# taz.de -- Kupferabbau in Panama: Straßenblockaden gegen Bergbau > Tausende protestieren gemeinsam gegen Kupferbergbau. Es geht um > Arbeitsplätze und Umweltschäden, es gab Tote. Doch der Protest droht zu > spalten. (IMG) Bild: Demonstranten auf den Straßen in Panama City BOGOTÁ taz | Der 77-jährige Kenneth Darlington steigt aus dem Auto und geht auf die Demonstrierenden zu. Er zieht seelenruhig eine Pistole aus der Hosentasche. Schiebt Autoreifen und Steine beiseite, mit denen die Protestierenden die Panamericana-Fernstraße blockierten. Diskutiert mit ihnen und sagt: „Ich habe die Schnauze voll, das muss enden!“ Dann schießt er und tötet Abdel Diaz und Iván Rodrigo Mendoza. Es ist alles in Videos und auf Fotos festgehalten. Der Tod der beiden Männer ist der traurige Höhepunkt der wochenlangen Proteste gegen den Kupferbergbau in [1][Panama]. Seit 2019 betreibt dort der kanadische Konzern First Quantum Minerals (FQM) in Donoso die größte Freiluft-Kupfermine Zentralamerikas. 12.000 Hektar groß, mitten in einem Naturschutzgebiet. Laut Bloomberg laufen mehrere Untersuchungen gegen FQM wegen Umweltschäden. FQM will weiter Kupfer abbauen. Seit 20. Oktober gehen Tausende Menschen in Panama dagegen auf die Straßen und legen das Land lahm. Aufgerufen zu den Protesten haben Gewerkschaften und Umweltschützer*innen. An besagtem Tag genehmigte der Kongress per Schnellverfahren einen Vertrag zwischen der Regierung und dem Konzern. Gültig für weitere 40 Jahre Kupferabbau. Den bisherigen Vertrag von 1997 hatte das oberste Gericht für verfassungswidrig erklärt. Denn die Konzession wurde damals ohne Ausschreibung und Mitsprache der Bevölkerung an die Firma vergeben – und unter sehr schlechten Bedingungen für Panama. Die Firma musste nicht einmal Steuern zahlen. Das ändert sich mit dem neuen Vertrag. ## Regierung argumentiert mit Einnahmen Die Regierung von Präsident Laurentino Cortizo argumentiert, dass das jährlich mindestens 375 Millionen Dollar in die Staatskasse spülen werde – zehnmal mehr als bisher. Schließt die Mine, würden insgesamt 48.000 Arbeitsplätze wegfallen. Das alles in Zeiten, in denen das Land wegen der Dürre am [2][Panama-Kanal] harte Einbußen hinnehmen muss. Gegen den neuen Vertrag laufen jetzt mehrere Verfahren wegen Verfassungswidrigkeit beim obersten Gericht. Anfang November erreichten die Protestierenden zudem, dass der Kongress ein Bergbau-Moratorium unterschrieb. Metallvorkommen dürfen demnach vorerst weder erforscht noch abgebaut, transportiert oder verkauft werden. Das hat die Demonstrierenden gespalten. Die [3][Umweltverbände] akzeptieren das Moratorium und warten darauf, dass das Gericht den neuen Vertrag für verfassungswidrig erklärt. Sie hoffen, dass sich das Land so gegen millionenschwere Entschädigungsklagen wappnet. Die mächtige Baugewerkschaft Suntracs, Lehrer- und Dozent*innenverbände und andere Organisationen fordern hingegen, dass der Vertrag per Gesetz annulliert wird. Deshalb protestieren sie weiter und blockieren Straßen. 10 Nov 2023 ## LINKS (DIR) [1] /30-Jahre-US-Einfall-in-Panama/!5650635 (DIR) [2] /Sinkende-Pegel-am-Panamakanal/!5936483 (DIR) [3] /Artenschutzkonferenz-Cites-in-Panama/!5893218 ## AUTOREN (DIR) Katharina Wojczenko ## TAGS (DIR) Panama (DIR) Bergbau (DIR) Umweltschutz (DIR) Protest (DIR) Panama (DIR) Panama (DIR) Honduras (DIR) Wassermangel (DIR) Lesestück Recherche und Reportage ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) José Raúl Mulino wird Panamas Präsident: Gefährlicher Schritt zurück Gegen Panamas neuen Präsidenten wurde bereits wegen Korruption ermittelt. Ausgerechnet auf ihn hofft das Land. (DIR) Wahlen in Panama: Demokratie in Gefahr Am Sonntag wird in Panama gewählt. Skandale prägten den Wahlkampf. Kann der neue Präsident Korruption aktiv bekämpfen? (DIR) Situation in Mittelamerika: Juristischer Staatsstreich? In Guatemala steht ein demokratischer Machtwechsel auf dem Spiel. Hoffnung macht Honduras, wo die Präsidentin eine unabhängige Justiz anstrebt. (DIR) Sinkende Pegel am Panamakanal: Er sinkt bedrohlich Eine monatelange Dürre gefährdet eine der wichtigsten Wasserstraßen für den Welthandel. Der Pegelstand im Panamakanal ist stark gesunken. (DIR) Kupferbergbau in Peru: E-Autos, die krank machen In jedem Elektroauto steckt Kupfer. In Peru befinden sich die Minen, die das Kupfer fördern. Schwermetalle gelangen in die Umwelt, Menschen erkranken.