# taz.de -- Ökonomin Veronika Grimm: 4 gegen 1 bei den Wirtschaftsweisen > Es kriselt bei den wichtigsten ökonomischen BeraterInnen der > Bundesregierung: Die Ökonomin Veronika Grimm soll das Gremium der > Wirtschaftsweisen verlassen. (IMG) Bild: Schwierige Angelegenheit: Veronika Grimm ist Wirtschaftsweise und wird Aufsichtsrätin bei Siemens Energy BERLIN taz | Sie findet die Schuldenbremse richtig, hat nichts gegen Rentenkürzungen, den Weiterbetrieb stillgelegter Atomkraftwerke und kritisiert die „schwache Transformationspolitik“ von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne): Wenn nun vier Mitglieder des [1][Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung] dem fünften Mitglied [2][Veronika Grimm] den Rücktritt bei den „Wirtschaftsweisen“ nahelegen, ist das auch eine hochpolitische Angelegenheit. Im Dezember erfuhren die Mitglieder des wichtigsten ökonomischen Beratergremiums der Bundesregierung offenbar aus den Medien von der Nominierung der Erlanger Wirtschaftsprofessorin als Aufsichtsrätin bei [3][Siemens Energy]. Und waren „entsetzt“, wie aus dem Gremium zu hören ist: Der Energietechnik-Konzern habe Staatsbürgschaften in Höhe von 7,5 Milliarden Euro erhalten und buhle um Aufträge durch die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung. Deshalb sei die Nominierung für den Siemens-Posten zwar eine „Auszeichnung“ für Grimm, aber auch eine „Herausforderung“ für den Rat, heißt es in einer Mitteilung der „Wirtschaftsweisen“ Monika Schnitzer, Achim Truger, Ulrike Malmendier und Martin Werding. Mögliche Interessenskonflikte berührten „die Arbeit des Sachverständigenrates in Kernbereichen“. Das Sachverständigenratsgesetz von 1963 schließe zwar die Wahl eines Ratsmitglieds in einen Aufsichtsrat nicht aus. Jedoch habe die „öffentliche Sensibilisierung für Compliance-Themen stark zugenommen“. „Wenn wir Veronika in Zukunft von Beratungen über grünen Wasserstoff oder Windenergie ausschließen müssen, wäre das eine Katastrophe, das ist ja ihr Fachgebiet“, lässt sich die in den USA tätige Ökonomin Malmendier zitieren. „Wenn sie andererseits das Problem selbst nicht sieht und sagt, nee, ihr müsst mich gar nicht ausschließen, haben wir noch ein größeres Problem.“ ## „Weise“ schon in Aufsichtsräten Grimm sieht das anders – und will sich in der kommenden Woche auf ihren neuen Posten wählen lassen: Sie will die Doppeltätigkeit vom Habeck-Ministerium und vom Bundeskanzleramt prüfen lassen. Was nun? Aus dem FDP-geführten Finanzministerium hieß es am Donnerstag, es sehe keine Gründe für einen Ausschluss der Ökonomin. FDP-Wirtschaftspolitiker Reinhard Houben meinte gar, es sei „perfide“, einen Interessenkonflikt zu konstruieren, auch frühere „Weise“ hätten in Aufsichtsräten gesessen. Dass Grimm vergleichsweise häufig in den Medien auftaucht und konservative Standpunkte vertritt, sei auf jeden Fall nicht der Grund gewesen, die Sache öffentlich zu machen, heißt es unisono aus Ratskreisen. 21 Feb 2024 ## LINKS (DIR) [1] https://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/index.html (DIR) [2] /Wirtschaftsweise-ueber-Mercosur-Abkommen/!5953154 (DIR) [3] /Windenergiekonzerne-in-der-Bredouille/!5987469 ## AUTOREN (DIR) Kai Schöneberg ## TAGS (DIR) Bundesregierung (DIR) Wirtschaftswissenschaften (DIR) Ökonomie (DIR) Achim Truger (DIR) Wirtschaftsweisen (DIR) Börse (DIR) Neoliberalismus (DIR) Wirtschaftsweisen (DIR) Sachverständigenrat (DIR) Sachverständigenrat ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Frühjahrsgutachten: Weg mit der Schuldenbremse! Der Investitionsbedarf ist enorm, die Schuldenbremse ein Hemmschuh. Der Kleinkrieg unter den Wirtschaftsweisen ist ein Nebenschauplatz. (DIR) Ökonomin Veronika Grimm: Zwei Ämter für Grimm Die Ämter der Wirtschaftsweisen Grimm, die künftig auch Aufsichtsrätin sein wird, könnten sich beißen. Juristisch einwandfrei und doch etwas anrüchig. (DIR) Angriff auf den Sozialstaat: Nicht die Butter vom Brot nehmen „Rente oder Rüstung?“ wird zur zentralen Frage. Doch die Attacken auf den Sozialstaat lenken davon ab, dass auch ein Gegenangriff möglich wäre. (DIR) Streit bei den Wirtschaftsweisen: Expertin beschädigt sich selbst Manche wittern hinter dem Streit eine Intrige gegen die Wirtschaftsweise Veronika Grimm. Tatsächlich geht es um etwas anderes. (DIR) Stabile Finanzmärkte: Wirtschaftsweise sind optimistisch Der Sachverständigenrat sieht die Finanzmärkte trotz Turbulenzen nicht in Gefahr. Die Wirtschaft soll wachsen, während die Bankenkrise weiter köchelt. (DIR) Frauen-Mehrheit in Sachverständigenrat: Auf ihre Weise Die in den USA lehrende Ökonomin Malmendier zieht in den Sachverständigenrat ein. Damit stellen erstmals Frauen die Mehrheit der Wirtschaftsweisen. (DIR) Wirtschaftsweiser zur Konjunktur: „Die Unsicherheit ist hoch“ Der Wirtschaftsweise Achim Truger berät die Bundesregierung. Er plädiert für eine Obergrenze für kreditfinanzierte Investitionen.