frische Milliarden in die Branche
       fließen, weshalb der Bauernverband das Konzept auch unterstützt.
       
       Doch die CDU hat es während ihrer Regierungszeit verzögert, die FDP hat es
       innerhalb der Ampel aktiv blockiert. Das könnte sich nun unter dem Druck
       der Bauernproteste ändern. Es gibt bereits erste Äußerungen von
       FDP-PolitikerInnen, die das andeuten.
       
       Der Zeitpunkt für den Tierwohl-Cent wäre auch sonst günstig, weil die
       Inflationsrate gesunken ist. Zudem zeigen Umfragen große Sympathie für die
       Bauern, die die Politik nutzen könnte. Die Chancen sind gerade hoch, diese
       neue Tierschutz- und Landwirtschaftsfinanzierung durchgesetzt zu bekommen.
       
       Der Tierwohl-Cent wäre auch eine gesichtswahrende Möglichkeit für die
       Ampelkoalition und den Bauernverband, den akuten Streit zu beenden, sodass
       die Traktoren von der Straße abziehen.
       
       Die Ampel kann nicht auf die Streichung der Agrardieselsubvention
       verzichten, weil sie sich sonst als erpressbar durch [3][Straßenblockaden
       und mittelgroße Demos] outet. Aber sie könnte den Landwirten die
       Tierschutzmilliarden geben. Und der Bauernverband könnte das seinen
       Mitgliedern völlig zu Recht als großen Erfolg verkaufen.
       
       15 Jan 2024
       
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