# taz.de -- Rekordpreis bei Gold: Die perfekte Blase
       
       > Anleger stürzen sich auf Gold: Das Edelmetall ist so teuer wie nie zuvor.
       > Dabei hat es längst keinen Nutzen mehr.
       
 (IMG) Bild: Gold ist so teuer wie nie zuvor
       
       Die Anleger flüchten in Gold: Am Montag kostete eine Feinunze 1.944,20
       Dollar – und war damit so teuer wie noch nie zuvor. Goldbesitzer werden
       reich, jedenfalls auf dem Papier, denn seit der Jahrtausendwende ist der
       Goldpreis um etwa 550 Prozent gestiegen. Ein besseres Geschäft war gar
       nicht denkbar.
       
       Sollte man also weiter Gold kaufen? Viele Deutsche sind davon fest
       überzeugt. Kein europäisches Volk bunkert so viel Edelmetall wie die
       Deutschen – nur die Italiener horten noch mehr Gold pro Kopf. Auf den
       ersten Blick wirkt das Kalkül rational: Gold soll angeblich vor
       Inflationen, Finanzkrisen und sonstigen Turbulenzen schützen. Die Anleger
       glauben, dass sie sich auf eine Art virtuelle Insel zurückziehen könnten,
       fernab vom lästigen Staat.
       
       Diese Sicht ist jedoch völlig falsch. Gold hat nur Wert, weil der Staat es
       künstlich knapp hält. Ein relevanter Teil lagert nämlich gar nicht bei
       Privatleuten, sondern bei den staatlichen Notenbanken. Allein die
       Bundesbank besitzt 3.364 Tonnen; die USA verfügen über 8.133 Tonnen. Würden
       die Zentralbanken ihr Gold veräußern, würde der Preis sofort in die Tiefe
       rauschen.
       
       So paradox es ist: Gold hat nur Wert, solange es nicht in Massen verkauft
       wird. Denn einen echten Nutzen gibt es nicht. Früher wurde wenigstens
       Zahngold benötigt, doch inzwischen ist die Dentaltechnik längst auf andere
       Füllungen umgestiegen. Auch die Elektroindustrie behilft sich meist mit
       Ersatzstoffen, und selbst Eheringe werden jetzt oft aus anderen Metallen
       hergestellt. Die einzige Rettung für die Gold-Spekulanten sind die
       Heiratsbräuche in Indien und China, die oft noch eine goldene Mitgift
       vorsehen.
       
       Man kann es gar nicht oft genug wiederholen: Gold neigt zur perfekten
       Blase. Sein Preis steigt genau so lange, wie die Anleger glauben, dass sein
       Preis steigt. Leider ist dieser Unsinn nicht folgenlos, denn noch immer
       wird neues Gold gefördert. Fast alle Minen hinterlassen [1][Giftmüll] wie
       Zyanid, Quecksilber und Schwermetalle; viele [2][Bergwerke] zerstören zudem
       Naturreservate oder vertreiben Ureinwohner. Gold glänzt nicht, es sieht nur
       so aus.
       
       28 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Umstrittene-Geschaefte-in-Zentralafrika/!5693175
 (DIR) [2] /Guinea-in-der-Krise/!5696961
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ulrike Herrmann
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Gold
 (DIR) Goldmine
 (DIR) Rohstoffe
 (DIR) Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
 (DIR) Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
 (DIR) Schwerpunkt Klimagerechtigkeit
 (DIR) Big Maple Leaf
 (DIR) Recycling
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Erdrutsch in der Türkei: Umweltgefahr Goldmine
       
       Nach einem Minenunglück droht eine Umweltkatastophe: Cyanidhaltiger Abraum
       könnte das Wasser über die Region hinaus verseuchen.
       
 (DIR) Krieg in Kongos Goldrevier: Die mörderische „Kooperative“
       
       Niemand versteht den neuen blutigen Milizenkrieg in Kongos Provinz Ituri.
       Auch die Armee begeht Übergriffe im Kampf gegen die Codeco-Miliz.
       
 (DIR) Umstrittene Geschäfte in Zentralafrika: Deutscher Griff auf Kongos Gold
       
       Eine deutsche Bergbaufirma soll Kongos Staatsanteile an einigen der
       wichtigsten Goldminen übernehmen. Kritiker sprechen von einem „Ausverkauf“.
       
 (DIR) Guinea in der Krise: Wälder weg, Luft und Wasser dreckig
       
       Der Abbau von Gold, Eisen und Bauxit bedrohen in dem afrikanischen Land
       Menschen und Umwelt. Bei Demonstrationen schießt das Militär.
       
 (DIR) Urteil im Goldmünzen-Prozess: Falscher Glamour
       
       Das Landgericht Berlin hat die Urteile im Goldmünzen-Prozess gesprochen.
       Drei Angeklagte müssen in Haft. Was bleibt: Eine Protzmünze weniger.
       
 (DIR) Refurbisher über viele neue Smartphones: „Eine Katastrophe fürs Klima“
       
       Lieber aufbereiten statt wegschmeißen, fordert Kilian Kaminski. Er hat sich
       auf den Handel mit gebrauchten Elektrogeräten spezialisiert.