# taz.de -- Mehr Schutz für Haie: Im Meer statt in der Suppe
       
       > Die Weltartenkonferenz hat beschlossen, 60 Haiarten unter internationalen
       > Schutz zu stellen. Doch Expert:innen geht das nicht weit genug.
       
 (IMG) Bild: Die Haiflossen werden vor allem in Suppen konsumiert
       
       BERLIN taz | Haie sollen weniger auf der Speisekarte landen. Zu diesem
       Ergebnis kam die Weltartenkonferenz Cites in Panama am Donnerstag. Konkret
       handelt es sich um 60 Haiarten, die zum ersten Mal unter internationalen
       Schutz gestellt wurden.
       
       Insgesamt waren 184 Vertragsstaaten seit Montag an dieser Diskussion
       beteiligt. Die Entscheidung soll am Dienstag früh in einem Plenum der
       Konferenz bestätigt werden. Das Ziel der Konvention ist es, den
       internationalen Handel mit wildlebenden Tieren und Pflanzen zu begrenzen,
       damit gefährdete Arten geschützt werden. Insgesamt wird über den
       Schutzstatus von 600 Wildarten entschieden, auch der Schutz von 120
       Baumarten wurde verbessert.
       
       „Das Ergebnis ist auf jeden Fall super, keine Frage“, sagt Ulrich
       Karlowski, Diplombiologe und Vorstand der deutschen Stiftung Meeresschutz
       gegenüber der taz. Bislang hätte der Import bei den meisten Arten keine
       Genehmigung oder Zollkontrollen gebraucht, das werde sich mit der
       Entscheidung ändern, sagt er.
       
       Denn [1][Shark Finning], also das Abtrennen der Finne (Rückenflosse) und
       anderer Flossen des Hais, sei eine „brutale, sinnlose Vernichtung von
       Arten, betont Karlowski. Insbesondere deshalb, „weil nur die Flossen
       genutzt werden“, erklärt der Biologie. Der Rest des Körpers werde oft
       wieder zurückgeworfen. Allerdings hätte Cites mit dem Beschluss „nur den
       Haifischern ihr Handwerk erschwert“, denn gegen [2][illegale Fischerei]
       hätte die Konferenz noch nichts erreicht.
       
       ## Fischerei müsste selbst Schutzmaßnahmen ergreifen
       
       Auch Iris Ziegler, Expertin für nachhaltige Fischerei und Mitglied des
       Sharkprojects, zeigt sich vorsichtig optimistisch. „Es wäre ein absoluter
       Meilenstein für den Haischutz, wenn die gestrige Abstimmung so bleibt“,
       sagt sie zur taz. Allerdings sei der Cites-Beschluss noch nicht endgültig,
       da es noch die Möglichkeit gebe, die Entscheidung erneut abstimmen zu
       lassen. „Wir hoffen und beten natürlich, dass es so bleibt“, so die
       Expertin.
       
       Denn dadurch wäre die größte Hindernis für den Haischutz, nämlich die
       Fischerei, zum Handeln gezwungen, erklärt Ziegler. Sie müsste den Fang
       nachhaltig managen, also die Haibestände kontrollieren und nachhaltig
       bewirtschaften.
       
       Außerdem würde eine verbesserte Überwachung gegen illegalen Handel helfen,
       sagt Ulrich Karlowski von der Stiftung Meeresschutz. „Die meisten Schiffe
       haben keine Videoüberwachung vor Ort, damit man Fänge dokumentieren kann“,
       erklärt er.
       
       Bislang stehen etwa 25 Prozent der Haiarten unter Cites-Schutz. Durch die
       neue Entscheidung sollen künftig 54 Requiemhai-Arten sowie sechs weitere
       Hammerhai-Arten nur noch nachhaltig gehandelt werden dürfen. Der Vorschlag,
       den Geigenrochen zu schützen, wird ebenfalls diskutiert. Die Coronapandemie
       hatte ein wenig zur Entlastung beigetragen, doch nun kehre der Fischfang
       zurück, sagt Karlowski.
       
       ## Haie auch auf deutschen Speisetellern
       
       „In den vergangenen 50 Jahren sind 70 Prozent der Hochseehaie, darunter
       viele Requiemhaie, verschwunden“, sagt Fischereiexpertin Ziegler. „Und der
       [3][Topräuber ist die Fischerei]. Dabei funktioniert ein Ökosystem im Meer
       nicht ohne Haie“. So würden manche Arten 150 Jahre brauchen, um sich zu
       erholen.
       
       Die Haiflossen werden vor allem in Suppen konsumiert, die Knorpelfische
       werden aber „auch wegen angeblich heilender Effekte“ gejagt, erklärt
       Karlowski. „Die Haie werden auch in Deutschland verzehrt“, ergänzt der
       Biologe. „Im Jahr importieren wir 32 Tonnen Haifleisch, das meiste davon
       sind Schillerlocken, also Bauchlappen des Dornhais.“
       
       Überdies könne man an Frischetheken von deutschen Supermärkten Haiarten
       kaufen, was er als „völlig überflüssig und schon gar nicht nachhaltig“
       bezeichnet. Ziegler ergänzt, dass Haifisch darüber hinaus auch in
       Tierfutter verarbeitet wird. „Ich würde nicht ausschließen, dass auch im
       deutschen Hundefutter Haifisch drin ist“.
       
       18 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Trotz-Schutzabkommen/!5050409
 (DIR) [2] /Illegale-Fischerei-an-der-Antarktis/!5022942
 (DIR) [3] /EU-plant-Kontrollen-gegen-Ueberfischung/!5848237
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Shoko Bethke
       
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