# taz.de -- Prorussische Desinformationskampagne: Wenn Lügner die „Lügenpresse“ lieben > Prorussische Trolle verbreiten auf Facebook täuschend echt aussehende > Nachrichtenwebseiten. Dabei vertrauen sie denen doch sonst selbst > nicht. (IMG) Bild: Und jetzt: die Nachrichten Hast du’s schon gehört? Ein Teenager ist wegen ausgeschalteter Straßenbeleuchtung in Berlin von seinem Fahrrad gestürzt und anschließend verstorben. Die Nachricht erscheint auf Facebook mit einem Link auf die Webseite bild.de. Die Voyeuristen klicken drauf. Und nach 34 Sekunden Kurzclip ist klar: Die Regierung ist mal wieder an allem schuld, wer denn sonst? Das Problem ist, diese Nachricht ist erfunden. Eine Lüge. Selbst häufige Internetsurferinnen würden auf diese Meldung hereinfallen, denn die nachgebaute Webseite sieht so täuschend echt aus, dass nur bei genauem Hinsehen der Fake auffällt. Und wer sieht schon genau hin, online? Die Schrift ist ein wenig fetter als beim Original und als Fotoquelle steht etwa: неизвестный. Weitere Opfer der Desinformationskampagne sind große Medienmarken wie Welt, T-Online oder Spiegel. Sie sehen so real aus, dass man von einer neuen Generation der Fake News sprechen kann. Die [1][prorussische Propaganda] kopiert Nachrichtenseiten, denen die Masse vertraut. Das Paradox ist, dass gerade Rechte, die Putin unterstützen, diesen Medien seit Jahren vorwerfen, Lügen zu verbreiten. Was die nachgeahmten Webseiten betrifft, muss man den Rechten einmal recht geben. Sie lügen tatsächlich sehr professionell. Da kommt der Verdacht auf, dass eine russische Trollfabrik, wie etwa die [2][Internet Research Agency] in St. Petersburg, dahintersteckt. Ein Heer von vermutlich Hunderten Fake-Profilen bei Facebook und Twitter teilen und kommentieren pausenlos. Ihre Profilbilder sind häufig mit einer künstlichen Intelligenz hergestellt, genauso fake wie die Inhalte an sich. Und was macht der Gastgeber Facebook mit den ungewollten Gästen? Es wäre lobenswert, wenn das Unternehmen [3][Faktenchecks ernster, schneller und häufiger bearbeitet]. Doch aktuell verdient Facebook Geld an der Desinformation. Zuletzt traten Seiten auf, die Werbung mit ihren Posts schalteten und sich noch schneller im Netzwerk verbreiteten. Wer die Profile und Seiten als Werbung geschaltet hat, gab Facebook nicht bekannt. Wir halten fest: Kriege sind der ideale Nährboden für Verschwörungstheorien. Auch in dieser Sekunde wird jemand einen Link anklicken und in einem Lügenmärchen seine Wahrheit finden. Zumindest [4][taz.de] haben die Trolle noch nicht nachgebaut. 30 Aug 2022 ## LINKS (DIR) [1] /Russischsprachige-Communities/!5847458 (DIR) [2] /Facebook-Kampf-gegen-Propaganda/!5465930 (DIR) [3] /Urteil-im-Fall-Kuenast/!5848299 (DIR) [4] / ## AUTOREN (DIR) Tomas Cabanis ## TAGS (DIR) Fake News (DIR) Desinformation (DIR) Mediennutzung (DIR) GNS (DIR) Krim (DIR) Propaganda (DIR) Schwerpunkt Stadtland (DIR) Desinformation (DIR) Annalena Baerbock (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine (DIR) Sommercamp 2022 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Eine Frage der Medienkompetenz: Auch im Urlaub immer der Beruf Der Lügenpresse-Vorwurf kann Journalisten nie kalt lassen. Die Forderung nach Medienkompetenz gilt aber für alle. Also auch für Journalisten. (DIR) Fake-News-Kampagnen im Netz: Flut an Desinformationen Konstantin von Notz ist Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums – und warnt vor gezielten Fake-News-Kampagnen Moskaus. Er will aufklären. (DIR) Social-Media-Kampagne gegen Baerbock: „Desinformation von der Stange“ Außenministerin Baerbock versichert der Ukraine ihre Unterstützung, unabhängig von der öffentlichen Meinung. Es folgt eine Schmutzkampagne. (DIR) Dugin-Tochter bei Anschlag getötet: Mordermittlungen in Moskau Wer steckt hinter dem Tod von Darja Dugina, der Tochter von Putins Chefideologen? Klar ist: Sie war vehemente Verteidigerin von Russlands Angriffskrieg. (DIR) Wir fordern: Bewussteren Umgang mit Social Media … in der Kriegsberichterstattung, weil wir mit unserer Social-Media-Nutzung zu Kriegsdynamiken beitragen. (DIR) Experte über Infokrieg in der Ukraine: „Social Media ein Game-Changer“ Schulungen für Soldaten, Posts in vielen Sprachen: Die Ukraine hat erkannt, wie wichtig soziale Medien sind, sagt Politikwissenschaftler Tobias Fella.