# taz.de -- „Querdenken“ in den Hochwassergebieten: Die braune Flut
       
       > „Querdenken“ und die rechte Szene nutzen die Hochwasserkatastrophe für
       > Propaganda gegen den Staat. Angebliche Solidarität ist Stoff der
       > Selbstvermarktung.
       
 (IMG) Bild: Einsamer Zwerg im Geröll: Szene aus dem überfluteten Bad Neuenahr-Ahrweiler am 18. Juli
       
       Sie rufen zu Spenden auf, sie räumen Schlamm weg – und sie inszenieren
       sich. Die Hochwasserkatastrophe in West- und Südwestdeutschland hat die
       verschiedensten Akteur:innen aus dem „Querdenken“-Spektrum und der
       rechtsextremen Szene veranlasst, [1][Hilfsaktionen zu starten.] Einzelne
       bieten ihre Konten für Geldspenden an, andere sammeln Sachspenden, wieder
       andere räumen Schutt weg.
       
       Ihre Hilfen und die angebliche Unterstützung werden allesamt breit in den
       sozialen Netzwerken veröffentlicht. Ein Teil des „Querdenken“-Spektrums hat
       sich [2][mit diesen Aktionen] angesichts der bevorstehenden
       Fast-Postcoronazeit nicht nur ein neues Thema gesucht, sondern gleichzeitig
       der rechten Szene weiter angenähert.
       
       Ihre Botschaft lautet: Der Staat hat versagt. Er hat die Menschen allein
       gelassen. Hilfe sei jetzt einzig von den eigenen Strukturen zu erwarten.
       Die Botschaft geht mit einer Strategie einher. Die Solidarität ist Stoff
       der Selbstvermarktung. So sind die Telegram-Kanäle voll mit Videos von den
       ach so guten Taten.
       
       Bei all dem Dokumentieren und Promoten stellt sich die Frage, ob überhaupt
       nachhaltige Hilfen stattfinden. „Volkslehrer“ Nikolai Nerling berichtet in
       die eigene Handykamera, wie er den Matsch in einem Keller wegräumt, und
       beendet eilig die Aufnahme, da er sich „nicht vor der Arbeit drücken“
       wolle.
       
       Fatal ist der Schluss derer, die sich selbst weit ab vom Mainstream
       positionieren. So sei diese Flutkatastrophe weder Zufall noch dem
       Klimawandel geschuldet. Sie inszenieren sich als „die Guten“, als die
       „Kümmerer“ und behaupten, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel lange gewarnt
       worden sei und trotzdem „über 150 Deutsche ertrinken“ ließ.
       
       Die Flutkatastrophe ist aus der schrägen Perspektive des
       „Querdenken“-Spektrums „vorsätzliches Staatsversagen“, das offenbare, wie
       sehr Deutschland nur noch von unten gerettet werden könne. Kanzlerkandidat
       Armin Laschets Lachen vor Ort ist Wasser auf den Mühlen all jener, die an
       Verschwörungen glauben und die die Chance nutzen, Andersdenkende
       anzufeinden.
       
       22 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.deutschlandfunk.de/rheinland-pfalz-cdu-kritisiert-vermeintliche-fluthilfe-von.1939.de.html?drn%3Anews_id=1282841
 (DIR) [2] https://www.tagesspiegel.de/politik/von-corona-demos-ins-katastrophengebiet-wie-querdenker-und-rechte-die-not-der-flut-opfer-missbrauchen/27440964.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
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