# taz.de -- Radspur auf der Schönhauser Allee: Wieder Montagsdemos in Pankow
       
       > Gegen den möglichen Stopp des Radweg-Projekts auf der Schönhauser Allee
       > wollen Verbände nun regelmäßig und hartnäckig protestieren.
       
 (IMG) Bild: Der olle Radweg am Rand sollte eigentlich bald der Vergangenheit angehören
       
       BERLIN taz | Montagsdemonstrationen gab es nicht nur in den letzten Tagen
       der DDR – auch die fahrradfreundliche Umgestaltung etwa der
       Charlottenburger Kanststraße wurde damit erkämpft. Jetzt rufen der Verein
       Changing Cities und der ADFC Pankow wieder zum Wochenanfangs-Protest auf:
       Ab kommendem Montag sollen möglichst viele Menschen auf der Schönhauser
       Allee in Prenzlauer Berg für den Bau der neuen Radwege demonstrieren –
       radfahrend natürlich.
       
       Der längst beschlossene Umbau der wichtigen Verbindung sollte in diesem
       Herbst endlich starten, [1][dank des von Verkehrssenatorin Manja Schreiner
       (CDU) verkündeten Planungsstopps] steht das aber wieder auf der Kippe.
       Zurzeit gibt es widersprüchliche Informationen darüber, ob die
       Bauleistungen bereits an eine Firma vergeben wurden oder nicht. Wie die
       Berliner Morgenpost berichtete, gibt es hier [2][keine klaren Aussagen der
       Beteiligten]. Nach Klarstellungen von Schreiner jedenfalls dürfte das
       Projekt nicht mehr gestoppt werden, wenn Bauarbeiten schon beauftragt
       wurden.
       
       Genau genommen geht es um ein recht überschaubares Teilstück der
       Schönhauser, auf dem der Radverkehr allerdings besonders von einer
       Neugestaltung profitieren würde. Auf rund 700 Metern Länge zwischen den
       Kreuzungen mit der Danziger und der Eberswalder Straße sowie der Stargarder
       und der Gleimstraße sollen die Fahrräder die rechte der drei Fahrbahnen
       erhalten, der bisherige, schmale und holperige Hochbord-Radweg würde dem
       Gehweg zugeschlagen. Auf der linken Fahrbahn fahren Tram und Autos, die
       mittlere würde ebenfalls von Autos genutzt werden – allerdings unterbrochen
       von temporären Ladezonen.
       
       Aus diesem Grund war der vor über einem Jahr von der damaligen Senatorin
       Bettina Jarasch (Grüne) und CDU-Stadträtin Manuela Anders-Granitzki
       vorgestellte Plan von Fahrradverbänden begrüßt, [3][vom
       ÖPNV-Fahrgastverband IGEB aber kritisiert worden]: Diese Nutzung des
       Straßenquerschnitts werde dazu führen, dass auf der linken Spur ständig
       Stau herrsche, in dem die Straßenbahn nicht mehr vorankomme. Auch die
       Tatsache, dass Fahrgäste der Tram an der Haltestelle Milastraße den neuen,
       mit Betonelementen abgetrennten Radweg queren müssten, sei problematisch.
       
       Insofern sagt der stellvertretende IGEB-Vorsitzende Matthias Gibtner der
       taz auch auf Nachfrage, eine „Nachdenkphase“ könne im Fall der Schönhauser
       „von Vorteil sein“. Sein Verband halte es prinzipiell für problematisch,
       „wenn zwischen den umweltfreundlichen Verkehrsarten ein Konflikt aufgemacht
       wird“, stattdessen bedürfe es einer integrierten Planung. Allerdings will
       auch Gibtner das nicht als Zustimmung zum Vorstoß der Verkehrssenatorin
       verstanden wissen: „Frau Schreiners Zielrichtung ist ja eine andere – sie
       will den Radverkehr ausbremsen.“
       
       ## „Das Problem ist der Autoverkehr“
       
       Changing-Cities-Sprecherin Ragnhild Sorensen räumt ein, dass es für die
       Straßenbahn problematisch werden kann, wenn die mittlere Fahrbahn
       zeitweilig als Lieferzone benutzt würde. Sie sagt aber auch: „Das Problem
       ist nicht der Radweg, sondern der Autoverkehr.“ Wenn Rad und ÖPNV von
       diesem behindert würden, müsse er eben weg. „Das Ziel, den Umweltverbund zu
       bevorzugen, ist im Mobilitätsgesetz festgeschrieben.“ Möglicherweise, so
       Sorensen, könne das ja stufenweise geschehen, je nachdem, ob und wie der
       neue Nutzungsquerschnitt funktioniere.
       
       Vorläufig geht es den AktivistInnen erst einmal darum, das Projekt zu
       retten. Angemeldet sind die Montagsproteste als reguläre Demonstrationen,
       los geht es zum erstem Mal am 26. Juni um 8:15 Uhr an der Ecke Dänenstraße
       neben dem S-Bahnhof Schönhauser Allee. Die Radfahrenden sollen dann [4][die
       Strecke zwischen Wichert- und Stargarder Straße mehrfach abfahren]. „Wir
       ziehen unsere Kreise bis 9 Uhr“, so Hans Hagedorn vom Netzwerk
       Fahrradfreundliches Pankow. Gefahren werde nach StVO „gemütlich“ auf der
       rechten Fahrspur. Autos könnten „überholen, soweit der Platz es zulässt“.
       
       23 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Stopp-fuer-Radwege-in-Berlin/!5942714
 (DIR) [2] https://www.morgenpost.de/bezirke/pankow/article238762415/Neues-Chaos-um-Schoenhauser-Allee-Baufirma-schon-bestellt.html
 (DIR) [3] /Verkehrswende-in-Pankow/!5847008
 (DIR) [4] https://changing-cities.org/montagmorgen-demos-bis-die-guten-radwege-da-sind/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Claudius Prößer
       
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