# taz.de -- Leerstehende JVA in Göttingen: Start-Up-Bude statt Sozialzentrum
       
       > Die Pläne, aus der leerstehenden JVA in Göttingen ein soziales Zentrum zu
       > machen, sind vom Tisch. Stattdessen soll ein Co-Working-Space entstehen.
       
 (IMG) Bild: Mitten in Göttingens Innenstadt: leerstehende Justizvollzugsanstalt
       
       HAMBURG taz | Der hippe Braunschweiger Co-Working-Space-Anbieter „Trafo
       Hub“ hat bald was zu feiern: Nach dem Willen der Göttinger Stadtverwaltung
       samt der Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD) wird die Stadt eine
       begehrte Immobilie veräußern – und das Braunschweiger Unternehmen soll den
       Zuschlag für die seit Jahren leerstehende ehemalige
       [1][Justizvollzugsanstalt] (JVA) in der Innenstadt erhalten.
       
       Trafo Hub soll dann dafür sorgen, dass „innovative Gründungen“ in der Stadt
       möglich werden und „Göttingen als Life-Science-Standort“ gestärkt würde,
       wie Verwaltung und Oberbürgermeisterin frohlocken. Leer ausgehen werden
       dagegen mehrere Gruppen, die ein „Soziales Zentrum“ jenseits von privaten
       Gewinnabsichten errichten wollten.
       
       Zumindest deuten die Anzeichen klar auf dieses Szenario hin: „Das Konzept
       der Trafo Hub GmbH aus Braunschweig wird als nachhaltig realisierbar
       angesehen und soll weiterverfolgt werden“, teilt die Verwaltung nun
       angesichts zweier anstehender Ausschussitzungen mit: Zunächst kann am
       Donnerstag der Bauausschuss eine Empfehlung abgeben, wie es mit der
       städtischen Immobilie weitergehen soll.
       
       Am kommenden Montag soll der Verwaltungsausschuss des Stadtrats in geheimer
       Sitzung dem Plan abschließend zustimmen.
       
       ## Kein solidarisches Gesundheitszentrum
       
       Die Festlegung der Stadt auf einen Verkauf der Immobilie ist umstritten:
       Denn in der nun veröffentlichten Stellungnahme macht die Stadtverwaltung
       klar, dass die Alternative in Form eines sozialen Zentrums nicht tragfähig
       sei. Ein Kollektiv von Göttinger:innen aus dem Gesundheitsbereich hatte
       vorgeschlagen, ein solidarisches Gesundheitszentrum zu errichten, in dem
       verschiedene Gesundheits- und Sozialangebote unter einem Dach realisiert
       werden könnte.
       
       Als Teil davon plant die Anwohnerinitiative Forum Waageplatz-Viertel ein
       inklusives selbstorganisiertes Café. Und die „Sozialistische Jugend – Die
       Falken“ braucht größere Räume. Es soll auch Ausstellungsräume geben:
       Gegenüber der ehemaligen JVA befindet sich der Platz der Synagoge (taz
       berichtete), an den in diesen Räumen erinnert werden könnte.
       
       Die Initiator:innen des Sozialen Zentrums wollen die Immobilie in
       städtischer Hand belassen und sie dann anmieten. Demgegenüber will Trafo
       Hub das Gebäude kaufen. Die Stadt hält diese Option für sinnvoller, da das
       leerstehende Gebäude saniert werden muss. Dafür fehle der Stadt das Geld.
       „Zudem hat die Stadt aktuell weder die personellen noch die zeitlichen
       Ressourcen, das Projekt umzusetzen“, teilen Bürgermeisterin und Verwaltung
       mit. Das vorgelegte Finanzierungskonzept der Initiativen hat sie nicht
       überzeugt.
       
       Zwar versuchen Grüne, Linke sowie Die Partei und Volt den Plan noch zu
       verhindern, die von der SPD angeführte Ratsmehrheit will dem Vorhaben der
       Verwaltung aber folgen.
       
       6 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Ehemalige-JVA-in-Goettingen/!5856520
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) André Zuschlag
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Göttingen
 (DIR) Stadtentwicklung
 (DIR) SPD Niedersachsen
 (DIR) Privatisierung
 (DIR) Stadtentwicklung
 (DIR) Göttingen
 (DIR) Gesundheitspolitik
 (DIR) Göttingen
 (DIR) Gesundheitspolitik
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Verwendung der ehemaligen JVA Göttingen: Nächstbester Investor gesucht
       
       SPD, CDU und FDP in Göttingen wollen die ehemalige JVA verhökern. Die
       Initiative „Soziales Zentrum“ bleibt außen vor und ruft zu Protesten auf.
       
 (DIR) Investor zieht sich zurück: Göttinger Knast wieder zu haben
       
       Investor will die alte Göttinger JVA doch nicht kaufen. Die Initiative
       „Soziales Zentrum“ wird wohl trotzdem nicht zum Zuge kommen.
       
 (DIR) Ehemalige JVA in Göttingen: Soziales Zentrum hinter Gittern
       
       In Göttingen steht ein ehemaliges Gefängnis leer. Initiativen wollen daraus
       ein Soziales Zentrum machen, die Stadt will an einen Investor verkaufen.
       
 (DIR) Bundeswehr-Werbung auf Stadtbussen: Göttingen bleibt beim Flecktarn
       
       Als „zutiefst unethisch“ verurteilen Die Partei und Volt im Göttinger
       Stadtrat die Bundeswehr-Werbung auf Bussen. Aber ihre Kritik bleibt
       folgenlos.
       
 (DIR) Kollektiv für eine bessere Behandlung: Gesundheit von unten
       
       Armut und Rassismus können krank machen. Ein Berliner Projekt will nicht
       mehr nur Symptome behandeln, sondern soziale Ursachen bekämpfen.