# taz.de -- Samstagskrimi im Ersten: Ein bisschen Urlaubsersatz
       
       > Dünen aus Drohnenperspektive: In Husum möchte Komissarin Ria Larsen eine
       > Mordserie aufklären. Der Täter wurde aber vielleicht schon gefasst.
       
 (IMG) Bild: Kommissarin Ria Larsen jagt mit ihrem Kollegen Michael Brandt einen Ritualmörder
       
       Die geistige Elite wird die vielen Drohnenaufnahmen in diesem
       Samstagabendfernsehkrimi monieren. Da ist was dran. Seit Luftaufnahmen
       mittels kleiner Propellermaschinen günstig zu machen sind, tauchen sie in
       mehr als jedem zweiten Fernsehfilm auf.
       
       Andererseits sind gerade diese Luftaufnahmen nicht ohne Reiz. Wenn die
       Kamera die Küstenlandschaft bei Husum überfliegt, dann mögen daran viele
       Freude finden, denen die [1][gegenwärtige Corona-Pandemie den Osterurlaub
       verhagelt] hat.
       
       Mehr Skepsis ist aufzuwenden auf den Umstand, dass es sich um einen
       weiteren Beitrag aus dem Serienkiller-Genre handelt. Der Schriftsteller
       Raymond Chandler soll gesagt haben, dass er, sobald er mit einer Geschichte
       nicht weiterkam, einfach einen Mann mit einem Revolver durch die Tür kommen
       ließ. Heutige Thrillerautor:innen legen stattdessen die nächste Leiche aus,
       sobald sie nichts mehr zu erzählen wissen.
       
       Bei der Drehbuchautorin Heike Voßler sieht das ein wenig anders aus. Die
       Morde haben einen Kontext. Die Geschichte besitzt über das reine
       Krimigeschehen hinaus Relevanz. Ein unmodernes Kriterium, aber warum nicht
       mal ein bisschen altmodisch sein? Besinnen wir uns nicht gerade alle auf
       klassische Werte?
       
       ## Die Rolle des Psychopathen ist etwas übertrieben
       
       Die erste Tote sitzt, vom Täter oder der Täterin adrett hergerichtet und
       mit einer markanten Tätowierung versehen, in den Dünen auf einer Bank. Eine
       Mordkommission wird aufgestellt. Die junge Kommissarin Ria Larsen (Karoline
       Schuch) bekommt die Leitung übertragen. Die Verwunderung der älteren
       Kollegen ist mit Händen zu greifen.
       
       Der Chef (Max Herbrechter) hat seine Gründe. Die Merkmale der Tat stimmen
       mit einer älteren Mordserie überein. Damals wurde der Täter gefasst:
       Eberhard Wernicke (Martin Wuttke), der seitdem die forensische Psychiatrie
       nicht verlassen hat. Hat er einen Nachahmer gefunden, oder lenkt er aus der
       Haft eine Marionette?
       
       So weit, so üblich. Hinzu kommt nun aber, dass die damalige
       Ermittlungsleiterin Elisabeth Haller (Charlotte Schwab) über dem Fall zu
       einem Wrack geworden ist. Larsen bemüht sich um ihre Mitarbeit und muss
       sich obendrein noch männlicher Kollegen erwehren, die mehr hindern als
       helfen.
       
       Einwände? Martin Wuttke in der Rolle des abgefeimten Psychopathen hätte
       etwas gebremst werden dürfen. Und man könnte mal darüber nachdenken, ob
       sich Kommissarinnen zwingend entweder beim Joggen oder im Schwimmbad
       abreagieren müssen.
       
       Gibt es da [2][wirklich keine anderen Ideen]?
       
       25 Apr 2020
       
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