# taz.de -- Labour-Parteitag in Großbritannien: Wenn sich alle einig sind
       
       > In Großbritannien verfolgen Oppositionsführer Starmer und Regierungschef
       > Sunak ähnliche Ziele. Trotzdem bestehen Unterschiede zwischen Labour und
       > Tories.
       
 (IMG) Bild: Keir Starmer und seine Frau Victoria nach seiner Rede auf dem Labour-Parteitag am 11. Oktober
       
       Die beiden Hauptrivalen um die Führung Großbritanniens schwimmen auf einer
       Welle: Die vergangenen 13 Jahre konservativer Herrschaft waren ein
       Desaster, das Land braucht einen Wandel. Das sagte Labour-Oppositionsführer
       Keir Starmer diese Woche auf seinem Jahresparteitag ebenso wie der
       konservative [1][Premierminister Rishi Sunak] auf dem eigenen Parteitag
       eine Woche zuvor. Wer verkörpert Veränderung glaubwürdiger: ein Amtsinhaber
       oder sein Herausforderer?
       
       Die Antwort darauf dürfte nicht schwerfallen, und so liegt der Schluss
       nahe, dass Labours Wahlsieg 2024 so gut wie sicher ist. In diesem Fall wäre
       Keir Starmer der erste Labour-Führer seit [2][Tony Blair, der im Jahr
       1996], damals als Oppositionsführer, zu seiner Partei spricht und wenig
       später Premierminister wird. Schon dieser zeitliche Abstand von fast 30
       Jahren macht deutlich, welche historische Bedeutung so ein Machtwechsel für
       Großbritannien hätte.
       
       Gemessen daran ist es schon fast befremdlich, wie einig sich Starmer und
       Sunak sind. Veränderung, Aufbau, Investitionen in die Infrastruktur,
       bessere Bildung und Gesundheit, Reform der öffentlichen Dienste – der
       politische Konsens zwischen den Chefs von Tories und Labour erscheint
       größer als jeder Unterschied. Sunaks kontroverseste Ankündigung in seiner
       Parteitagsrede war die gestaffelte Einführung eines kompletten
       Tabakverkaufverbots. [3][Starmer will nun Labour] im Parlament dafür
       stimmen lassen.
       
       Wenn die beiden großen Parteien eines Landes sich über die Probleme ihres
       Landes dermaßen einig sind, ist das eigentlich ein gutes Zeichen für
       lösungsorientierte Politik. Andererseits sollte es nicht völlig egal sein,
       wer die nächsten Wahlen gewinnt. Die Differenzen zwischen Tories und Labour
       existieren, und sie müssen irgendwann auf den Tisch.
       
       Sonst wächst die Gefahr, dass die Einigkeit der Spitzenpolitiker von einem
       zunehmenden Anteil der Bevölkerung als Show abgetan wird und dass beide
       Lager an Glaubwürdigkeit einbüßen. Denn wenn den beiden so klar ist, was
       dringend zu tun ist, warum tun sie es nicht einfach?
       
       11 Oct 2023
       
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