# taz.de -- Petition der Woche: Land der langen weißen Wolke
       
       > Die Māori-Partei möchte alle Ortsnamen Neuseelands in die indigene
       > Sprache zurückverwandeln. Der einstige Kolonialstaat hieße dann Aotearoa.
       
 (IMG) Bild: Rawiri Waititi von der Māori-Partei setzt sich für die Namen seiner Ahnen ein
       
       Kia ora – hallo! Morgen endet die „Māori Language Week“. Jedes Jahr setzen
       sich mehr Menschen dafür ein, dass in Neuseeland verstärkt Māori gesprochen
       wird. Superstar Lorde veröffentlichte diese Woche gar fünf Songs in der
       indigenen Sprache.
       
       15 Prozent der Kiwis sind Māori, nur 3 Prozent des Fünf-Millionen-Staates
       sprechen jedoch ihre Sprache. Wobei immer mehr sie lernen, egal welcher
       Abstammung. Durch die britische Kolonialisierung wurde die Sprache der
       Ureinwohner seit Anfang des letzten Jahrhunderts systematisch unterdrückt.
       1950 konnte nur noch ein Viertel von ihnen sie fließend. Es gab Prügel in
       der Schule für Kinder, die nicht Englisch redeten.
       
       1987 wurde Māori endlich auch offizielle Landessprache. Seitdem gibt es
       immer mehr Ursprungsnamen, zum Teil als Doppelname. Der höchste Berg des
       Landes heißt jetzt Aoraki/Mount Cook. Neuseeland ist sichtbar bikulturell:
       Öffentliche Gebäude sind zweisprachig beschriftet, Māori ist Pflichtfach in
       Schulen, es gibt Māori TV. Der Māori-Partei geht das nicht weit genug. Sie
       fordert die offizielle Umbenennung des Landes in „Aotearoa“, was „Land der
       langen weißen Wolke“ bedeutet und längst allgemein gebräuchlich ist.
       
       [1][Ihre Petition], die bereits in den ersten Stunden Tausende von
       Unterschriften bekam, sieht vor, dass bis 2026 auch sämtliche Ortsnamen in
       ihren Ursprung zurückverwandelt werden. Die Metropole Auckland würde zu
       Tāmaki-makau-rau, die Haupstadt Wellington zu Te Whanganui-a-Tara und
       Christchurch zu Ōtautahi.
       
       ## Premierministerin Jacinda Ardern zurückhaltend
       
       Als im August ein Naturreservat in Wellington in Waimapihi umbenannt wurde,
       stieß das vielen aber als zu „woke“ auf. Stadträtin Tamatha Paul, die nach
       und nach auch Straßennamen ändert, sagt: „Ich bin froh, einer Generation
       anzugehören, die unsere koloniale Vergangenheit loswird.“
       
       Die Betreiber der Petition machen sich auf einen wesentlich größeren
       Backlash gefasst. „Wir sind es unendlich leid, dass die Namen unserer Ahnen
       verstümmelt, bastardisiert und ignoriert werden“, so Rawiri Waititi von der
       Doppelspitze der Māori-Partei. „Wir sind im 21. Jahrhundert, das muss sich
       ändern.“ Zwei ähnliche Petitionen wurden 2019 im Parlament abgeschmettert.
       
       „Aotearoa“ ist erst seit dem 19. Jahrhundert im Umlauf. Davor hatten Māori
       Namen für je einzelne Inseln. Laut Waititi sei es ein Name, der das Land
       mehr vereinen als spalten würde. „New Zealand“ dagegen sei eh nur die
       Übersetzung von „Nieuw-Zeeland“, das Kartografen im 17. Jahrhundert von
       einer holländischen Provinz ableiteten.
       
       [2][Premierministerin Jacinda Ardern] hält sich bedeckt, was die Petition
       angeht. Letztes Jahr sagte die Labour-Chefin, dass der nationale
       Namenswechsel nichts sei, was ihre Regierung „untersuchen“ wolle. Aber sie
       sei dafür, dass mehr Menschen das ursprüngliche Wort benutzen.
       
       Der einstige Vizepremier Winston Peters, dessen Vater Māori war, tut die
       vorgeschlagene Namensänderung dagegen als „dämlichen Extremismus“ ab. „Wir
       sind dafür, Neuseeland zu bleiben“, so der Konservative. David Seymour,
       Kopf der neoliberalen ACT-Partei, twitterte, dass jeder bereits frei sei,
       Māori-Namen zu verwenden. Die Petition dagegen sei der Versuch, den Namen
       „Neuseeland“ zu verbieten. Sein letztes Argument: Die Umtaufe würde
       Verwirrung für Neuseeland als „internationale Marke“ stiften.
       
       18 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.maoriparty.org.nz/nz_to_aotearoa
 (DIR) [2] /Neuseelands-Premierministerin-Ardern/!5720045
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anke Richter
       
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